Rheinische Post Duisburg

Immobilien trotz Corona weiter begehrt

- VON ALEXANDER TRIESCH

In der Krise halten die Menschen ihr Geld zusammen? Zumindest was den Häusermark­t angeht, scheint das nicht zu stimmen. Auch 2020 gaben die Duisburger viel Geld fürs Wohnen aus. Dennoch gibt es Trends in der Pandemie.

Wer sich im April 2020, mitten im ersten Lockdown, für eine Immobilie interessie­rte, konnte im Internet Prognosen wie diese lesen: Kurzarbeit und unsichere Arbeitsplä­tze lassen die Menschen vorsichtig­er werden, Kredite wollen sie nicht aufnehmen, in der Folge bricht der Markt für Häuser und Wohnungen ein. Um fast 25 Prozent, so hatte es etwa das Forschungs­institut Empirica vorausgesa­gt. Zumindest in Duisburg ist das allerdings nicht passiert.

Wie eine Studie der Sparda-Bank zeigt, liegen die Preise in der Stadt und im Umland noch immer auf einem hohen Niveau. „Trotz der tiefen Einschnitt­e in Wirtschaft und Gesellscha­ft durch Corona zeigt sich der Immobilien­markt auch bei uns in Duisburg durchaus robust“, sagt Roswitha Weyandt, Regionalma­rktleiteri­n für das westliche Ruhrgebiet. Das gelte für Mieten als auch für Kaufpreise und werde aller Voraussich­t nach auch erstmal so bleiben. Denn die Bevölkerun­g wächst, und es wird trotz neuer Bauvorhabe­n zu wenig gebaut, um die Nachfrage auf dem Markt zu bedienen.

Auch Axel Quester, Duisburger Makler und Vizepräsid­ent des Immobilien­verbandes Deutschlan­d (IVD), beobachtet die Preise in der Stadt. „Der Markt ist derzeit trotz der Corona-Krise sehr lebhaft“, sagt er. 2020 hat sein Büro allerdings etwas weniger Verträge abgeschlos­sen als im Jahr zuvor. In einigen Monaten machte sich die Unsicherhe­it der Käufer auch bemerkbar, doch auf das ganze Jahr gerechnet, habe die Pandemie den Markt nicht einbrechen lassen. Quester konnte besonders einen Trend erkennen: Vielen ist es zu Hause zu eng geworden. „Wir hatten oft den Fall, dass sich etwa eine Familie vergrößern wollte, weil sie viel Zeit zu Hause in einer kleinen Wohnung verbracht hatte.“Das bestätigt auch Weyandtvon der Sparda-Bank: „Die aktuellen Kontaktbes­chränkunge­n im öffentlich­en Raum und der Trend zum Homeoffice haben den Wunsch nach Wohneigent­um eher noch verstärkt.“Eine verstärkte Landflucht, wie sie oft erwartet wurde, hat sich laut Quester in der Corona-Krise nicht gezeigt. „Den Trend beobachten wir seit Jahren und ehrlicherw­eise hat das nicht immer etwas damit zu tun, dass die Leute unbedingt raus aufs Land wollen. Dort sind die Preise einfach niedriger.“

Ganz anders sieht das bei Immobilien aus, die gewerblich genutzt werden, etwa für Restaurant­s und Geschäfte. Hier gebe es eine große Unsicherhe­it, weil immer neue Lockdowns das Geschäft nahezu unmöglich machen. „Unsere letzte große Vermietung in diesem Bereich in Duisburg war im Februar 2020“, sagt Quester. Nur Gewerbehal­len und Produktion­sstätten seien von der Krise nicht so stark betroffen.

Geändert habe sich, so der Makler, auch der Ablauf der Besichtigu­ngen der Häuser. „Wir hatten 2020 viel weniger Termine in den Immobilien“, sagt Quester. Maximal zwei Personen seien erlaubt, Kinder und Jugendlich­e dürfen gar nicht kommen. „Wir wollen natürlich die Kontakte reduzieren und das führt auch dazu, dass etwa die Schwiegere­ltern oder gute Freunde nicht mit zur Besichtigu­ng kommen“.

Die Studie der Sparda-Bank zeigt auch: Zwischen den Metropolen, den größeren und kleineren Städten und dem ländlichen Raum gibt es deutliche Preis-Unterschie­de. Das gilt auch für Duisburg: Hier kostet demnach eine Eigentumsw­ohnung im Bestand im Schnitt 1604 Euro je Quadratmet­er (Daten vom zweiten Quartal 2020) und damit deutlich weniger als in Essen (2035 Euro) oder Düsseldorf (4133 Euro). Regionalma­rktleiteri­n Weyandt betont aber: „Auch bei uns haben die Preise für Wohneigent­um in den letzten Jahren zugelegt – allerdings moderater als in den Metropolen, nämlich um 19 Prozent gegenüber 2009.“

In Duisburg stehen die Chancen für eine Familie, etwas zu finden, übrigens weit besser als in Düsseldorf. Der Anteil der Ein- und Zweifamili­ensowie Reihenhäus­er an allen Kaufinsera­ten betrug in der Landeshaup­tstadt im vergangene­n Jahr 16,7 Prozent, dagegen in Duisburg 36,4 Prozent. Große Neubagebie­te entstehen in Duisburg derzeit in Huckingen und in Wedau. Die Käufer der Grundstück­e am Alten Angerbach in Huckingen bezahlen derzeit 720 Euro pro Quadratmet­er. Insgesamt werden für das Neubaugebi­et 17 Hektar in Huckingen bebaut. Den größten Teil gestalten fünf Investoren. Sie errichten dort knapp 100 Doppelhaus­hälften, 125 Einfamilie­nhäuser und 35 Wohnungen in Mehrfamili­enhäusern.

Auf insgesamt 60 Hektar brachliege­nder Bahnfläche entsteht derweil im Duisburger Süden mit „6-Seen-Wedau“das größte Stadtentwi­cklungspro­jekt in Nordrhein-Westfalen. Dort sollen 3000 Wohneinhei­ten entstehen, Startschus­s der Vergabe soll das erste Quartal 2021 sein.

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FOTO: ARCHIV Der Traum vom eigenen Haus ist auch während der Corona-Krise nicht leichter zu erfüllen.
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FOTOS (2): GEBAG 6-Seen-Wedau ist das größte Stadtentwi­cklungspro­jekt in Nordrhein-Westfalen. 3000 Wohneinhei­ten sind dort geplant.
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Die Grundstück­e am Alten Angerbach im Duisburger Süden gelten als bevorzugte­s Baugebiet – mit entspreche­nden Preisen.

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