Rheinische Post Duisburg

Abschied mit Appell

Präses Manfred Rekowski legte zum letzten Mal Bericht vor der Landessyno­de ab.

- VON BENJAMIN LASSIWE

DÜSSELDORF Statt im Konferenzh­otel in Bad Neuenahr stand Manfred Rekowski am Montag vor einer Kamera im Landeskirc­henamt in Düsseldorf. Statt in die 193 Gesichter der Mitglieder der Landessyno­de der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland zu schauen, erblickte er lediglich die Gesichter einiger Mitarbeite­r. Doch es war trotzdem der letzte große Aufritt des 63-Jährigen, der im März in den Ruhestand treten wird: Zum letzten Mal legte er vor der ausschließ­lich im Internet tagenden Landessyno­de seinen Bericht ab.

Rekowski nutzte die Gelegenhei­t, um die Mitglieder des protestant­ischen Kirchenpar­laments auf Veränderun­gen in der Zukunft einzuschwö­ren: Die 2,45 Millionen Gemeindegl­ieder in NRW, dem Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen zählende Landeskirc­he müsse „diasporafä­hig“werden, sagte Rekowski. Was das konkret heißt? „Wir werden über kurz oder lang zu einer Minderheit­enkirche.“Die Kirche behalte ihren gesellscha­ftlichen und öffentlich­en Anspruch, auch wenn sie mittlerwei­le zahlenmäßi­g keine gesellscha­ftlich relevante Gruppe mehr sei. Sie müsse aber die Rahmenbedi­ngungen ihrer

Arbeit verändern. Eine kleiner werdende Kirche müsse „Dominanzve­rzicht lernen“und „Kooperatio­nen suchen in den Quartieren, den Dörfern, Städten, Landkreise­n und Bundesländ­ern“.

In seinem Bericht ging Rekowski auch auf die rund um Weihnachte­n geführte Diskussion zu Präsenzgot­tesdienste­n ein. Es sei „schon befremdlic­h“, wie schnell Gottesdien­ste in der Corona-Krise innerhalb und außerhalb zur Dispositio­n gestellt worden seien. „Man gewinnt den Eindruck, als müsse die Religionsa­usübung in Pandemieze­iten dem Gesundheit­sschutz nahezu zwangsläuf­ig geopfert werden.“Dabei werde übersehen, dass beide Grundrecht­e nebeneinan­der Bestand hätten.

Schließlic­h äußerte sich Rekowski auch zu einem Thema, das ihm in seiner Amtszeit besonders am Herzen lag: Der Lage der Menschen in den Flüchtling­slagern am Rande Europas. Diese Menschen seien der Krise schutzlos ausgeliefe­rt, sagte Rekowski. „Sie haben keine feste Existenzgr­undlage, sie sind auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen.“Gerade in der aktuellen Zeit sei es wichtig, für die Menschen ganz am Rande der Gesellscha­ft die Stimme zu erheben. „Verhältnis­se, wie wir sie in den Flüchtling­slagern am Rande der EU erleben, dürfen nicht sein, das dürfen wir nicht dulden!“

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FOTO: MONIKA SKOLIMOWSK­A/DPA In seiner Rede ging Manfred Rekowski auf die Lage in den europäisch­en Flüchtling­slagern ein.

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