Abschied mit Appell
Präses Manfred Rekowski legte zum letzten Mal Bericht vor der Landessynode ab.
DÜSSELDORF Statt im Konferenzhotel in Bad Neuenahr stand Manfred Rekowski am Montag vor einer Kamera im Landeskirchenamt in Düsseldorf. Statt in die 193 Gesichter der Mitglieder der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland zu schauen, erblickte er lediglich die Gesichter einiger Mitarbeiter. Doch es war trotzdem der letzte große Aufritt des 63-Jährigen, der im März in den Ruhestand treten wird: Zum letzten Mal legte er vor der ausschließlich im Internet tagenden Landessynode seinen Bericht ab.
Rekowski nutzte die Gelegenheit, um die Mitglieder des protestantischen Kirchenparlaments auf Veränderungen in der Zukunft einzuschwören: Die 2,45 Millionen Gemeindeglieder in NRW, dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen zählende Landeskirche müsse „diasporafähig“werden, sagte Rekowski. Was das konkret heißt? „Wir werden über kurz oder lang zu einer Minderheitenkirche.“Die Kirche behalte ihren gesellschaftlichen und öffentlichen Anspruch, auch wenn sie mittlerweile zahlenmäßig keine gesellschaftlich relevante Gruppe mehr sei. Sie müsse aber die Rahmenbedingungen ihrer
Arbeit verändern. Eine kleiner werdende Kirche müsse „Dominanzverzicht lernen“und „Kooperationen suchen in den Quartieren, den Dörfern, Städten, Landkreisen und Bundesländern“.
In seinem Bericht ging Rekowski auch auf die rund um Weihnachten geführte Diskussion zu Präsenzgottesdiensten ein. Es sei „schon befremdlich“, wie schnell Gottesdienste in der Corona-Krise innerhalb und außerhalb zur Disposition gestellt worden seien. „Man gewinnt den Eindruck, als müsse die Religionsausübung in Pandemiezeiten dem Gesundheitsschutz nahezu zwangsläufig geopfert werden.“Dabei werde übersehen, dass beide Grundrechte nebeneinander Bestand hätten.
Schließlich äußerte sich Rekowski auch zu einem Thema, das ihm in seiner Amtszeit besonders am Herzen lag: Der Lage der Menschen in den Flüchtlingslagern am Rande Europas. Diese Menschen seien der Krise schutzlos ausgeliefert, sagte Rekowski. „Sie haben keine feste Existenzgrundlage, sie sind auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen.“Gerade in der aktuellen Zeit sei es wichtig, für die Menschen ganz am Rande der Gesellschaft die Stimme zu erheben. „Verhältnisse, wie wir sie in den Flüchtlingslagern am Rande der EU erleben, dürfen nicht sein, das dürfen wir nicht dulden!“