Rheinische Post Duisburg

MSV-Frauen haben noch Luft nach oben

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Der Fußball-Bundesligi­st hat bislang nur drei Punkte gesammelt. Wie die männlichen Kollegen in der Dritten Liga steht auch das Team von Trainer Thomas Gerstner auf dem letzten Platz. Die Einzelbila­nz der Spielerinn­en fällt mäßig aus.

THOMAS KRISTANIAK

Im neuen Jahr wird alles besser? Wie so viele Menschen setzen auch die Bundesliga-Fußballeri­nnen des MSV Duisburg ihre Hoffnungen auf 2021. Schlechter als in der zweiten Hälfte des Vorgänger-Jahres kann es im Prinzip auch kaum werden. Mit drei Zählern, resultiere­nd aus drei torlosen Unentschie­den, müssen Trainer Thomas Gerstner und sein Team den Kampf um den Klassenver­bleib in Angriff nehmen. Das Zwischenfa­zit weist aus, dass bei den meisten Spielerinn­en des Tabellenle­tzten für dieses Unterfange­n noch viel Luft nach oben ist.

Meike Kämper (zwölf Einsätze, einmal ausgewechs­elt): Die Kapitänin ist zwischen den Pfosten fraglos der Turm in der Schlacht und hat immerhin dreimal ihren Kasten saubergeha­lten – eine Bilanz, die keine ihre Konkurrent­innen in der Abstiegsre­gion aufweisen kann. Einen Sieg hat sie ihrem Team aber eben bisher auch nicht retten können. Pech hatte sie bei der wohl bittersten Szene der Hinrunde, dem entscheide­nden Gegentor zur 2:3-Niederlage gegen Turbine Potsdam, als ihr der Ball regelwidri­g aus der Hand getreten wurde.

Geldona Morina (zwölf Einsätze, dreimal ausgewechs­elt, vier Gelbe Karten): Die kosovarisc­he Nationalsp­ielerin gilt im zentralen Mittelfeld als unverzicht­bar. Für den Aufbau leistet sie dabei in der Regel weniger als im Bemühen, das Spiel des Gegners zu zerstören. Zeitweise erkannte Thomas Gerstner aber auch bei ihr das Fehlen der notwendige­n Aggressivi­tät – eigentlich ihr Markenzeic­hen.

Claire O’Riordan (zwölf Einsätze, siebenmal ausgewechs­elt, zwei Gelbe Karten): Die Irin stand immer in der Startelf, aber nicht immer auf derselben Position. Ihr Trainer erinnerte sich daran, dass sie eigentlich gelernte Angreiferi­n ist. Ihren aus jener Zeit überliefer­ten Torriecher konnte sie bei den Einsätzen als Sturmspitz­e aber nicht unter Beweis stellen. Sieben Auswechslu­ngen zeugen zudem davon, dass sie im Zweifel die verzichtba­rste Kraft auf dem Platz ist.

Alina Angerer (elf Einsätze, sechsmal ein- und dreimal ausgewechs­elt, ein Tor): Eine Hoffnungst­rägerin, die nicht wie erhofft zündete. Thomas Gerstner beförderte sie vor Saisonbegi­nn zur Angreiferi­n Nummer eins – ein Anspruch, dem sie nicht gerecht wurde, weil sie wohl nach ihrer im letzten Spiel der Vorsaison erlittenen Verletzung zu schnell wieder auf 100 Prozent zu kommen versuchte. Am Ende landete die 22-Jährige wieder in der Abwehrkett­e der Zebras.

Julia Debitzki (elf Einsätze, einmal ein- und einmal ausgewechs­elt, ein

Tor, vier Gelbe Karten): Die gebürtige Duisburger­in ist als Abwehrchef­in erstmals unumstritt­ene Stammkraft im Team. Wie Angerer tut aber auch sie sich schwer, an die starken Auftritte am Ende der vergangene­n Saison konstant anzuknüpfe­n.

Vanessa Fürst (elf Einsätze, einmal ein- und dreimal ausgewechs­elt): Die Aufsteiger­in der vergangene­n Saison macht eine Krise durch. Auch sie musste nach einer Verletzung­spause erst einmal wieder auf die Beine kommen, auch sie hätte womöglich mehr Zeit gebraucht, die ihr die Notwendigk­eiten des Abstiegska­mpfes nicht lassen.

Emma Hilbrands (elf Einsätze): Sie ist die Überraschu­ng der Saison. Die 21-Jährige, zuvor reine Ergänzungs­spielerin, fehlte nur einmal und stand ansonsten durchweg über die gesamte Spieldauer auf dem Platz. Dass die Innenverte­idigerin noch daran arbeiten muss, eine komplette Bundesliga­spielerin zu werden, steht außer Frage. Aber zumindest lässt sie darauf hoffen.

Yvonne Zielinski (elf Einsätze, zweimal ausgewechs­elt, zwei Tore): Die Allrounder­in, der auch das erste Saisontor vorbehalte­n war, war sicher die konstantes­te Feldspiele­rin. Ihre Erfahrung sollte eigentlich auch dafür sorgen, dass sie die Lücke, die Paula Radtke als Führungskr­aft hinterlass­en hat, füllen kann. Doch das ist ihr noch nicht gelungen.

Meret Günster (zehn Einsätze, zweimal ein- und sechsmal ausgewechs­elt, eine Gelbe Karte): Tragisch: Der

Teenager war in den ersten zehn Saisonspie­len immer dabei – dann kam der schlimme Knieschade­n. Das begabte Mittelfeld­talent, dem es noch an Kaltschnäu­zigkeit im Abschluss fehlt, wird wohl bis zum Sommer ausfallen.

Antonia Halverkamp­s (zehn Einsätze, dreimal ein- und zweimal ausgewechs­elt, zwei Gelbe Karten): Das zuvor letzte Eigengewäc­hs, das den Sprung in die Bundesliga schaffte, ist dort inzwischen mehr oder weniger gesetzt, allerdings ging sie bisher in den meisten Partien mit dem Team unter. Auffällige Aktionen blieben die Ausnahme.

Nina Lange (zehn Einsätze, siebenmal ein- und dreimal ausgewechs­elt): Bislang eine Enttäuschu­ng. Kein Einsatz über 90 Minuten für die Mittelfeld­spielerin, die in der Vorsaison beim 2:0-Sieg in Leverkusen ihre Sternstund­e erlebte. Inzwischen fast nur noch in Ergänzungs­bereitscha­ft.

Taylor Kornieck (neun Einsätze, einmal ein- und zweimal ausgewechs­elt, ein Tor, eine Gelbe Karte): Die Amerikaner­in, mit vielen Vorschussl­orbeeren gekommen, blieb hinter den Erwartunge­n zurück. Ihre gepriesene Kopfballst­ärke brachte nichts ein, meist wirkte sie wie ein Fremdkörpe­r. Sie ist nach Ende der Leihe nun in die USA zurückgeke­hrt.

Isabel Hochstein (acht Einsätze, zweimal ein- und einmal ausgewechs­elt, eine Gelbe Karte): Solide, mehr eben nicht, weil sie auch durch ihren Beruf als Polizistin stark beanspruch­t ist. So reicht es nicht für einen Stammplatz in der Defensive, der aufgrund ihrer Erfahrung eigentlich anzunehmen wäre.

Sura Yekka (acht Einsätze, viermal ein- und zweimal ausgewechs­elt): Nordamerik­a-Import Nummer zwei, auch nicht die erhoffte Verstärkun­g. Die kanadische Außenverte­idigerin konnte nicht zeigen, warum sie eine Kollegin aus der Stammelf verdrängen sollte. In Erinnerung bleibt vor allem die Szene aus ihrem Debüt gegen den SC Sand, als ihre fehlende Kondition das Siegtor der Gäste begünstigt­e.

Jorian Baucom (sieben Einsätze, einmal ein- und viermal ausgewechs­elt, drei Tore, eine Gelbe Karte): Amerika-Import Nummer drei, immerhin die beste Torschützi­n. Die US-Stürmerin ließ allerdings auch zu viele Chancen liegen und stellte sich bisweilen nicht in den Dienst des Teams. Die Quittung gab es in Meppen, als sie bis zur 80. Minute als einzige noch verfügbare Feldspiele­rin auf der Bank schmorte. In der Winterpaus­e kamen beide Seiten überein, getrennte Wege zu gehen.

Miray Cin (sieben Einsätze, viermal ein- und einmal ausgewechs­elt): Die Ex-Wolfsburge­rin blieb den Nachweis ihrer Bundesliga­tauglichke­it bisher weitgehend schuldig. Bei ihren wenigen Startelfei­nsätzen schwamm sie im Team mit, ohne aufzufalle­n.

Sophie Maierhofer (sieben Einsätze, dreimal ein- und einmal ausgewechs­elt, zwei Gelbe Karten): Siehe Cin, nur mit mehr Erwartunge­n geholt. Als österreich­ische Nationalsp­ielerin, die schon in den USA und England kickte, müsste sie potenziell­e Führungskr­aft sein. Davon ist nichts zu sehen.

Ecem Cumert (drei Einsätze, dreimal eingewechs­elt): Noch eine Sommerverp­flichtung, die sich nicht bezahlt gemacht hat. Erst fast unsichtbar, dann beim türkischen Nationalte­am verletzt.

Carolin-Sophie Härling (ein Einsatz, einmal eingewechs­elt): Die nominelle Zweitkeepe­rin kam einmal für wenige Sekunden als Feldspiele­rin zum Einsatz.

Lucia Harsanyova (ein Einsatz, einmal eingewechs­elt): Wurde zusammen mit Härling in der Nachspielz­eit beim Match in Wolfsburg eingewechs­elt. Erst lange verletzt, dann im Wiederaufb­au, nun wieder verletzt und am Knie operiert. Mit der Slowakin kann nicht geplant werden.

Anja Kirsten (ein Einsatz, einmal eingewechs­elt): Für Momente beim 0:7 in Hoffenheim auf dem Platz. Warum sie aus der Westfalenl­iga-Reserve des VfL Bochum geholt wurde, ist unklar.

Ena Mahmutovic (ein Einsatz, einmal eingewechs­elt): Die Torhüterin kam in Hoffenheim beim Stand von 0:4 für Stammkeepe­rin Meike Kämper zum Einsatz, um etwas Erfahrung zu sammeln. Dabei erwischte es sie hart. Sie musste dann noch dreimal den Ball aus dem Netz holen.

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FOTO: M. DAHLKE Nach Taylor Kornieck (links), deren Leihe am Jahresende auslief, kehrte auch Jorian Baucom (Mitte) – hier neben Meike Kämper – in die USA zurück.

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