In Berlin eröffnet das Große Schauspielhaus
Das Gebäude war ursprünglich eine Markthalle, später dann feste Spielstätte eines
Zirkus. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand am rechten Spreeufer in Berlin ein Neubau. Ein Unternehmer wollte in der riesigen Halle einen Konsumtempel errichten – doch nachdem die Anwohner das Angebot eher schlecht annahmen, entschied er sich schon kurz darauf zum Verkauf. Unter anderem übernahm der Circus Renz das Gebäude für einige Jahre, Akrobaten boten Hunderte Aufführungen. 1917 erwarb die vom Regisseur Max Reinhardt gegründete National-Theater AG den Bau und ließ ihn durch den Architekten Hans Poelzig umbauen. Poelzig stattete insbesondere die Innenräume mit einer völlig neuen Optik aus. Riesige Stuckformationen versteckten die gusseiserne Decke, von oben ragten große Zapfen in den Zuschauerraum. „Tropfsteinhöhle“nannten die Berliner ihr Großes Schauspielhaus bald – es war ein liebevoll gemeinter Spitzname, denn die Theaterbesucher schätzten das neue Haus und seinen Regisseur sehr. Am 28. November 1919 brachte Reinhardt die „Orestie“von Aischylos auf die Bühne. Mit der Aufführung vor 4000 Zuschauern galt das Große Schauspielhaus offiziell als eröffnet. Viele spätere Theater-Stars hatten dort in den folgenden Jahren ihre ersten Auftritte. Auch drei der sechs Sänger der „Comedian Harmonists“begannen ihre Karrieren im Chor des Schauspielhauses, in dem auch Singspiele und Operetten aufgeführt wurden. Ab 1933 ließen die Nationalsozialisten die Alteigentümer enteignen, ab 1934 hieß das Schauspielhaus „Theater des Volkes“. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt, nach dem Krieg wiederaufgebaut und 1947 als Friedrichstadt-Palast wiedereröffnet.