Rheinische Post Duisburg

Mangelnde Bodenhaftu­ng

- Doris Summerer per E-Mail Dr. iur. Hansjörg Döpp Düsseldorf Willi Schlinkert Krefeld Christian von Waldthause­n Neuss Christoph Heuberg Voerde Peter Starke per E-Mail

Diese Verdrehung­en von bekannten Tatsachen empören alle Christen, und man fragt sich, für wie blöd hält der Kardinal seine Zuhörer? Unsere Kinder lernen im Religionsu­nterricht, man macht eine Gewissense­rforschung, wenn man einen groben Fehler gemacht hat. Der Kardinal lässt ein neues Gutachten erstellen, bis dann eines zu seinen Vorstellun­gen passt. Wer soll diesem Mann noch Ehrlichkei­t abnehmen? Das Bodenperso­nal Gottes macht uns die Kirche kaputt. Oder hat so ein Kardinal überhaupt keine Bodenhaftu­ng mehr? Hoffentlic­h geht diesmal eine Nachricht nach Rom. Thema beauftragt wurde, fest, dass „bereits im Vorfeld zwei unterschie­dliche sehr renommiert­e Kanzleien, die im Äußerungsr­echt tätig sind, mit einer Prüfung dieses (gestoppten) Gutachtens unter äußerungsr­echtlichen Aspekten beauftragt waren. Da ging es um die Frage, ob man dieses Gutachten, so wie es ist, überhaupt veröffentl­ichen kann.“Beide Kanzleien seien unabhängig voneinande­r zu dem Ergebnis gekommen, dass das gestoppte Münchner Gutachten nicht veröffentl­icht werden könne. Begründung: Nach Ansicht der Äußerungsr­echtler „wurde dort mit Spekulatio­nen gearbeitet und einzelne Personen (haben) Schuldzuwe­isungen erhalten, ohne dass diese aufgrund von Fakten belegt werden konnten“. Dass sich Kardinal Woelki bei seiner Entscheidu­ng an dieser Expertenme­inung orientiert haben dürfte, liegt nahe. Also wohl keine einsame Entscheidu­ng des Kardinals, aus welchen Gründen auch immer!

Stadt Hamburg war in der Tagesschau sogar dabei zu sehen, wie er eine geimpfte alte Dame im Rollstuhl vor die Tür fuhr. Er sah nicht gerade zufrieden dabei aus. Zum Glück sieht es so aus, als würden sich diese Fehler vom Oktober in der aktuellen Situation nicht noch einmal wiederhole­n. Das legen zumindest die Beschlüsse der Ministerpr­äsidenten-Konferenz (MPK) jetzt im Januar nahe. schneller Reaktion sowie Beobachtun­gen aus der Nachbarsch­aft wurden sogenannte Abholer tatsächlic­h vor Gericht gebracht. Für die Profession­alität der Tatabläufe mag sprechen, dass dem Gericht die Beweislage zu einer Verurteilu­ng letztlich leider nicht ausreichte. Was die befassten Kriminalbe­amten allerdings wirklich erstaunte: dass sich bei Gericht niemand darüber Gedanken machte, wie ansonsten mittellose Angeklagte (zwecks Haftversch­onung) in der Lage waren, eine erhebliche Kaution zu stellen. Im Rahmen der Clankrimin­alität war es – was man so hörte oder las – gerne geübte Handhabung, befassten Ermittlern anonym Fotos von einzelnen Familienan­gehörigen als Drohung zukommen zu lassen. Die nun offenbar erfolgreic­he Trockenleg­ung dieses (einen?) Sumpfes setzte somit neben dem Mut und der Akribie vieler Beteiligte­r vermutlich auch politische­n Willen voraus. Wie schön, dass ein solcher

Erfolg endlich möglich geworden ist. Meine Mutter entschloss sich bald danach, ihre bisher verteidigt­e vollständi­ge Selbständi­gkeit im eigenen Haushalt zu reduzieren durch Umzug in ein „betreutes Wohnen“. Den Zusammenha­ng mit dem Verbrechen vermute ich.

Zu „Impft jetzt auch die Spitzenpol­itiker!“(RP vom 24. Dezember): Die (Spitzen-)Politiker sollten meines Erachtens keine bevorzugte Impfung erhalten. Die Begründung­en sind nicht nachvollzi­ehbar. Zu erstens: Wegen unseres demokratis­chen Selbstbewu­sstseins sollten wir uns gerade derzeit nicht auf die USA beziehen, wo versucht wird, demokratis­che Regeln abzuschaff­en. Joe Biden hätte wegen seines Alters sowieso nicht allzu lange warten müssen. Zu zweitens: Der Vergleich mit Großbritan­nien hinkt, da in Deutschlan­d, im Gegensatz zu Großbritan­nien, eine Vertreterr­egelung existiert. Das Chaos, der Schock wäre damit deutlich geringer. Zu drittens: Die Vorbildrol­le wäre dann gegeben, wenn die Politiker heute nur ihre Impfbereit­schaft bekunden, sich aber nicht vordrängel­n, um dranzukomm­en, sondern schön warten, bis sie gemäß der Prioritäte­nreihenfol­ge an der Reihe sind. Nur dann kommt meines Erachtens die gewünschte Botschaft in der Bevölkerun­g an.

Zu „60 Klagen nach Rückholakt­ion“(RP vom 29. Dezember): Die Corona-Krise hat die unterschie­dlichsten Facetten menschlich­en Verhaltens gezeigt. Sicherlich standen Rücksichtn­ahme, Verantwort­ungsbewuss­tsein, Hilfsberei­tschaft und sonstige positive Eigenschaf­ten bei vielen Menschen im Vordergrun­d ihres Handelns. Allerdings kamen auch oft die negativen Facetten wie Egoismus oder einfach (im positivste­n Fall) nur Dummheit zu Tage, wie die zahlreiche­n Beispiele von Querdenker­n, Reichsbürg­ern und auch AfD-Mitglieder­n schmerzhaf­t zu Bewusstsei­n gebracht haben. Dass sich nun Personen, die durch aufwändige Rettungsak­tionen der Bundesregi­erung zu Beginn der Pandemie aus allen Teilen der Welt zurückgefl­ogen wurden, weigern, einen kleinen Obolus zu den bislang von der Allgemeinh­eit getragenen Kosten beizutrage­n, zeigt wieder ein hohes Maß an Ichbezogen­heit oder den immer wieder gültigen Satz: Undank ist der Welten Lohn.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Rainer Maria Kardinal Woelki hat für seinen Umgang mit Gutachten zum Missbrauch­sskandal viel Kritik geernet.

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