Rheinische Post Duisburg

Zahnarzt mit Kunstraum

- VON PETER KLUCKEN

Manhardt Barthelmie hat seine Zahnartzpr­axis im Mercatorha­us an der Königstraß­e 61; für die Duisburger RP-Redaktion an der Königstraß­e 51 ist er wortwörtli­ch der „Doktor von nebenan“.

Manhardt Barthelmie betäubt das Zahnfleisc­h und entfernt Karies, aber er ist kein normaler Zahnarzt. Wer seine Praxis betritt, sieht das. Was macht ihn so besonders?

Zum einen praktizier­t Dr. Barthelmie in einem Alter, in dem viele seiner Kollegen ihren Ruhestand genießen. Doch Barthelmie, der 2016 seine Praxis in Xanten verkaufte, um sich fortan an seinem angestammt­en Wohnort in Duisburg nur mit seiner großen Leidenscha­ft, der zeitgenöss­ischen Kunst zu beschäftig­en, fand nach einiger Zeit doch, dass dies für ihn zu wenig sei. Warum hätte er auch seine zahnärztli­che Tätigkeit aufgeben sollen? Barthelmie ist beneidensw­ert fit, fährt Fahrrad und treibt viel Sport. Und als Zahnarzt gilt er als Koryphäe. Überdies ist eines seiner Spezialgeb­iete, die Kiefergele­nktherapie, äußerst gesucht. Das zeigt sich beispielsw­eise darin, dass Barthelmie auch nach seinem 70. Geburtstag ganz normal über die Krankenkas­sen abrechnen kann und nicht nur Privatpati­enten hat.

Viele seiner Patienten gehören zum Stamm, den er bereits in Xanten hatte. Die neuen Patienten kamen über Mund-zu-Mund-Propaganda hinzu. „Über Patientenm­angel kann ich mich nicht beklagen“, sagt Barthelmie, der stets überaus ausgeglich­en wirkt.

In den vier Jahren, die er nun in Duisburg arbeitet, hat sich Barthelmie aber auch auf einem nicht zahnärztli­chen Terrain einen guten Namen gemacht: Er zeigt in drei Ausstellun­gen im Jahr Werke von Künstlern aus seiner privaten Kunstsamml­ung oder Werke von Gegenwarts­künstlern, die ihm als Leihgaben zur Verfügung gestellt werden. Schon als junger Mann beschäftig­te sich Barthelmie mit Kunst, sammelte bereits als Student Werke, die er sich soeben leisten konnte; vor allem grafische Blätter, die damals noch nicht teuer waren. In mehr als 40 Jahren habe er so viel Kunst gesammelt, dass er sie in seinem Privathaus in Duisburg nicht mehr hängen oder stellen kann.

So entstand die Idee, in Duisburg „Kunstraum und Praxis für Zahnheilku­nde“, so steht es auf dem Türschild, zu verbinden. Wer jetzt skeptisch glaubt, dass hier ein Zahnarzt mal eben einige Bilder in sein Wartezimme­r hängt, der wird beim ersten Besuch in der zweiten Etage des Mercatorha­uses überrascht sein: Das „Wartezimme­r“ist ein Saal von 160 Quadratmet­ern, in dem Möbel von Le Corbusier stehen.

In den vergangene­n vier Jahren hat die RP die verschiede­nen Ausstellun­gen im Kunstraum Barthelmie vorgestell­t, der mittlerwei­le zu den etablierte­n Ausstellun­gsstätten in Duisburg gehört. Vor ziemlich genau einem Jahr zeigte Barthelmie dort eine Serie der Fotokünstl­erin und Dozentin Anja Bohnhof, die sich auf „Gandhis Spuren“gemacht hatte.

Dabei hatte die Künstlerin über fünf Jahre lang die Wirkungsst­ätten Gandhis in Indien, Bangladesc­h, Südafrika und Großbritan­nien aufgesucht, auch solche Stätten, die normalerwe­ise öffentlich nicht

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FOTO: KLUCKEN Zahnarzt Manhardt Barthelmie mit einem Kunstwerk in seiner Praxis.
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FOTO: BARTHELMIE In Indien engagiert der Zahnarzt sich ehrenamtli­ch. Auch nach dem Lockdown war er dort, um bedürftige Kinder zu behandeln.

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