Rheinische Post Duisburg

Corona-Management unter Druck

- VON JANA WOLF

Am Dienstag die Bund-Länder-Runde, am Donnerstag die Kanzlerin, am Freitag der Gesundheit­sminister – die obersten Krisenmana­ger des Landes treten beinahe täglich vor die Kameras, um sich zu erklären. Allein die Dichte der Auftritte zeigt: Der Druck auf die Bundesregi­erung steigt, ihren Kurs in der Pandemiebe­kämpfung zu rechtferti­gen. Während die Zahlen der Neuinfekti­onen und Intensivpa­tienten sinken, haben Bund und Länder den Lockdown mit all seinen Härten verlängert. Das nährt den Überdruss. Zu Beginn des zweiten Corona-Jahres werden die Maßnahmen für viele Menschen zunehmend zur Last. Das schlägt sich in Umfragen nieder: Laut ARD-„Deutschlan­dtrend“nimmt fast jeder zweite Bürger die Einschränk­ungen als starke Belastung wahr – weitaus mehr als noch vor Weihnachte­n. Parallel sinkt die Zufriedenh­eit mit dem Krisenmana­gement. An den politische­n Spitzen gehen diese Werte nicht spurlos vorüber. Sie feilen sichtlich aufgeregt an ihrer Krisenkomm­unikation.

Dabei gibt es viele gute Gründe für die Lockdown-Verlängeru­ng. Die rund 17.860 Covid-19-Fälle von Freitag sind viel zu viele, und 860 Tote am Tag sind nach wie vor eine erschrecke­nd hohe Zahl. Hinzu kommt die Sorge, dass Virus-Mutationen auch hierzuland­e zur Explosion der Fallzahlen führen. All das gibt den Krisenmana­gern in der Sache recht.

Doch natürlich geht es bei ihrem dringliche­n Werben um das Verständni­s der Bürger nicht nur um nackte Zahlen. Es geht auch um politische Deutungsho­heit. Schließlic­h ist auch das Superwahlj­ahr angebroche­n. Merkel, Spahn und Co. haben neben Kurvenverl­äufen nun verstärkt die eigene politische Bilanz im Blick. Man kann nur hoffen, dass die seriöse Krisenkomm­unikation nicht unter die Räder kommt, wenn der Wahlkampf erst richtig Fahrt aufnimmt.

BERICHT DIE SORGE VOR NOCH GRÖSSEREM SCHADEN, POLITIK

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