Frei parken – nicht mehr als ein Signal
Nun verzichtet die Stadt Moers tatsächlich auf Parkgebühren an den Adventssamstagen und den Samstagen im Januar! In unerwarteter Eintracht fiel der Beschluss im Ausschuss für Stadtentwicklung. Möglicherweise haben die letzten Zweifler in der Politik begriffen: Der Einzelhandel braucht Hilfe, und zwar jetzt. Unsäglich war die vorangehende Diskussion im Ausschuss für Bürgeranträge, wo Achim Reps von der Immobilienund Standortgemeinschaft erstmal um den Parkgebühren-Verzicht bat. Der Moerser Einzelhandel solle erstmal für einheitliche Öffnungszeiten sorgen, hieß es. Und: Ein Runder Tisch für den Einzelhandel müsse einberufen werden. Das mag ja alles richtig sein, nur: Was nützt es dem in der Corona-Krise akut notleidenden Handel? Nichts. Achim Reps konnte nur mit dem Kopf schütteln. Vielleicht freut er sich nun, da die Politik geschlossen für seinen Antrag stimmte, umso mehr.
Dabei ist allen klar: Der Verzicht auf Parkgebühren an einigen Tagen ist nur ein kleines Signal; den Einzelhandel wird das nicht retten. Es klingt zwar attraktiv: „Keine Parkgebühren!“Aber wer hunderte Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben will, den schrecken ein paar Euro Parkgebühren obendrauf
In Moers kann an den Adventssamstagen gebührenfrei geparkt werden. Es ist ein kleiner Anreiz, den Spaß am Einkaufsbummel mit Maske zu entdecken. Wir sollten ihn nutzen.
kaum. Zur Erinnerung: Ein ganzer Tag parken auf dem großen Platz hinterm Rathaus, also durchaus in Innenstadtnähe, kostet zwei Euro.
Lieber als den Parkgebühren-Verzicht hätte der Moerser Einzelhandel ein paar verkaufsoffene Sonntage vor Weihnachten gesehen. Dem haben Richter einen Riegel vorgeschoben. Die Enttäuschung ist groß, der Buhmann ist gefunden: Die Gewerkschaft Verdi, die gegen einen Erlass des Landes geklagt hatte. Dieses wollte die Sonntagsöffnungen vor Weihnachten erlauben. Vermutlich hat die Gewerkschaft durch die Klage keine neuen Freunde gewonnen. Aber hat sie nicht nur ihren Job gemacht? Und ist es nicht traurig, dass das Land es zum wiederholten Mal geschafft hat, eine Verordnung zu erlassen, die juristisch nicht wasserdicht ist?
Natürlich ist es in sich widersprüchlich, einerseits für Kontaktverbote zu werben, und andererseits die Menschen zum Einkaufen in die Stadt zu locken. Das haben die Richter erkannt. Das Argument von der „Entzerrung“des Kundenandrangs ist eher schwach. Wenn es um eine Entzerrung ginge, würde man jetzt in Moers nicht Parkgebühren erlassen. Auch dies hat ja nur ein Ziel: Menschen anzuziehen.
Allerdings ist dennoch kaum zu erwarten, dass die Moerser Innenstadt an den Adventssamstagen aus allen Nähten platzt. Denn Einkaufen in Corona-Zeiten ist ja für viele leider mehr lästige Pflicht als mit Spaß verbundener Bummel. Wenn uns der Parkgebühren-Erlass dabei hilft, diesen Spaß, trotz Maske im Gesicht, ein wenig neu zu entdecken, dann hat er seinen Zweck erfüllt. Probieren Sie es aus! Der Moerser Einzelhandel hat es verdient.