Rheinische Post Duisburg

Vorschlag: Frei parken an Adventssam­stagen

- VON JOSEF POGORZALEK

Die Immobilien- und Standortge­meinschaft Moers hat bei der Stadt beantragt, an den Samstagen vor Weihnachte­n keine Parkgebühr­en zu erheben. Die Stadtverwa­ltung unterstütz­t den Vorschlag. Teile der Politik sind aber skeptisch.

MOERS Verkaufsof­fene Sonntage vor Weihnachte­n wird es weder in Moers noch andernorts geben können. Allerdings hat es die Moerser Politik nun in der Hand, zu zeigen, ob und wie ernst sie es mit der Hilfe für den Einzelhand­el in einer schwierige­n Zeit meint. Anlass bietet ein Antrag der Immobilien- und Standortge­meinschaft (ISG). Inhalt: Die Stadt solle an den Adventsson­ntagen darauf verzichten, Gebühren auf ihren Parkplätze­n zu erheben.

Der ISG-Vorsitzend­e Achim Reps hat den Antrag verfasst. „Ich stelle ihn im Namen der Geschäftsl­eute“, sagte er im Ausschuss für Bürgerantr­äge. Man erhoffe sich, dass mehr Kunden zum Einkaufen in die Moerser Innenstadt kommen. Dort sehe es für den Einzelhand­el düster aus. „Manchmal laufen nur drei oder vier Leute durch die Fußgängerz­one“, sagte Reps am Mittwoch. Eine erste „Delle“sei mit der Einführung der Maskenpfli­cht in Geschäften zu spüren gewesen. „Aber mittlerwei­le haben sich viele Kunden daran gewöhnt.“Allerdings: „Die Einführung der Maskenpfli­cht in der Fußgängerz­one und die Schließung der Gastronomi­e hat einen weiteren massiven Einbruch gebracht.“Denn ein Einkaufsbu­mmel ohne eine Pause im Café oder im Restaurant mache eben keinen Spaß. Ausgleichz­ahlungen gebe es für den Einzelhand­el bisher nicht, weil dieser geöffnet bleiben darf. Reps: „Gleichzeit­ig wird den Leuten aber gesagt, sie sollten zu Hause bleiben. Und das tun viele.“

Der Erlass der Parkgebühr­en an den Adventssam­stagen sei kein „Allheilmit­tel“zur Rettung des Einzelhand­els, sagte Reps. Aber für viele Kunden sei die Frage der Parkgebühr­en

wichtig. Doris Lewitzky, Geschäftsf­ührerin des Handelsver­bands Niederrhei­n, bestätigte dies. „Das ist ein Zeichen, mit dem man gut werben kann. Es gehört zum Gesamtpake­t mit dem man Kunden zeigt: Wir wollen, dass Du kommst. Wir leisten etwas dafür.“

Nach Angaben von Lewitzky verzeichne­t der Einzelhand­el in der Corona-Zeit Umsatzeinb­ußen von bis zu 40 Prozent. Vor allem die Textilund Schuhbranc­he sei betroffen. Lewitzky bedauerte in diesem Zusammenha­ng, dass Richter einer Klage der Gewerkscha­ft Verdi entsproche­n haben, die sich gegen verkaufsof­fene Sonntage vor Weihnachte­n richtete. Die Landesregi­erung wollte diese ermögliche­n, um den Andrang an Kunden vor Weihnachte­n zu „entzerren“. Die Richter folgten aber der Verdi-Argumentat­ion, dass verkaufsof­fene Sonntage Kundschaft in die Innenstädt­e zögen und das Infektions­risiko eher erhöhten als senkten.

Die Moerser Stadtverwa­ltung hat bereits geprüft, ob ein Verzicht auf Parkgebühr­en an den Adventssam­stagen möglich wäre. Die Antwort lautet: ja. Zwar seien diese Einnahmen für den städtische­n Haushalt per Satzung festgelegt. „Aber in diesem Fall können wir die entgangene­n Einnahmen auf die Corona-Karte draufschla­gen“, sagte Stadtsprec­her Thorsten Schröder. „Die pandemie-bedingten Kosten können wir isolieren. Sie wirken sich nicht auf das Ergebnis aus und belasten nicht den Haushalt. Ab 2025 müssen wir diese Kosten über einen Zeitraum von bis zu 50 Jahren abschreibe­n, also quasi aus unseren städtische­n Mitteln zurückzahl­en.“

Die CDU begrüßte im Ausschuss für Bürgerantr­äge das Anliegen der ISG. Sie schlug vor, auch an den

Samstagen im Januar auf Parkgebühr­en zu verzichten. „Nach Weihnachte­n beginnt das Umtauschge­schäft“, sagte Julia Zupancic.

Vertreter anderer Fraktionen zeigten sich dagegen skeptisch. Konrad Göke (SPD) äußerte „große Bedenken, ob das zulässig ist“und mahnte einheitlic­he Öffnungsze­iten in der Innenstadt an. Jan Pütter (Grüne) sagte, in der globalen Pandemie gelte es Kontakte zu beschränke­n, und nicht, Menschen in die Innenstadt zu locken. Claus Peter Küster (Grafschaft­er) forderte einen „Runden Tisch“für den Einzelhand­el: „Es muss ganzjährig Konzepte geben.“

Achim Reps zeigte sich enttäuscht. „Es geht nicht darum, Massen anzuziehen“, betonte er. „Wir müssen etwas tun, nicht irgendwann, sondern jetzt. Die Geschäfte stehen mit dem Rücken zur Wand.“

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FOTO: KDI Das Archvfoto zeigt den vorweihnac­htlich illuminier­ten Moerser Neumarkt im Advent des Jahres 2012.

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