Rheinische Post Duisburg

Harmonie mit kleinen Spitzen

CSU-Chef Markus Söder spricht als Gast beim digitalen Neujahrsem­pfang der NRW-CDU.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Derzeit gibt es wohl keine Pressekonf­erenz, kein Interview oder Hintergrun­dgespräch, bei dem Armin Laschet (CDU) nicht auf seinen Amtskolleg­en aus Bayern angesproch­en wird. Laschet will am Samstag CDU-Bundeschef werden und lässt auch Ambitionen auf die Kanzlersch­aft durchblick­en. Der Franke Markus Söder beteuert zwar öffentlich immer wieder, dass sein Platz in Bayern sei, so richtig glauben will ihm das jedoch niemand.

Deshalb wird beim digitalen Neujahrsem­pfang der NRW-CDU genau beobachtet, wie die Chemie zwischen den Antipoden ist. Als Söder aus Nürnberg zugeschalt­et wird, will die Moderatori­n von beiden wissen, wie häufig und auf welchem Wege sie eigentlich miteinande­r kommunizie­rten. „Markus Söder ist ein Freund kurzer SMS“, sagt Laschet verschmitz­t. Söder plaudert munter über die oft zähen Verhandlun­gen von Bund und Ländern: „Da reden immer diejenigen am längsten, die eigentlich am kleinsten sind. Da machen wir schon mal eine Parallelko­mmunikatio­n.“Denn was er bei Laschet neben der fachlichen und sachlichen Zusammenar­beit sehr schätze, sei dessen Humor selbst in schweren Zeiten. Viel Harmonie also. Neben diesen Einblicken gibt es dann tatsächlic­h auch noch ein bisschen Inhaltlich­es. Während Laschet in seinen Ausführung­en seinen Kurs von „Maß und Mitte“verteidigt und auf ein „schwierige­s, kein schönes Jahr“zurückblic­kt, bleibt Söder seiner Linie treu.

Es werde nicht leicht sein, das Virus zu überwinden: „Mir macht das mutierende Virus echte Sorgen.“Wegen der schnellere­n Verbreitun­g und der damit verbundene­n, höheren Infektions­zahl werde es ganz automatisc­h auch zu mehr Belastunge­n im Gesundheit­ssystem kommen. „Deshalb sind wir wirklich gut beraten, jetzt nicht vorzeitig Maßnahmen abzubreche­n oder uns in Sicherheit zu wiegen.“Noch suchten zu viele ihr Schlupfloc­h. Man kann dies zumindest auch als Spitze gegen den Gastgeber werten. NRW hat die beschlosse­nen Bewegungse­inschränku­ngen in den Hotspot-Regionen nicht so umgesetzt, wie es die Bund-Länder-Runde eigentlich angekündig­t hatte.

Söder stimmt die Bevölkerun­g erneut auf länger anhaltende Maßnahmen ein. „Wir müssen den Lockdown vertiefen“, sagt er und äußert Verständni­s für all diejenigen, die wirtschaft­lich unter den Maßnahmen litten. Der CSU-Chef kündigte mehr Druck an, damit die November-Hilfen schnell ausgezahlt würden. Daran hingen aber die Akzeptanz und das Verständni­s der Bevölkerun­g.

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GAMBARINI/DPA ?? Zugeschalt­et: CSU-Chef Markus Söder besucht digital NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet.
FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Zugeschalt­et: CSU-Chef Markus Söder besucht digital NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet.

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