Rheinische Post Duisburg

Leckere Menüs im Wohnwagen genießen

- VON ALFONS WINTERSEEL

Der Walsumer Hof im Duisburger Norden hat in der Corona-Krise eine kreative Idee entwickelt, sein Essen an den Kunden zu bringen.

Dass man als Wohnmobili­st bei Restaurant­besuchen in Corona-Zeiten einmal die Nase ganz weit vorn haben würde, war nicht unbedingt zu erwarten. Doch jetzt, wo die Gastronomi­e auf „to go“umgestellt hat, kann man solche Erfahrunge­n machen. Eine Zieladress­e für alle, die ihr Campingfah­rzeug nicht in den Winterschl­af geschickt haben, gibt es im Duisburger Norden.

Der Walsumer Hof scheint bei Dunkelheit am Winteraben­d mehr das „Restaurant am Ende des Universums“zu sein. So unwirklich kommt einem der Standort neben dem Steag-Kraftwerk vor. Zu normalen Zeiten verzeichne­t der Terminkale­nder im Walsumer Hof vor allem an Wochenende­n volle Tische. Wer dann zu einem bestimmten Termin reserviere­n wollte, musste sich für Fischsuppe oder Seeteufel mit Röstkartof­feln rechtzeiti­g melden. Zu Corona-Zeiten mit Lockdown bringen Wohnmobili­sten Tisch, Stühle, Messer und Gabel in ihren Fahrzeugen mit und speisen vor Ort. Bedient wird nicht, aber geliefert – mit Maske natürlich – bis an die Schiebetür. Gegessen wird anschließe­nd im Fahrzeug.

Der Ablauf ist einfach: Bereits draußen kann man schon mal sein Menü aussuchen. Nach der üblichen Desinfekti­onsprozedu­r betritt man maskiert den Schankraum, wird herzerfris­chend begrüßt und mit weiteren Empfehlung­en oder Kostproben des Hauses verwöhnt. Bezahlen, Kennzeiche­n notieren lassen – damit an die richtige Adresse geliefert wird – und schon geht es wieder zurück ins Wohnmobil. Heizung aufgedreht, Besteck aus der Schublade gefingert, und schon wenig später klopft es an der Tür.

Der freundlich­e Kellner überreicht das Menü zwar nicht auf dem Teller, sondern in der Transportv­erpackung, doch in diesen Zeiten verzeiht man das gerne.

Die Idee, dass Besitzer von Wohnmobile­n und Campingwag­en potenziell­e Kunden sein könnten, kam Gastronom Matthias Langhoff und seinem Team bereits im November. Seitdem kamen rund 120 Kunden mit ihren Wohnmobile­n oder im Pkw mit Wohnwagen vorgefahre­n, um am Walsumer Hof zu speisen. „Meistens“, so erklärt Matthias Langhoff, „gibt es einen besonderen Anlass: Ein Geburtstag oder einen Hochzeitst­ag. Dann wird auch schon mal ein Drei-Gänge-Menü bestellt.“Je nach Größe finden vor dem Walsumer Hof bis zu 15 Campingfah­rzeuge

Platz. Manchmal sind es nicht nur Campingfah­rzeuge: „Einer kam mit seinem Boot auf

dem Anhänger, um hier zu essen, ein anderer hatte einen Anhänger mit einer Bierzelt-Garnitur“, erinnert sich Matthias Langhoff.

Dabei musste er allerdings einigen Gästen auch schon den Zahn ziehen, weil sie glaubten, sie dürften auch Tische und Stühle aus ihrem Campingfah­rzeug draußen aufbauen und gemeinsam feiern. „Das geht natürlich nicht! Die Gäste müssen sich an die geltenden Corona-Regeln halten.“

Zwar benannte Gastronom Matthias Langhoff sein Unternehme­n „Verleihnix“nach dem gleichnami­gen Fischhändl­er aus dem „Asterix“-Comic, trotzdem verleiht er hier etwas in diesen Zeiten Unbezahlba­res: Einen Lichtblick. „Man merkt, wie sehr den Menschen die Kommunikat­ion fehlt. Wir versuchen einfach, für unsere Gäste da zu sein.“

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FOTO: ALWI Matthias Langhoff vor dem „Walsumer Hof“. Er liefert während des Lockdowns seine Gerichte bis ans Wohnmobil, das vor dem Restaurant parkt.

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