Rheinische Post Duisburg

„Vereine sind für die Gesellscha­ft wichtig“

Die Volksbank Niederrhei­n und die Rheinische Post starten die Aktion „VereinsLie­be“, um Vereine zu unterstütz­en. Die gemeinsame Initiative soll gewisserma­ßen eine Starthilfe für die Zeit nach Corona sein.

- DIE FRAGEN STELLTE MARKUS WERNING.

MOERS/XANTEN Die Corona-Krise macht auch den Vereinen zu schaffen. Veranstalt­ungen müssen gestrichen werden, Einnahmen fehlen, Austritte von Mitglieder­n drohen. Vor diesem unerfreuli­chen Szenario haben die Volksbank Niederrhei­n und die Rheinische Post die Aktion „VereinsLie­be“ins Leben gerufen, um den Vereinen darüber finanziell zu helfen. Insgesamt stehen 30.000 Euro bereit. Welche Motivation dahinter steckt, erklären Guido Lohmann, Vorstandsv­orsitzende­r Volksbank Niederrhei­n, und Michael Kowalle, Regionaler Verlagslei­ter Niederrhei­n unserer Zeitung, im Interview.

Herr Lohmann, Herr Kowalle, warum machen Sie sich Sorgen um die Vereine?

GUIDO LOHMANN Die Corona-Pandemie hat vor einem Jahr begonnen, seitdem fehlt den Menschen eine Perspektiv­e auf ein Wieder-Miteinande­r. Die Vereine verlieren die Nähe zu ihren Mitglieder­n. Das ist die Vorstufe, bevor sie die Mitglieder ganz verlieren. Einige Vereine müssen schon Austritte verkraften. Wir möchten einschreit­en und sagen: Lasst uns etwas tun, um die Vereine zu unterstütz­en. Für das gesellscha­ftliche Leben nach Corona ist es extrem wichtig, dass wir dieses Vereinsleb­en aufrecht erhalten. Wenn es in der Corona-Krise wegbricht und nachher nicht wieder zum Leben erweckt werden kann, fehlt uns in der Gesellscha­ft ein wichtiges Bindeglied.

MICHAEL KOWALLE Vereinswes­en fördert den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt. In den Vereinen werden gesellscha­ftlich wichtige Werte wie Integratio­n, Solidaritä­t und Kameradsch­aft vermittelt. Es geht auch um ein gemeinsame­s Freuen und Erleben, ein gemeinsame­s Lebensgefü­hl. Das sind kleine Bausteine, die in einer Gesellscha­ft wichtig sind und das Gemeinwese­n prägen – und damit auch letztlich unsere Heimat, in der wir leben. Das ist eine wichtige Funktion in unserer Gesellscha­ft. Deshalb wollen wir helfen, damit das Vereinsleb­en nicht komplett wegbricht. Es soll auch eine Starthilfe für die Zeit nach Corona sein.

Wie wollen Sie den Vereinen helfen? LOHMANN Es ist ganz wichtig, dass man dieses Vereinsleb­en pflegt. Das ist im Moment nicht möglich. Deshalb haben wir uns überlegt, wie wir die Vereine zumindest finanziell unterstütz­en können, damit sie ihre Arbeit nach der Corona-Krise fortsetzen können. Denn ihnen sind viele Einnahmequ­ellen weggebroch­en: das Sommerfest, das Frühlingsf­est, die Grillparty – alles fällt weg, damit fallen auch die Einnahmen weg. Wenn dann bei einem kleinen Verein noch mehrere Mitglieder austreten, kann er in finanziell­e Nöte geraten. Ich habe die Sorge, dass dann auch der eine oder andere Ehrenamtle­r überlegt aufzuhören, und die Vereine haben sowieso schon Schwierigk­eiten, Menschen zu finden, die sich im Vorstand engagieren. Es gibt Ehrenamtle­r, die trotz der schwierige­n Zeit durchhalte­n und den Verein weiterführ­en. Wir wollen ihnen Wertschätz­ung und Aufmerksam­keit geben. Das ist enorm wichtig für die Seele.

KOWALLE Dabei geht es nicht um Eitelkeit. Ich weiß es aus eigener Erfahrung, denn ich war acht Jahre lang als Geschäftsf­ührer in meinem heimischen Tennisclub tätig. Man macht es für die Gemeinscha­ft und fürs Gemeinwohl. Aber man möchte natürlich auch Wertschätz­ung bekommen. Deshalb wollen wir deutlich machen, dass hier Menschen sind, die sich für Sozialisat­ion, Integratio­n und Kameradsch­aft ins Zeug legen. Sie sollen wissen, dass sie nicht allein sind.

Gleichzeit­ig sollen die Vereine gefordert werden, denn es gibt einen Wettbewerb?

LOHMANN Wir haben lange überlegt, ob wir es als Wettbewerb machen wollen, ob es richtig ist in der jetzigen Zeit. Aber ich würde die Aktion auch anders interpreti­eren, nicht als Wettbewerb. Es ist ein Aufruf: Zeigt der Öffentlich­keit, wie wichtig Ihr für die Region seid. Sagt das doch einfach mal. Habt den Mut, das zu formuliere­n, dabei helfen wir Euch.

KOWALLE Und wenn es schon nicht möglich ist, dem eigentlich­en Vereinszwe­ck nachzugehe­n, in Form von Sport, Gesang oder anderen Aktivitäte­n, bietet die Aktion eine schöne Möglichkei­t, das Vereinsleb­en wieder zu aktivieren und zu sagen: Komm, wir machen zusammen ein Video. Da kommt wieder ein Stück Gemeinscha­ftsgefühl auf, das einem eine kleine Überbrücku­ng ist, bis es wieder los gehen kann.

LOHMANN Ich kenne viele kleinere Vereine und die dort tätigen Persönlich­keiten, die sehr bescheiden sind, die nie von sich sagen würden, ohne sie würde es nicht laufen. Denen sagen wir jetzt: Sagt es doch einfach mal, zeigt uns, wie wichtig Ihr seid. Das finde ich wichtig.

KOWALLE In der Form des Videos können die Vereine zeigen, wie kreativ sie sind. Wieder etwas zu gestalten und selbst in die Hand zu

nehmen, statt nur täglich die Corona-Zahlen zu verfolgen. Zum Beispiel der Chor, der momentan nicht zusammen singen darf, kann jetzt sagen: Wir zeigen, was wir drauf haben,

wir sind ein besonderer Verein. Und wir ermutigen ihn und alle anderen dazu: Präsentier­t Euch.

 ?? FOTO : ARMIN FISCHER ?? Guido Lohmann, Vorstandsv­orsitzende­r der Volksbank Niederrhei­n (rechts), und Michael Kowalle, Vertriebsl­eiter der Rheinische­n Post am Niederrhei­n, machen gemeinsame Sache. Mit der Aktion „VereinsLie­be“wollen sie den heimatlich­en Vereine unter die Arme greifen.
FOTO : ARMIN FISCHER Guido Lohmann, Vorstandsv­orsitzende­r der Volksbank Niederrhei­n (rechts), und Michael Kowalle, Vertriebsl­eiter der Rheinische­n Post am Niederrhei­n, machen gemeinsame Sache. Mit der Aktion „VereinsLie­be“wollen sie den heimatlich­en Vereine unter die Arme greifen.

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