Was Facebook mit den Whatsapp-Daten will
Ab dem 8. Februar müssen Nutzer neue Regelungen akzeptieren. Viele suchen aber stattdessen schon nach Alternativen zum Messenger.
DÜSSELDORF (dpa/frin) Zuletzt hat sich sogar Elon Musk zu Whatsapp-Alternativen geäußert: „Use Signal“, schrieb der Chef des Elektroauto-Pioniers Tesla am 7. Januar beim Kurznachrichtendienst Twitter. Wie groß Musks Einfluss ist, zeigte sich wenig später: Da schnellte an der Börse der Kurs des Unternehmens Signal Advance von knapp sieben Dollar auf zwischenzeitlich mehr als 40 Dollar, obwohl der Messenger-Dienst Signal nichts mit dem US-Unternehmen zu tun hat. Schnell entstand der Verdacht, dass einige der mehr als 40 Millionen Follower von Musk bei Twitter an der Börse spekuliert hatten – und dabei die Firmen verwechselten. Denn der Messenger Signal ist bislang nicht an der Börse, profitierte jedoch auf andere Weise vom Musk-Effekt: Die Download-Zahlen schnellten zuletzt in die Höhe.
Der zum Facebook-Konzern gehörende Messenger-Dienst Whatsapp hatte Änderungen angekündigt, die zum 8. Februar in Kraft treten.
Welche Änderungen sind geplant? Ein Whatsapp-Sprecher betonte zuletzt, dass es in der für die EU und Großbritannien geltenden, überarbeiteten Richtlinie keine Änderungen gebe, die das Teilen von Daten mit anderen Facebook-Unternehmen beträfen. Außerhalb der EU fließen Whatsapp-Nutzerdaten seit Jahren an Facebook – zu Werbezwecken oder zur Verbesserung von Produkten. Als „wesentliche“Änderungen stellt Facebook in der EU „klarer formulierte, detailliertere Nutzer-Informationen, wie und warum Daten verarbeitet werden“, heraus sowie Informationen darüber, wie Unternehmen, die über Whatsapp mit ihren Kundinnen und Kunden kommunizieren, Chats speichern und verwalten können.
„Das Update beeinflusst in keiner Weise die Vertraulichkeit eurer Nachrichten an Freunde oder Familie“, teilte Whatsapp am Dienstag mit. Whatsapp erklärte auf seiner Internetseite unter der Rubrik Sicherheit und Privatsphäre, mit „Gerüchten“
aufräumen zu wollen. Weder Whatsapp noch Facebook könnten „Nachrichten lesen, Anrufe mithören“oder geteilte Standorte sehen.
Was passiert, wenn man den Änderungen nicht zustimmt? Momentan lässt sich das Pop-up, das bei der Benutzung von Whatsapp erscheint und auf die Änderungen hinweist, wegklicken. Wer die Regelungen aber nicht bis zum 8. Februar akzeptiert, hat anschließend keinen Zugriff mehr auf den Dienst.
Welche Daten sammelt Whatsapp innerhalb der Europäischen Union? Auch wenn Whatsapp-Nutzerdaten aus der EU nicht für Facebook-Produktverbesserungen oder -Werbung eingesetzt werden: Die geänderte EU-Datenschutzrichtlinie offenbart weiterhin, welche Informationen Whatsapp erhebt und teils mit anderen Facebook-Diensten austauscht: Neben der Telefonnummer, Status-Informationen oder Transaktionsdaten gehören dazu automatisch erhobene Daten wie Nutzungs- und Protokollinformationen, Geräte- und Verbindungsdaten oder der Standort in Gestalt der IP-Adresse.
Den Zweck dieser Metadaten-Sammlung legt der Dienst in der neuen EU-Datenschutzrichtlinie wie folgt dar: Gemeinsam wolle man „gegen Spam, Drohungen, Missbrauch oder Rechteverletzungen“
vorgehen, heißt es. „Whatsapp arbeitet auch mit den anderen Facebook-Unternehmen zusammen und teilt Informationen mit diesen, damit sie uns dabei helfen können, unsere Dienste zu betreiben, bereitzustellen, zu verbessern, zu verstehen, anzupassen, zu unterstützen und zu vermarkten.“Dann wird eingeschränkt: „Keine der Informationen, die Whatsapp auf dieser Grundlage weitergibt, dürfen für die eigenen Zwecke der Facebook-Unternehmen verwendet werden.“
Welche Alternativen gibt es?
Kein Messenger-Dienst ist in Deutschland so verbreitet wie Whatsapp – und da es sich um geschlossene Systeme handelt, ist ein Wechsel oft damit verbunden, bestimmte Menschen nicht mehr per Messenger erreichen zu können. Wer wechseln möchte, sollte daher direkt andere überzeugen, ebenfalls einen anderen Messenger zu nutzen. Gute, vertrauenswürdige, quelloffene Messenger-Apps, die Whatsapp
in der Funktionalität in nichts nachstehen, aber einen an der Privatsphäre orientierten Umgang mit Nutzerdaten pflegen, gibt es einige. Verschiedene Messenger-Apps lassen sich auch problemlos parallel ausprobieren oder nutzen. Das Verbraucherportal Mobilsicher.de empfiehlt zum Beispiel die Messenger Signal, Threema oder Wire, die alle mindestens als Android- und iOS-App sowie als Desktop-Anwendung verfügbar sind.
Werden die Alternativen durch die Änderungen stärker genutzt? Das Interesse steigt jedenfalls erkennbar. Der Schweizer Messenger-Anbieter Threema teilte mit, seit vergangenem Freitag hätten sich die täglichen Download-Zahlen „vervielfacht“. „In den App-Stores in Deutschland, der Schweiz und Österreich ist Threema auf Platz eins der Charts der Bezahl-Apps“, sagte ein Sprecher. Ähnliche Meldungen gab es auch von den Anbietern der Apps Telegram und Signal.