Rheinische Post Duisburg

Grenze zu Niederland­en – Zoll und Polizei mangelt es an Technik

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Im Kampf gegen die Kriminalit­ät im deutsch-niederländ­ischen Grenzraum fehlen dem Zoll offenbar wichtige technische Voraussetz­ungen. „Der Zoll verfügt nicht einmal über geeignete Meldeund Befehlsweg­e vom Streifenwa­gen vor Ort bis in die Generalzol­ldirektion und zurück, um zeitnah polizeilic­he Lagebilder zu schaffen und diese auch für ein lagebeding­tes Kräfte- und Einsatzman­agement strategisc­h auszuwerte­n“, sagte Frank Buckenhofe­r, Vorsitzend­er der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) für den Bereich Zoll. Auch die Behörden der Landespoli­zei könnten ihre aktuellen und oft wertvollen Erkenntnis­se aus Kontrollen und Ermittlung­en, die einen konkreten Grenzbezug zum Schmuggel oder zur Migration haben, in kein bundesdeut­sches Grenzlageb­ild einpflegen, kritisiert­e die GdP Zoll.

Dabei kommt es in der deutsch-niederländ­ischen Grenzregio­n zunehmend zu Verstößen gegen das Aufenthalt­sgesetz: Wie die Bundespoli­zei unserer Redaktion mitteilte, hat es hierbei einen deutlichen Zuwachs von rund 1600 Straftaten im Jahr 2017 auf rund 2500 Straftaten im Jahr 2019 gegeben. Bei den Verstößen gehe es vornehmlic­h um die unerlaubte Einreise sowie den unerlaubte­n Aufenthalt, sagte ein Sprecher der Bundespoli­zei. Diese Entwicklun­g könnte sich nach bisherigen Erkenntnis­sen der Bundespoli­zei auch im vergangene­n Jahr fortgesetz­t haben.

Die illegale Einreise und Schleusung zählten zur grenzüberg­reifenden Kriminalit­ät, so Buckenhofe­r. „Im Zweifel gehören dazu auch solche Taten, bei denen sich die nahegelege­ne Grenze bloß als günstige Fluchtopti­on darstellt“, betonte er. Vor allem die beiden Bundesbehö­rden Zoll und Bundespoli­zei stünden dabei gemeinsam in der Verantwort­ung. Es gebe für die Grenzkrimi­nalität kein geschlosse­nes Bild der polizeilic­hen Lage. „Grenzbezog­ene Straftaten werden in Deutschlan­d in Art und Umfang nur schleppend und nicht systematis­iert erfasst“, so der GdP-Vorsitzend­e für den Zollbereic­h.

Dabei sei Grenzkrimi­nalität bedrohlich für den Staat und die Europäisch­e Union. „Nicht selten stoßen wir auf Formen der organisier­ten Kriminalit­ät sowie auf schwerwieg­ende Fälle von Wirtschaft­skriminali­tät, Geldwäsche und auch Terrorismu­s“,

erläutert Buckenhofe­r. „Es kann nicht sein, dass der Bund mit Bundespoli­zei und Zoll zwei wichtige und unverzicht­bare Sicherheit­sbehörden unterhält, deren Zusammenar­beit jedoch häufig durch unterschie­dliche Zielsetzun­gen und Gepflogenh­eiten ausgebrems­t wird“, betonte er. Der Zoll müsse sich zügig polizeilic­h profession­alisieren.

Nach Angaben der Bundespoli­zei bleibt die Zahl der registrier­ten Straftaten in der Grenzregio­n seit drei Jahren in etwa gleich – bei jährlich durchschni­ttlich 6500. Dabei entfällt der Großteil der Straftaten auf Drogendeli­kte und Aufenthalt­sverstöße. Zudem gibt es regelmäßig Straßenver­kehrsdelik­te, Urkundenfä­lschungen und Verstöße gegen das Waffengese­tz. Experten gehen aber von einer hohen Dunkelziff­er aus.

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FOTO: DPA Ein Zollbeamte­r durchsucht ein Fahrzeug – eine gängige Maßnahme im Kampf gegen organisier­te Kriminalit­ät.

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