Rheinische Post Duisburg

Tanzszene trauert um Othello Johns

Der Tänzer, Lehrer und Choreograf war auch Gründer des Vereins „Kabawil“.

- VON SEMA KOUSCHKERI­AN

DÜSSELDORF Allein die Begrüßung. „Hey, Leute, schön euch zu sehen. Wie geht’s?“Othello Johns begann seinen Unterricht, wie andere die Rückkehr eines lang vermissten Freundes feiern. Generation­en begabter und nicht so begabter Schüler folgten der John’schen Zuversicht, dass es in seiner Stunde gut laufen würde. Der 1,90-Meter-Mann sendete Kraft und Optimismus aus, es war genug für alle da. Am Sonntag ist der Tänzer, Choreograf und Lehrer unerwartet gestorben. Kondolenzb­ekundungen aus der ganzen Welt fluten seither E-Mail-Postfächer und soziale Medien.

Der 57 Jahre alte US-Amerikaner gehörte vor mehr als 20 Jahren zu den ersten Dozenten, die Hip-Hop und andere Urban Styles am Tanzhaus NRW unterricht­eten. Zu Beginn des Jahres 2000 lernte er die Kulturpäda­gogin Petra Kron kennen. Sie gründeten in Düsseldorf den gemeinnütz­igen Verein „Kabawil“, der sich seither nationalen und internatio­nalen künstleris­chen Projekten mit Jugendlich­en widmet. Johns arbeitete regelmäßig mit jungen Häftlingen und auch mit Geflüchtet­en. „Die Menschen sprechen zwar nicht die gleichen Sprachen, können sich aber alle durch Bewegungen und Tanz ausdrücken“, sagte er einmal. „Sie wissen gar nicht, was in ihnen steckt.“Er bemühte sich, es ihnen beizubring­en, und bewies darin eine glückliche Hand. Dies auch, weil sein pädagogisc­hes Engagement von großem künstleris­chen Können getragen wurde. Johns hatte eine exzellente Ausbildung genossen: Er studierte Tanz und Choreograf­ie an der Universitä­t von Louisiana und erweiterte seine Kenntnisse an den beiden New Yorker Kaderschmi­eden des Modern Dance, der Martha Graham School und der Erick Hawkins School.

Dass er seine Schüler und Kollegen wegen der Corona-Pandemie nur noch digital erleben durfte, setzte ihm zu. Als Lehrer und Choreograf pflegte er zu ihnen einen direkten und oft intensiven Kontakt. Mit den Jahren hatte sich eine Verbundenh­eit ergeben, die ihm, dessen Angehörige in Los Angeles leben, jetzt fehlte. Er hinterläss­t nicht nur seine Mutter, vier Geschwiste­r und seine beiden Töchter, sondern auch eine große Tanz-Familie.

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FOTO: SABRINA WENIGER Othello Johns ist im Alter von 57 Jahren gestorben.

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