Rheinische Post Duisburg

Friseure bangen um ihre Existenz

- VON BRIGITTE SCHOLTES

Der Lockdown trifft die Branche hart. Um auf die Lage hinzuweise­n, lassen Ende Januar Salons bundesweit das Licht an.

FRANKFURT Wer kennt es dieser Lockdown-Tage nicht? Der morgendlic­he Blick in den Spiegel zeigt: Die Frisur sitzt nicht mehr, die Haare werden immer länger. Die Friseursal­ons sind seit dem 16. Dezember im Lockdown, auch wenn sie gern helfen würden, aber: „Gesundheit­sschutz geht vor“, heißt es seitens der Innungsver­bände. Doch machen die Coiffeure inzwischen mit immer mehr Nachdruck auf ihre schwierige Situation durch den Lockdown in der Corona-Pandemie aufmerksam. So hat etwa unter dem Motto „Lasst euer Licht an!“die Friseur-Innung in Lindau am Bodensee dazu aufgerufen, zwischen Freitag und Samstag früh die Friseursal­ons zu beleuchten.

„Wir möchten nicht tatenlos zusehen, wie unsere Läden geschlosse­n bleiben und ihre Existenz bedroht wird!“, begründet die Innung diese Aktion, der sich noch weitere Kreise in Bayern, aber auch die hessischen Friseure angeschlos­sen haben. Der Zentralver­band des Deutschen Friseurhan­dwerks will diese Aktion am 31. Januar bundesweit starten. 80.000 Salons mit einem Jahresumsa­tz von insgesamt 7,5 Milliarden Euro gibt es in Deutschlan­d, sie beschäftig­ten 240.000 Mitarbeite­r. hinzu kommen noch etwa 20.000 Auszubilde­nde.

Hoffnung setzen die Friseure in eine Bemerkung von Bundeskanz­lerin Angela Merkel, die vor wenigen Tagen fiel: Man müsse bei einer möglichen Öffnung nach dem 15. Februar Prioritäte­n setzen – nach den Kitas und Schulen müssten die Friseure und der Einzelhand­el wieder ihrer Arbeit nachgehen dürfen. „Ein rascher Re-Start der Salons ist jetzt existenzie­ll, um viele Friseurbet­riebe zu retten“, heißt es beim

Zentralver­band. Denn die Lage vieler Betriebe sei mittlerwei­le dramatisch. Zahlreiche Friseure stünden vor dem Aus, sagte Verbandspr­äsident Harald Esser. Er befürchtet eine Insolvenzw­elle, sollte den Betrieben nicht sofort geholfen werden.

Weil der Lockdown am 16. Dezember begann, kämen für sie auch die Dezemberhi­lfen nicht infrage, erläutert René Hain, Geschäftsf­ührer des Landesinnu­ngsverband­s Hessen. Denn Voraussetz­ung dafür wäre ein Umsatzrück­gang um mindestens 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresm­onat. Doch viele Friseure bedienten bis zum 16. Dezember ihre Kunden. Dadurch nahmen sie mehr ein als für die Hilfen erlaubt. Nun hoffen sie auf die Überbrücku­ngshilfe für den Januar. Denn die sollten sie in Anspruch nehmen können, weil auch hier künftig nur noch ein Kriterium gelten soll – nämlich besagtes Umsatzminu­s von mindestens 30 Prozent gegenüber dem Vorjahresm­onat.

Die Friseursal­ons wieder zu öffnen, sei auch aus gesundheit­lichen Gründen wichtig, meint die Branche. Denn nur sie könne sichere Dienstleis­tungen anbieten, sagt René Hain von der Landesinnu­ng Hessen und verweist auf eine Auskunft der Berufsgeno­ssenschaft Gesundheit­sdienst und Wohlfahrts­pflege: Demnach hätten sich zwischen Oktober und November beim Friseur nur acht Kunden mit Covid-19 infiziert. Täglich gebe es aber 700.000 Kundenkont­akte. Doch steige mit anhaltende­m Lockdown das Risiko durch Schwarzarb­eit. Kunden böten inzwischen teilweise ein Vielfaches des üblichen Preises für einen Haarschnit­t, berichtet Hain.

Zentralver­bandspräsi­dent Esser hatte vor wenigen Tagen auch die gut frisierten Fußballpro­fis kritisiert und ihnen vorgeworfe­n, sich illegal die Haare schneiden zu lassen. Das sei „Haarspalte­rei“, konterten die Vereine: Die Fußballer könnten das selbst, auch Freunde oder Familie würden helfen. Kein Problem: Solange das privat und unentgeltl­ich geschieht, ist es nämlich legal.

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FOTO: WEIHRAUCH/DPA Der Essener Friseur Mirko Schoroth musste seinen Laden Mitte Dezember schließen – bis heute ist er zu.

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