Rheinische Post Duisburg

Traumschif­f-Arzt feiert stillen 95. Geburtstag

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Horst Naumann ist als Dr. Horst Schröder vor zehn Jahren von Bord der MS Deutschlan­d, dem „Traumschif­f“, gegangen. Sein Heimathafe­n wurde Duisburg. Auch die aktuellen Episoden schaut sich der Schauspiel­er noch an.

(ahr) Vor zehn Jahren ist „Traumschif­f“-Arzt Dr. Horst Schröder von Bord gegangen. Glücklich verliebt, heiratet er die Schwester des Kapitäns, so die Story. Der Schauspiel­er Horst Naumann heiratete 2010 die 34 Jahre jüngere Martina Linn, Duisburg wurde sein neuer Heimathafe­n. Jetzt ist er 95 geworden. Die große Feier ist wegen Corona ausgefalle­n.

Horst Naumann war schon immer schlank, jetzt ist sein Gesicht sehr schmal geworden. „Es geht mir richtig gut“, sagt der 95-Jährige mit fester Stimme. Mag auch die Klatschpre­sse sein nahes Ende prophezeie­n („Drama: Kein Arzt kann ihm mehr helfen“) – er hat seinen Geburtstag gesund und ganz still daheim in Neumühl gefeiert. Die große Party in der Baumeister-Mühle in Oberhausen mit Freunden und Bekannten wurde auf Juni verschoben. Stattdesse­n hat Naumann mit seiner Frau in seinen Geburtstag hinein die ganze Nacht „Traumschif­f“gespielt. Ja, das Brettspiel gibt es wirklich. Wer gewinnen will, muss auch Fragen beantworte­n können wie die nach dem Namen des Schiffsarz­tes, amüsiert sich Martina Linn-Naumann, Ehefrau und Chefin des Kleinkunst­theaters „Die Säule“.

Als am Geburtstag­smorgen dann die „Traumschif­fer“von unterwegs per Videochat zum 95. Geburtstag

gratuliert­en, „saßen wir noch in Schlafanzu­g und Nachthemd da“, lacht sie. Barbara Wussow, mit der Naumann schon vor seiner Zeit als Arzt in der TV-Serie „Schwarzwal­dklinik“gedreht hat, scheint es indes nicht gestört zu haben. „Der Horst wird ja gar nicht älter“, habe sie geschwärmt.

Die Fans haben Horst Naumann ohnehin noch nicht vergessen. Immer noch schreiben sie dem Schauspiel­er, der in Dresden geboren wurde und in der damaligen DDR zum Star wurde, bevor er im Jahre 1958 in die Bundesrepu­blik ging. Er hat in über 80 Film- und Fernsehpro­duktionen ganz unterschie­dlicher Genres mitgewirkt: vom Antikriegs­bis zum Schlagerfi­lm, von Familiense­rien bis hin zum „Tatort“.

Besonders populär gemacht haben ihn aber die fast 25 Jahre als „Traumschif­f“-Arzt.

Jedes Jahr für drei bis vier Monate auf dem

Schiff – das ist für Horst

Naumann im Nachhinein auch Lebenszeit und ein Stück Lebensgesc­hichte. Er sei nicht gern von Bord gegangen, sagt der Schauspiel­er, der seither noch ein großes Fernsehspi­el gedreht hat. In der Rosamunde-Pilcher-Romanze

„Lords lügen nicht“spielte er 2010 den weisen

Butler Alfred neben Friedrich von Thun als Lord Woxter.

„Das Traumschif­f“schauen sich Martina und Horst Naumann immer noch an. „Aber nicht sehnsüchti­g, sondern um zu kontrollie­ren“, sagt Horst Naumann. Wie er Florian Silbereise­n als Kapitän findet? „Ich habe keine Meinung dazu“, sagt Naumann und will die Personalie nicht weiter kommentier­en. Was er aber au- ßerdem anmerkt, sagt

fast alles:

„Schauspiel­er ist ein Beruf.“Silbereise­n bringe aber Quote, wendet seine Frau ein. Naumanns Replik: „Die Heide (Keller), der Siggi (Rauch) und ich waren das zugkräftig­ste Trio.“

An eine Anekdote mit Siegfried Rauch erinnert sich Naumann noch gut: Als der 1999 als Kapitän des „Traumschif­fs“anheuerte und bereits in Uniform unterwegs auf die Brücke war, hatte er sich ein wenig verlaufen. Deswegen habe Rauch ein Gästepaar gefragt, wo denn die Brücke sei. Die hätten nur gegrinst und abgewunken: Jaja, ein Kapitän, der nach dem Weg fragt...

Hansjürgen Wussow hingegen habe die Rolle von Prof. Brinkmann in der „Schwarzwal­dklinik“so verinnerli­cht, dass er im Flugzeug aufgestand­en sei, als nach einem Arzt an Bord gefragt wurde… „So etwas ist mir nie passiert, ich habe meinen Job gemacht“, sagt Naumann. Und den macht der Schauspiel­er, der auch als Synchronsp­recher gearbeitet hat, immer noch.

Zum Beispiel in der Hörbuchpro­duktion „Ein Stück vom Himmel“2019, der ersten, die Martina Linn-Naumann mit ihm zusammen aufgenomme­n hat. Darin spielen sie ein Ehepaar aus Bochum, das einen Banküberfa­ll beobachtet und den Räuber in der eigenen Wohnung versteckt. Den ersten wahnsinnig­en Mörder seines Lebens hat Naumann in der Reihe Midnight Tales bei Contendo Hörgrusels­piele gesprochen – übrigens in einem Studio in Walsum.

Ebenso ernst nimmt er aber auch seine Arbeit, wenn er Lesungen für die „Säule“in Duisburg vorbereite­t oder mit den „Best Agern“Stücke inszeniert. Da holt er aus den Laiendarst­ellern alles heraus. Grimassier­en kommt überhaupt nicht in Frage. „Guck den Menschen an und sprich mit ihm, man muss zuhören und auch wissen, was man sagt – und das Richtige denken“, vermittelt ihnen der Profi.

„Ich will nicht in der Ecke sitzen, dann will ich lieber umfallen“, sagt der 95-Jährige. „Die Liebe meiner Frau hat mich jung gehalten, sie hält mich auf Trab, wenn ich mal flügellahm bin.“Möchte er noch mal auf Kreuzfahrt gehen? „Vielleicht eine kurze“, überlegt Naumann. „Er will keinen Ärger machen“, sagt Martina Linn-Naumann. Und meint damit, dass es eine Horrorvors­tellung für ihren Mann sei, auf einer Reise zu sterben und anderen die damit verbundene­n Unannehmli­chkeiten zu bereiten. Hat Horst Naumann noch einen Wunsch? „Ja, noch mal nach Verona, weil ich bei ,Tosca’ meine Frau kennengele­rnt habe.“Und dabei kommt der Gentleman alter Schule sogar ins Schwärmen: „Verona, die Arena, der Sternenhim­mel, das ist so schön kitschig – das lebt!“

„Ich will nicht in der Ecke sitzen, dann will ich lieber umfallen. Die Liebe meiner Frau hat mich jung gehalten, sie hält mich auf Trab, wenn ich mal flügellahm bin.“Horst Naumann

Schauspiel­er

 ?? FOTO: TANJA PICKARTZ ?? Schauspiel­er Horst Naumann ist am 17. November 95 Jahre alt geworden. Im Kleinkunst­theater „Die Säule“in Duisburg sprach er mit uns.
FOTO: TANJA PICKARTZ Schauspiel­er Horst Naumann ist am 17. November 95 Jahre alt geworden. Im Kleinkunst­theater „Die Säule“in Duisburg sprach er mit uns.
 ?? FOTO: DIRK BARTLING ?? Ein Traumtrio auf dem Traumschif­f (v.l.): Dr. Horst Schröder (Horst Naumann), Beatrice (Heide Keller) und Kapitän Paulsen (Siegfried Rauch).
FOTO: DIRK BARTLING Ein Traumtrio auf dem Traumschif­f (v.l.): Dr. Horst Schröder (Horst Naumann), Beatrice (Heide Keller) und Kapitän Paulsen (Siegfried Rauch).

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