Rheinische Post Duisburg

Industrie soll für Kippenents­orgung zahlen müssen

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BERLIN (may-) Die Koalition will die Tabakindus­trie künftig für die Beseitigun­g von Zigaretten­kippen zur Kasse bitten. „Die Bundesregi­erung prüft derzeit, wie die Kosten der öffentlich­en Hand ermittelt und auf die betroffene­n Hersteller umgelegt werden können“, heißt es in einer unserer Redaktion vorliegend­en Antwort des Ernährungs­ministeriu­ms auf eine Kleine Anfrage der Linken. Das Ministeriu­m verweist auf eine EU-Richtlinie, laut der auch Tabakprodu­kte mit kunststoff­haltigen Filtern zu den Gütern gehören, für welche die Kosten für Entsorgung in öffentlich­en Sammelsyst­emen und Reinigungs­aktionen von deren Hersteller­n zu tragen sind.

„Es bleibt zu hoffen, dass die Bundesregi­erung das ernst meint“, sagte der drogenpoli­tische Sprecher der Linken, Niema Movassat. Er hält auch das kürzlich in Kraft getretene Tabakwerbe­verbot für zu spät und unzureiche­nd. Laut Regierungs­antwort gab die Tabakindus­trie im Jahr 2018 rund 63,4 Millionen für direkte Tabakwerbu­ng aus. „Für die Tabakindus­trie ist Deutschlan­d im europäisch­en Vergleich ein Paradies“, lautet die Einschätzu­ng der Linken.

Eine zumindest stark fragwürdig­e Beziehung sieht Movassat auch in den Kontakten von Tabaklobby­isten mit den Spitzen der Ministerie­n. Wie aus der Regierungs­antwort auf die Anfrage hervorgeht, trafen Beauftragt­e und Staatssekr­etäre aus Gesundheit­s-, Ernährungs-, Wirtschaft­s-, Finanzmini­sterium und Kanzleramt in dieser Wahlperiod­e elf Mal mit Vertretern der Tabakindus­trie zusammen.

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