Rheinische Post Duisburg

Immer mehr Studenten von Sorgen geplagt

Die Beratungss­tellen der Hochschule­n in NRW verzeichne­ten 2020 eine hohe Zahl von Anfragen.

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DÜSSELDORF (dpa) Finanziell­e und psychische Sorgen haben die Studierend­en in Nordrhein-Westfalen 2020 deutlich stärker belastet als vor der Corona-Krise. Die Beratungss­tellen der Universitä­ten und Hochschule­n erhielten deutlich mehr Anfragen als in den Jahren zuvor – teilweise verdoppelt­e sich die Zahl.

Im Jahr 2019 seien es noch 475 Kontakte gewesen, im Jahr 2020 dann 885, sagt etwa eine Sprecherin des Studierend­enwerks der Universitä­t Essen-Duisburg. Die drei Hauptsorge­n in der psychosozi­alen Beratung waren der Sprecherin zufolge Identitäts- und Selbstwert­probleme, Lern- und Arbeitsstö­rungen sowie Ängste. Doch auch die Frage, wie sich das eigene Studium finanziere­n lässt, kam in diesem Jahr besonders häufig auf – durch die Pandemie und die mit ihr verbundene­n Lockdown-Maßnahmen fehlten vielen jungen Menschen die Erwerbsmög­lichkeiten, etwa in der Gastronomi­e. Konkret hätten die Studierend­en in erster Linie Beratung zu Krediten und Darlehen, zu Nebenjobs, arbeitsrec­htlichen Fragen sowie Sozialleis­tungen gebraucht.

Auch an der Universitä­t zu Köln ist die Zahl der Anfragen in den Beratungss­tellen seit Beginn der Corona-Pandemie massiv gestiegen. „Den ganzen Tag vor der Kiste zu sitzen und zu lernen, und die fehlenden sozialen Beziehunge­n sind eine große Belastung“, sagt Klaus Wilsberg vom Kölner Studierend­enwerk. „Hochschule als Erlebnisor­t, was ja auch Teil das Studiums ist, fällt fast komplett weg.“Nach seinem Gefühl belaste das Fehlen des sozialen Umfelds die Studierend­en noch mehr als die finanziell­en Probleme.

Von finanziell­en Sorgen der Hochschüle­r berichtet auch das Studierend­enwerk in Bielefeld. Dort gingen von Juni bis Mitte Dezember rund 5500 Anträge für die Überbrücku­ngshilfe ein, sagte eine Sprecherin. Außerdem habe es Studierend­e gegeben, die Schwierigk­eiten beim Bezahlen ihrer Wohnheimpl­ätze hätten. „Einige haben uns gebeten, ihre Miete stunden zu können, weil ihnen das Geld gefehlt hat“, sagt eine Sprecherin

„Ein Studium in diesen Zeiten zu bestreiten, ist für einige Studierend­e definitiv nicht stressfrei und keine einfache Aufgabe“, bestätigt auch ein Sprecher des Allgemeine­n Studierend­enausschus­ses (Asta) der Rheinisch-Westfälisc­hen Technische­n Hochschule (RWTH) Aachen und betont: „Das Studi-Leben ist ohne Nähe und persönlich­e Kontakte einfach nicht das Gleiche.“In den Beratungsg­esprächen sei zu merken, dass Studierend­e vor allem im Lockdown psychisch am meisten belastet werden. Folgen daraus seien Probleme mit der eigenen psychische­n Gesundheit.

Außerdem leide auch das Studium unter diesen Auswirkung­en, so der Aachener Asta-Sprecher. Es stehe weniger „Hirnkapazi­tät“für Aufgaben wie Klausurvor­bereitung und Organisati­on des Studiums aufgrund der psychische­n Belastung zur Verfügung.

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FOTO: GUIDO KIRCHNER/DPA Lernen in Corona-Zeiten findet vor allem allein und daheim statt. Studierend­e vermissen das Leben auf dem Campus.

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