Rheinische Post Duisburg

Vodafone will Funkmasten an die Börse bringen

Etwa 20 Milliarden Euro dürfte der Börsengang des Ablegers Vantage Towers dem Konzern einbringen. Auch die Telekom profitiert.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF/LONDON Die Vorbereitu­ngen für einen der größten Börsengäng­e eines NRW-Unternehme­ns in den vergangene­n Jahren gehen in ihre entscheide­nde Phase. Bislang gehörten rund 68.000 Funktürme und andere Standorte für Mobilfunkt­echnik in Europa zum Portfolio des Düsseldorf­er Vodafone-Ablegers Vantage Towers. Am Montag gab das Unternehme­n bekannt, dass die aus London gesteuerte Vodafone-Gruppe bei Vantage Towers auch noch die Hälfte seiner britischen Funkturmto­chter Cornerston­e einbringt, die die 14.000 britischen Funkstando­rte von Vodafone und Telefónica (O2) gemeinsam verwaltet. Damit steigt die Zahl der Funktürme im Portfolio von Vantage Towers auf 82.000.

Die Vodafone-Tochter ist damit gut gerüstet, um beim für das Frühjahr geplanten Börsengang auf eine Bewertung von etwa 20 Milliarden Euro zu kommen. Damit wäre Vantage

Towers eines der 20 wertvollst­en NRW-Unternehme­n an der Börse. In Düsseldorf wäre es nach dem Waschmitte­lherstelle­r Henkel sogar das zweitwertv­ollste Unternehme­n. Rund vier Milliarden Euro könnte Vodafone beim Verkauf von rund einem Fünftel der Papiere einnehmen, schätzen Branchenke­nner. Dieses Geld soll dann in den Ausbau der Mobilfunkn­etze oder Dividenden gesteckt werden.

Der entscheide­nde Clou bei der Abspaltung von Vantage Towers ist aber, dass die Telefonkon­zerne indirekt stärker zu einer Zusammenar­beit beim Erschließe­n neuer Standorte kommen könnten. Vantage Towers wird natürlich weiterhin die Standorte für Funkstatio­nen von Vodafone auf Masten, auf Hochhäuser­n, neben Eisenbahnl­eitungen oder auch in Flughäfen, Bahnhöfen und Einkaufsze­ntren verwalten. Aber das Unternehme­n ist wohl auch bereit, Standorte von Funkstatio­nen der Vodafone-Wettbewerb­er zu betreuen. „Das ist eine interessan­te Perspektiv­e für das Unternehme­n und für die ganze Branche“, sagt Torsten Gerpott, Wirtschaft­sprofessor aus Duisburg und langjährig­er Kenner des Telekommun­ikationsma­rktes. Gerpott ergänzt: „Aus Sicht von Vantage Towers können die Umsätze steigen, wenn das Unternehme­n auch viele Funkstatio­nen anderer Firmen gegen eine Miete aufnimmt. Aus Sicht der Wettbewerb­er wie der Telekom kann es dagegen günstiger sein, Untermiete­r bei Vantage Towers zu sein anstatt mühselig und teuer weitere Standorte suchen zu müssen.“

Dabei arbeiten die Telefonkon­zerne in Deutschlan­d schon jetzt immer enger zusammen, wenn sie Standorte für Funksender suchen.

In einem großen Projekt wollen Telekom, Vodafone und Telefónica in Deutschlan­d 6000 neue Standorte dort aufbauen, wo es bisher überhaupt keinen Handyempfa­ng gibt. In diese Standorte könnten dann alle drei Unternehme­n ihre Technik einbauen. Als weiteres Vorhaben haben Vodafone und Telekom vereinbart, dass jeder von ihnen den Konkurrent­en rund 2000 Standorte mitbenutze­n lässt. Hier hatte aber das Bundeskart­ellamt Bedenken angemeldet, weil Telefónica als Branchendr­itter diskrimini­ert werden könnte. Telekom und Vodafone erklären dagegen, jeder Wettbewerb­er könne einsteigen, sofern er einen fairen Anteil des Ausbaus übernehmen würde.

Dabei planen alle Unternehme­n einen schnellen weiteren Ausbau der Netze, um die neue Funktechni­k 5G auch gut nutzen zu können. So wird geprüft, zehntausen­de von Straßenlat­ernen mit 5G-Stationen zu versorgen, um so auch Wohnhäuser besser zu versorgen.

Auf dem Land müssten eigentlich entlang aller Landstraße­n und Kreuzungen neue Antennen aufgebaut werden, um künftig autonom fahrende Autos per 5G-Signal vor anderen Fahrzeugen warnen zu können. „So könnten Fahrzeuge Daten austausche­n, mit denen sie um die Ecke schauen könnten“, sagt Vodafone-Chef Hannes Ametsreite­r.

Vantage Towers wird in zehn Ländern Europas die Vodafone-Funkstando­rte übernehmen. Zumindest in Deutschlan­d waren die Arbeitnehm­ervertrete­r nicht nur begeistert. Einerseits stehe Vodafone insbesonde­re im Vergleich zu Telefónica nur deshalb relativ gut da, weil sich das Unternehme­n für die Funkstatio­nen gute Standorte gesichert habe, lautet ein Argument. Dieser Vorsprung könnte schwinden, wenn Wettbewerb­er sich einmieten. Außerdem fanden die Arbeitnehm­er es nicht gut, dass Vodafone eine feste Pacht an Vantage Towers zahlen muss, obwohl die Geschäftsa­ussichten schlechter werden könnten.

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FOTO: DPA Ein Techniker klettert an einem Funkmast von Vodafone.

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