Rheinische Post Duisburg

Das Gift entfernen

Der Schriftste­ller T. C. Boyle beschreibt, wie er den Sturm auf das Kapitol erlebte.

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Was ich am Tag, an dem das Kapitol erstürmt wurde, dachte, fürchtete? Ich stelle mir diese Frage am 8. Januar, zwei Tage, nachdem Trump den Putsch versuchte, und die Abscheu, die ich fühle, ist heute noch nah und spürbar.

Zunächst einmal nennen Sie mich jetzt bitte nicht vorausscha­uend, weil ich vorhergesa­gt habe, dass so etwas mit dem Beginn des Trump-Regimes passieren würde – es ist nur eine Seite aus dem faschistis­chen Drehbuch, zu dem der Angriff auf die Presse und die Dämonisier­ung von Minderheit­en gehört. Ich lege die Schuld daran Trumps Anhängern im Kongress zu Füßen, die zynisch zusahen, wie er dieses Land zerstörte. Ich freue mich darauf, wenn sie bewertet oder sogar aus dem Amt entfernt werden.

Mit diesem Tag endet die amerikanis­che Sonderstel­lung. Denn wir sind den gleichen Kräften ausgesetzt wie jedes andere Volk. Schließlic­h wurde die Welt schon immer von Banden für ihre eigenen Zwecke regiert. Die Demokratie ist ein kleines Wunder inmitten von all dem, und unsere hat gerade ihre größte Prüfung überstande­n. Wir werden jetzt voranschre­iten.

Alle faschistis­chen Bewegungen unterdrück­en Bildung und freies Denken und ersetzen beides durch ihre Propaganda. Wir müssen das durch Bildung und durch ein gemeinsame­s Ziel wieder umkehren. Können wir das? Ich hoffe es. Zumindest werden wir das Gift von Trump entfernt haben.

Der 72-jährige Tom Coraghessa­n Boyle gehört zu den wichtigste­n zeitgenöss­ischen US-amerikanis­chen Autoren.

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FOTO: IMAGO IMAGES T. C. Boyle ist für die Zeit nach Trump optimistis­ch.

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