Das sagen die Delegierten im Detail
der Parteichef auch Kanzlerkandidat werden müsste, ist das Schweigen nicht mehr so überraschend. Markus Söder, der CSU-Chef, gilt schließlich als möglicher Kandidat, aber auch der Name des Bundesgesundheitsministers fällt häufig. Jens Spahn soll nach einem „Spiegel“-Bericht seine Aussichten intern bereits ausgelotet haben. Er tritt am Wochenende offiziell mit Laschet in einer Art Team an. Laschet der Chef, Spahn, der Stellvertreter.
Unter den neun Delegierten aus dem Kreis sprechen sich die allermeisten von denen, die offen sprechen, für Laschet/Spahn aus. Ingo Brohl, seit November Landrat im Kreis Wesel, hatte 2018 noch für Friedrich Merz votiert, bekennt aber nun, sich sehr wahrscheinlich für Armin Laschet auszusprechen.
Sabine Weiss, die Kreisvorsitzende, Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin in Spahns Gesundheitsministerium, legt sich vorab nicht öffentlich fest. „Wer mich kennt, weiß, wen ich nicht wähle. Wer mich gut kennt, weiß, wen ich wähle“, sagt sie. Dass sie für Friedrich Merz stimmt, ist wohl eher unwahrscheinlich. Weiss blickt nach eigenen Worten sehr gespannt auf das Wochenende, auch, weil die bisherigen Umfragen nicht unter Delegierten durchgeführt wurden.
Aber auch unter den Delegierten aus dem Kreis gibt es noch Unentschlossene. Anika Zimmer, die Vorsitzende der Frauen-Union im Kreis, schließt die Wahl von Friedrich Merz aus, zeigt aber Sympathien für Laschet und Röttgen. Und auch Marie-Luise Fasse, langjährige Landtagsabgeordnete aus Rheinberg, will sich kurzfristig entscheiden. Sie will sich beim Parteitag überraschen lassen, wer mit neuen Inhalten punktet.
Und den Dinslakener Timo Juchem überzeugt keiner der zur Verfügung stehenden Kandidaten vollends. Er würde gerne jemanden wählen, der nur indirekt antritt: Jens Spahn. Dem Gesundheitsminister attestiert er, in den vergangenen zwölf Monaten einen guten Job gemacht zu haben. Er glaubt aber nicht, dass Spahn diesen Weg geht.
Frank Berger
„Armin Laschet entspricht am ehesten meiner Vorstellung des idealen Kandidaten für den Parteivorsitz, weil ich es für wichtig halte, dass bei der CDU ein Mensch an der Spitze steht, dem es gelingt, die unterschiedlichen Gruppierungen und Strömungen in der Partei zu verbinden. Abgesehen davon hat er als Ministerpräsident bewiesen, dass er führen kann. Was die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur betrifft, sollte sich die CDU meiner Meinung nach aber noch ein paar Wochen Zeit nehmen, um Gespräche zu führen und zu schauen, wer das Format hat. Armin Laschet hat es auf jeden Fall. An dieser Stelle wird aber auch die CSU ein Mitspracherecht haben müssen.“
Ingo Brohl
„Wer mich in den letzten Jahren beobachtet hat, wird festgestellt haben, dass ich guten Kontakt zu Armin Laschet und Jens Spahn pflege. Mich überzeugt, wie Laschet die CDU in NRW führt, die vorher durchaus kein einfaches Pflaster war. Er hat es geschafft, den breit aufgestellten Landesverband im Sinne einer Volkspartei zu führen. Die Regierungsarbeit überzeugt mich auch, deswegen gibt es bei mir eine starke Tendenz, Armin Laschet zum Bundesvorsitzenden zu wählen.“
Marie-Luise Fasse
„Ich kenne die drei Kandidaten schon lange und möchte sehen, welche neuen Inhalte die drei auf dem digitalen Parteitag bringen und womit diese mich überzeugen. Es wird eine kurzfristige Entscheidung. Beim Kanzlerkandidaten gehe ich davon aus, dass bis Mitte des Jahres noch ein oder zwei andere Kandidaten ihren Hut in den Ring werfen. Die CDU als große Volkspartei ist gut aufgestellt, die gerade in Pandemie-Zeiten einen guten Job gemacht hat. Die Kanzlerin hat in dieser Zeit überzeugt, auch auf europäischer Ebene.“
Timo Juchem
„Ich bin unentschlossen. Wir sind im Moment alle ganz froh, dass Angela Merkel Kanzlerin ist. Ich fände es sehr charmant, wenn sich Jens Spahn noch für eine Kandidatur entscheiden könnte. Auch, weil ich ihm einen verhältnismäßig guten Job attestiere. Aber ich glaube nicht, dass Spahn diese Kurve noch nimmt. Die Kandidaten haben zwar ihre Stärken, aber mich überzeugt keiner vollends.Wer schafft Profil? Wer differenziert aus? Ist es automatisch so, dass der Vorsitzende Kanzlerkandidat wird, und muss es dann der CDU-Chef sein, oder kann es auch der der Schwesterpartei sein? Oder jemand ganz anderes? Es kann ja auch jemand sein, der in der Fraktion herausragend in
Erscheinung getreten ist.“
Norbert Neß
„Mein Favorit für die Führung der CDU ist das Team Armin Laschet und Jens Spahn. Sie zeigen als erfolgreicher Ministerpräsident und als erfolgreicher Gesundheitsminister Taten statt Worte. Gerade Armin Laschet hat gezeigt, dass er führen und zusammenführen kann.“
Charlotte Quik
„Ich unterstütze die Bewerbung des Teams aus Armin Laschet und Jens Spahn. Ich halte es für wichtig, dass auch die künftige Parteiführung für eine Union der Mitte steht und denke, dass Laschet und Spahn das gut repräsentieren. Armin Laschet kenne ich aus über drei Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit zwischen Regierung und NRW-Koalition und weiß seine ausgleichende Arbeitsweise zu schätzen. Genau wie Jens Spahn als Gesundheitsminister hat er unser Land sicher durch die derzeitige Krise geleitet. Ihren Kanzlerkandidaten wird die Union zum gegebenen Zeitpunkt bestimmen.“
Sascha van Beek
„Ich habe mir die Frage nach dem Vorsitzenden lange offengehalten. Alle drei Bewerber sagen ohnehin fast dasselbe. Der Typus macht den Unterschied. Ich werde Armin Laschet wählen. Er war wegen seiner ausgleichenden Art von Anfang an mein Favorit. Ob Laschet, sollte er zum CDU-Vorsitzenden gewählt werden, automatisch auch der designierte Kanzlerkandidat ist? Es gibt ja das Tandem mit Armin Laschet und Jens Spahn. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der Gesundheitsminister zum großen Karrieresprung ansetzt. Beide können es.“
Landrat, Moers
CDU-Vorsitzender, Hamminkeln
Landtagsabgeordnete, Hamminkeln
CDU-Vorsitzender, Alpen
Sabine Weiss
„Das Rennen ist offen, es wird spannend.Wer mich kennt, weiß, wen ich nicht wähle. Wer mich gut kennt, weiß, wen ich wähle.“
Kreisvorsitzende, Dinslaken
Anika Zimmer
„Ich bin unentschlossen. Bei Norbert Röttgen gefällt mir, dass er ein klares Konzept für die Zukunft der Partei hat und in seinem Kompetenzteam viele fähige Kolleginnen mitarbeiten. Laschet hat allerdings schon bewiesen, dass er eine Partei führen und ein (Bundes-)Land regieren kann. Nicht infrage kommt für mich Friedrich Merz als Vorsitzender, da er die Partei zu stark polarisiert und für mich persönlich keine zukunftsweisenden Themen anspricht.“
(bp/juha/her/nmb/szf )