Rheinische Post Duisburg

„Warum soll man da nicht 180 fahren?“

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst hält von einer Zusammenar­beit mit den Grünen bei Verkehrsth­emen nicht viel – ebenso wie von einem Tempolimit auf Autobahnen. Das und mehr sagt er im „Aufwacher“-Podcast der RP.

DÜSSELDORF Er fährt meist mit dem Fahrrad ins Büro, während seine Frau den Familien-SUV nimmt. Er ist Fan des 1. FC Köln, trinkt aber lieber Altbier. Hendrik Wüst (45, CDU), seit 2017 Verkehrsmi­nister in NRW, beantworte­te viele private Fragen unserer Leser für „Aufwacher – frag mich alles!“, einen Podcast der RP. Live zu sehen war das Gespräch, das Chefredakt­eur Moritz Döbler und Helene Pawlitzki, Leiterin des RP-Audio-Teams, mit Wüst führten, auf Facebook. Einen Zusammensc­hnitt gibt es an diesem Samstag im „Aufwacher“zu hören – unter rp-online.de/aufwacher und in jeder Podcast-App. Der Verkehrsmi­nister sprach aber nicht nur über Privates:

Nachfolger­suche für Armin Laschet als Ministerpr­äsident „Das wird ganz entspannt abgehen, glaube ich. Das ist auch noch von ganz vielen Dingen abhängig. Wie wird die Kanzlerfra­ge entschiede­n? Und dann schauen wir mal. Es ist gut, wenn man solche Sachen nicht in der Öffentlich­keit und nicht zu früh austrägt. Ich bin felsenfest überzeugt, dass das sehr freundscha­ftlich läuft. Ich würde nicht bestreiten, dass ich als Minister dafür infrage käme. Aber da muss man entspannt bleiben, auch was das Ausschließ­en solcher Ämter betrifft. Die Art von Selbstausr­ufung ist nicht angesagt. Und sie ist auch ein bisschen anmaßend.“

Kanzlerkan­didatur Armin Laschets „Das wäre sehr gut für Nordrhein-Westfalen, weil er das Land so gut kennt wie kein anderer potenziell­er Kandidat. Natürlich wäre es auch deswegen toll, wenn Armin Laschet Kanzler werden würde, weil er nicht erst alles erklärt bekommen müsste, sondern im Detail kennt.“

Zusammenar­beit mit den Grünen „Warum soll ich mir einen anderen Koalitions­partner wünschen? Die Schnittmen­ge mit der FDP in der Mobilitäts­politik ist nahezu bei 100 Prozent. Ich arbeite mit der FDP freundscha­ftlich zusammen. Ich glaube, dass man mit den Grünen Dinge machen kann, aber in der Mobilitäts­politik viel weniger als mit der FDP. Wenn ich mir die Konzepte der Grünen angucke, steht darin, dass man gegen das Auto kämpft. Wenn man aber Leuten in 20.000-Einwohner-Städten das Auto wegnimmt und kein besseres Angebot bietet, haben Sie den Leuten Steine statt Brot gegeben. Man kann nicht einfach sagen: Fahr doch Straßenbah­n! Bei den Grünen ist Mobilitäts­politik immer sehr großstädti­sch, sehr gegen das Auto gerichtet. Ich kann mit den Grünen sehr gut Einigkeit erzielen, mehr Fahrradweg­e und Radschnell­wege zu bauen. Man wird eine gemeinsame Verkehrspo­litik im Zweifelsfa­ll

irgendwie hinkriegen, aber wünschen muss ich mir das nicht.“

Bürgerbete­iligungen „Unsere Bürgerbete­iligung ist falsch organisier­t. Ich kann als Verkehrsmi­nister nicht in einen Saal von Menschen kommen, wo nicht ein kluger Ingenieur sitzt, der es mindestens genauso gut weiß wie die Experten, die mir die Sachen aufgeschri­eben haben. Und wir können die Leute auch nicht lange aus den Prozessen raushalten. Wenn einer 30 Jahre lang in der Zeitung liest, dass auf seinem Acker eine Straße gebaut werden soll, und es war noch nie jemand da, um mit ihm darüber zu sprechen, ist derjenige verärgert. Das sind so Dinge, die nicht zusammenpa­ssen. Die Betroffene­n müssen früher eingebunde­n werden.“

Tempolimit „Wenn der Verkehr fließen würde, wäre ich zufrieden. Die Diskussion übers Tempolimit hat mit der Realität in NRW im Pendlerver­kehr wenig zu tun. Wir wären ja schon froh, wenn man im Schnitt mit 80 oder 100 fahren könnte. Wo man sicher und schnell fahren kann, da soll man es auch tun. Wenn man nachts um vier Uhr nach Hause fährt mit einem Auto, das nicht die allerhöchs­ten Emissionen hat, auf einer Strecke, wo links und rechts niemand wohnt, warum soll man da nicht 180 fahren? Es ist ja auch in Ordnung, wenn nicht immer alles geregelt und verboten ist, und man selber entscheide­n kann, ob man nachts 180 oder 200 fahren muss – wenn alle Bedingunge­n stimmen. Ich bin auch großer Fan digitaler Verkehrsst­euerungsta­feln. Darüber könnte man das Tempo regeln – immer der Lage angepasst. In dem Bereich bauen wir gerade viel aus.“

Erweiterun­g des Flughafens DUS „Das Thema liegt schon ein paar Jahre. Wir wollen das jetzt so schnell, wie es geht, vom Tisch haben. Ich möchte, dass wir das ordentlich und rechtssich­er machen. Es gehört dazu, dass jemand, der einen Antrag stellt, auch ein Ergebnis bekommt. Aus politische­n Gründen kann und werde ich das nicht liegen lassen.“

Info

Einmal monatlich stellen wir bei „Aufwacher – frag mich alles!“unseren Interviewp­artnern die Fragen unserer Leser. Wen würden Sie gern mal in diesem Format erleben? Schicken Sie uns Ihren Vorschlag, gerne inklusive einer Frage, an aufwacher@rp-online.de.

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Gespräch mit RP-Audio-Chefin Helene Pawlitzki und RP-Chefredakt­eur Moritz Döbler.
FOTOS: ANNE ORTHEN Minister Hendrik Wüst (r.) im Gespräch mit RP-Audio-Chefin Helene Pawlitzki und RP-Chefredakt­eur Moritz Döbler.

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