So viele Eltern nutzen die Notbetreuung in den Kitas
Im Schnitt geht jedes fünfte Kita-Kind in die Notbetreuung. In manchen Einrichtungen sind mehr als die Hälfte aller Kinder da.
(akal/kb) „Lassen Sie Ihre Kinder, wenn es irgendwie geht, zu Hause!“, appellierte Familienminister Joachim Stamp in einem Brief an die Eltern von Kindergartenkindern letzte Woche. Es scheint nicht überall zu gehen – in den Duisburger Kitas waren die Gruppen am Montag in der Spitze bis zu 60 Prozent gefüllt. Im Schnitt geht jedes fünfte Kind in die Kita.
In der Kita Pusteblume ist es allerdings entspannt, hier werden in den nächsten drei Wochen nur zwölf von 63 Kindern kommen, sagt Leiterin Eva-Maria Fischer. „Das ist super, ich bin stolz auf meine Neuenkämper Eltern.“
In den Kitas des Evangelischen Bildungswerks, zu der die Pusteblume gehört, sind maximal 60 Prozent aller Kinder vor Ort. „Die Inanspruchnahme der Notbetreuung schwankt zwischen den einzelnen Kindertageseinrichtungen von vier bis 42 Kindern“, sagt Geschäftsführer Marcel Fischell. Die Betreuungszeiten wurden landesweit für jedes
Kind um zehn Stunden reduziert, die Gruppen sollen strikt voneinander getrennt bleiben. In den Kitas des Bildungswerks wurde bereits seit Mitte November darauf geachtet, „da das Infektionsgeschehen auch in unseren Einrichtungen deutlich zugenommen hatte“, so Fischell. Daher sei die Situation nicht so neu.
Anspruchsvoll sei indes, den Kontakt zu den Familien zu halten und bei der Bildung und Erziehung zu unterstützen. „Die Erzieherinnen und Erzieher sind nun damit beschäftigt, über Videokonferenzen, Telefonate und weitere Maßnahmen den Kontakt zu den Familien zu halten und durch Anregungen die Bildungs- und Erziehungsarbeit in der Distanz zu begleiten – aber vor allem den Eltern als Rat- und Mutgeber beizustehen“, sagt Fischell.
Die Kitas des Zweckverbands Katholischer Tageseinrichtungen stellen jetzt erst auf feste Gruppen um, „das bringt sowohl personell als auch organisatorisch die meisten Veränderungen mit sich“, sagt Gebietsleiterin Ursula Roosen. In ihren Einrichtungen seien in der ersten Januar-Woche 13 Prozent aller Plätze belegt gewesen, am Montag lag die Betreuungsquote bei 18 Prozent.
Ähnlich sieht es in den städtischen Kindertagesstätten aus: 1744 von 8257 Kindern haben am Montag eine der 80 Einrichtungen besucht – jedes fünfte Kind. Am Freitag waren es noch 1276 Kinder. Stadtsprecherin Gabi Priem betont, dass die Kitas in Duisburg die Herausforderung „weiterhin hervorragend meistern“.
Im Kindergarten Gartenzwerge, ein Elterninitiativ-Kindergarten in Duisburg-Rahm, besuchen normalerweise 40 Kinder die Einrichtung, verteilt auf eine Ü3- und eine U3-Gruppe. „Für die anstehenden drei Wochen haben wir nie mehr als 17 Kinder gleichzeitig im Kindergarten“, sagt Erzieherin Jennifer Schöning. „Die Kinder sind auf drei Gruppen mit festen Bezugspersonen verteilt.“Der tägliche Betreuungsbedarf wurde am Wochenende abgefragt. Bei den U3-Kindern ist er deutlich höher als in der Ü3-Gruppe.
Beatrix Turhan betreut ihre Kinder lieber daheim: „Ich habe meine Tochter nicht geschickt, da ich im Homeoffice sitze und mein großer Sohn Homeschooling macht.“Im Hinblick auf die Pandemie mache es wenig Sinn, Mayla in den Kindergarten
zu schicken und ihre Kontakte nicht zu reduzieren. „Wie anstrengend das ist, brauche ich nicht zu erklären“, ergänzt Turhan.
Arbeiten am Küchentisch lässt der Beruf von Familie Müller-Blum wirklich nicht zu: „Wir arbeiten beide Vollzeit in unserer Tierarztpraxis, meine Mutter übernimmt schon mittags die Betreuung der Zwillinge, wir sind auf die Hilfe und den Kindergarten angewiesen“, sagt Meike Müller-Blum.
Auf einen Kompromiss setzt jetzt Familie Kuznik: „Ich habe in der Zeit vor den Weihnachtsferien versucht, meinen Sohn zuhause zu betreuen. Ich habe meine Arbeitszeit schon so gelegt, dass ich frühmorgens anfange und zwischendurch immer viel Zeit mit ihm verbringen kann und abends spät weiter arbeite“, berichtet Julia Kuznik. Aber das sei auf Dauer keine Lösung. „Wir haben uns jetzt dazu entschieden, dass Ben drei Tage geht.“An diesen Tagen arbeite sie mehr, um Luft an den anderen Tagen für ihr Kind zu haben.