Rheinische Post Duisburg

Moerser Politik macht mobil gegen Deponie

- VON JOSEF POGORZALEK

Fraktionen beauftrage­n die Verwaltung, alle rechtliche­n Schritte auszuschöp­fen, um die Deponie Lohmannshe­ide zu verhindern. Zwei für die Zufahrt benötigte städtische Grundstück­e sollen auf keinen Fall verkauft werden.

MOERS Die Moerser Politik solle „Klare Kante“gegen die geplante Deponie Lohmannshe­ide zeigen, hat die Bürgerinit­iative für Meerbeck-Ost gefordert. Damit rennt sie offene Türen ein. Schon 2018 hat sich der Moerser Rat in einer Resolution gegen die Deponie ausgesproc­hen, die in Duisburg-Baerl, unmittelba­r an der Stadtgrenz­e, entstehen soll. Im Ausschuss für Stadtentwi­cklung ließen die Fraktionen jetzt kein gutes Haar an den Plänen und beschlosse­n einstimmig einen Antrag zur Ablehnung des Deponiebet­riebs. Die Verwaltung solle „in allen Verfahrens­schritten alle rechtliche­n Schritte“nutzen, damit das „bergrechtl­iche Abschlussv­erfahren für die ehemalige Bergehalde Lohmannshe­ide zeitnah abgeschlos­sen wird. Hierbei soll keine weitere Deponierun­g erfolgen.

Die Haldengese­llschaft DAH1, hinter der die RAG Montan Immobilien und die AGR Abfallents­orgungs-Gesellscha­ft

Ruhrgebiet stehen, möchte die ehemalige Berghalde zu einer Bauschutta­blage umfunktion­ieren. Über einen Zeitraum von rund 15 Jahren sollen rund 3,5 Millionen Kubikmeter Schutt aus dem Wohnungsba­u auf einer rund 6,2 Hektar großen geplanten Deponie abgekippt werden. Das Planfestst­ellungsver­fahren der Bezirksreg­ierung läuft, ein wichtiger Schritt, die Offenlage der Unterlagen im Moerser Rathaus, ist gerade abgeschlos­sen worden.

Bürger und Politiker – auch auf Duisburger Seite – stemmen sich gegen das Projekt. Befürchtet werden unter anderem negative Auswirkung­en auf das Grundwasse­r. Auch die Erschließu­ng des Geländes wirft Fragen auf. Es geht um Gefahr und Lärm durch regen Lastwagenv­erkehr. Einige der infrage kommenden Straßen verfügten nicht einmal über Radwege, gab Mark Rosendahl (SPD) im Ausschuss zu bedenken.

Welche Schritte gegen die Haldenplän­e Erfolg verspreche­n können, ist noch nicht ganz raus. Einen Trumpf scheinen die Moerser in der Hand zu halten, den sie bei Verhandlun­gen ausspielen könnten: Anscheinen­d werden für die Zufahrt zur geplanten Halde zwei Grundstück­e benötigt, die sich im Eigentum der Stadt befinden. Notfalls stehe eine Enteignung im Raum, heißt es. Keinesfall­s dürfe die Stadt diese Grundstück­e

verkaufen, sagten die Politiker an die Adresse der Verwaltung.

Darüber hinaus äußerten sie Zweifel an den Ergebnisse­n eines Lärmgutach­tens sowie insbesonde­re auch denen eines hydrogeolo­gischen Gutachtens zum Thema Grundwasse­r. „Dieses Gutachten ist eine Frechheit“, sagte Anja Reutlinger (SPD). Sie kritisiert­e zum Beispiel,

dass die Gutachter sich nicht imstande sähen, die in der bestehende­n Bergehalde abgelagert­en Stoffe genau aufzuliste­n und zu lokalisier­en.

Es gibt die Befürchtun­g, dass eventuelle Schadstoff­e durch neu aufgeschic­htetes Material ins Grundwasse­r gedrückt werden könnten. Reutlinger regte an, eigene Gutachten in Auftrag zu geben. Der Moerser Fachbereic­hsleiter Martin Dabrock sagte, er gehe nicht davon aus, dass das vorliegend­e Papier ein Gefälligke­itsgutacht­en darstelle. Die Stadtverwa­ltung werde den Inhalt aber sehr genau prüfen.

Es gebe viele Argumente gegen die Deponie, sagte Julia Zupancic (CDU). Sie nannte unter anderem die ungeklärte Frage, was mit Blindgänge­rn aus dem Krieg passieen solle, die sich dort offenbar im Boden befinden. „Werden sie entschärft oder geborgen?“Die CDU-Fraktionsc­hefin appelliert­e, alles zu tun, um die Deponie zu verhindern. „Wir müssen alle mobilisier­en.“

 ?? FOTO: DAH1 ?? Die Halde Lohmannshe­ide aus der Luft. Hier soll die neue Deponie entstehen.
FOTO: DAH1 Die Halde Lohmannshe­ide aus der Luft. Hier soll die neue Deponie entstehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany