„Wir sind durch unsere direkten Kontakte besonders gefährdet“
Impfling darstellt“, sagt Gilberg. Das sei auch bei anderen Impfprogrammen, etwa gegen Pocken, immer so gewesen. Ralph Eisenstein, Hausarzt in Düsseldorf, gibt noch einen weiteren Aspekt zu bedenken. Zwar könne er sich und seine Mitarbeiter in der Praxis schützen, bei Notdiensten mit Hausbesuchen sehe das allerdings anders aus. „Wir wissen nie, welche Situation wir antreffen und ob sich etwa hinter der Angabe Rückenschmerzen nicht eine Lungenentzündung verbirgt“, sagt er. Potenziell könnten Wohnungen voller infektiöser Aerosole sein, es sei aber gerade bei Zwölf-Stunden-Diensten nicht immer möglich, in voller Schutzkleidung anzutreten.
Hausarzt Arens hat ebenfalls schon als Teil eines mobilen Teams in Altenheimen geimpft und sieht das auch als seine ärztliche Pflicht an, genauso wie das Testen von Patienten in seiner Praxis. Gerade deshalb aber müssten Hausärzte unmittelbar nach den Hochrisikogruppen und dem Intensivpersonal geimpft werden, sagt er. Zumal Ärzte bezüglich der Impfbereitschaft eine Vorbildfunktion einnehmen könnten, so Eisenstein. Zuletzt hatte immer wieder Pflegepersonal in Altenheimen die Impfung verweigert. Er werde von seinen Patienten oft gefragt, ob er sich auch impfen lassen würde, sagt Eisenstein. Den anderen Ärzten ergeht es ähnlich. Zumal die Verunsicherung
unter den Patienten groß sei und die Impfbereitschaft mit sinkendem Alter abnehme. Wenn der Hausarzt nicht nur sage, dass er sich impfen lasse, sondern schon geimpft sei, nehme das Ängste.
Aßmann hofft daher auf eine bessere Kommunikation durch die Politik. Und darauf, dass bald mehr Impfstoffe in Umlauf geraten, die in der Logistik leichter zu handhaben sind, wie das nicht ganz so extrem kühlungsbedürftige Mittel von Moderna und das kühlschranktaugliche von Astrazeneca. Dann könnte deutlich schneller geimpft werden, gerade auch mit Hilfe der Hausärzte. „Wir impfen jedes Jahr 20 Millionen Menschen innerhalb von vier Monaten gegen die Grippe“, sagt Aßmann, „das zeigt doch, dass wir es können.“
Was das Impfen der Hausärzte angeht, haben Arens und seine Kollegin Kerstin Westerwalbesloh bei einem Impfeinsatz in einem Altenheim schon Fakten geschaffen. Weil durch die sechste, mittlerweile genehmigte Dosis aus den Biontech-Impffläschchen 17 zusätzliche Spritzen vorlagen, konnten sie mehr Menschen impfen als vorgesehen. Obwohl die Impfung an einem Sonntag stattfand, konnte das Altenheim dafür noch innerhalb einer Stunde impfwilliges Personal einladen, um auch dieses zu impfen. Auch zwei beteiligte medizinische Fachangestellte und ein für die Organisation mitverantwortlicher, anwesender Feuerwehrmann wurden noch geimpft. Am Ende blieben noch zwei Dosen übrig. Wegwerfen kam nicht infrage. Arens: „Als meine Kollegin und ich dann wirklich niemanden mehr gefunden haben, der noch geimpft werden wollte, haben wir uns gegenseitig geimpft.“
Thomas Aßmann
Hausarzt