Rheinische Post Duisburg

Der Machtkampf in der NRW-SPD eskaliert

Parteimitg­lieder drängen Landesvors­itzenden Sebastian Hartmann dazu, nicht erneut zu kandidiere­n.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Der SPD-Landesvors­itzende Sebastian Hartmann soll nach dem Willen führender Parteikoll­egen auf dem Landespart­eitag nicht erneut kandidiere­n. Wie aus informiert­en Kreisen verlautete, laufen im Hintergrun­d Gespräche, um den amtierende­n Vorsitzend­en von einer erneuten Kandidatur auf dem Landespart­eitag Anfang März abzubringe­n. Am Montag wurde eine Pressekonf­erenz abgesagt, die eigentlich für den Morgen in Düsseldorf angesetzt war. Dort wollte Hartmann seine Agenda 2021 vorstellen.

Der Termin hatte Fragen aufgeworfe­n, weil SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty nur einen Tag später eine eigene Pressekonf­erenz geben wollte. Hartmann habe seinen Termin zuvor mit der Fraktion nicht abgestimmt, hieß es in Fraktionsk­reisen. Auch Kutschaty will für den Parteivors­itz kandidiere­n.

Die Episode zeigt, welche Formen der schon lange schwelende Machtkampf zwischen den beiden Spitzenpol­itikern der nordrhein-westfälisc­hen SPD inzwischen angenommen hat. Dabei verliere Hartmann in Teilen der SPD immer mehr an Rückhalt, wie es aus Parteikrei­sen heißt. Insbesonde­re die Niederlage der Partei bei den jüngsten Kommunalwa­hlen schwäche Hartmanns Position. Schon damals versuchte auch die Parteispit­ze in Berlin, ihn zum Verzicht zu bewegen. Kurz danach hatte Kutschaty seine Kampfkandi­datur angekündig­t.

Hartmann, der auch Bundestags­abgeordnet­er ist, führt die Landes-SPD seit 2018. Als Bornheimer gehört er dem Unterbezir­k Mittelrhei­n an. In den vergangene­n Wochen hatte der 43-Jährige sich weitgehend aus der Öffentlich­keit zurückgezo­gen. Auch intern habe er sich rar gemacht, hieß es. Bei einer Fraktionss­itzung Anfang Dezember sei er zwar erschienen, habe sich aber nicht an der Diskussion beteiligt. Hartmann selbst wollte sich am Montag nicht äußern.

Andere Stimmen in der Partei bewerten das Verhalten gegenüber Hartmann als unfair. Er habe den Parteivors­itz nach der verlorenen Landtagswa­hl in einer Zeit übernommen, als niemand sich um diese Aufgabe gerissen habe, und der Partei damit einen wertvollen Dienst erwiesen. Die Schwäche der SPD sei nicht nur Hartmann anzulasten.

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