Rheinische Post Duisburg

Corona-Frisuren

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Wie sich die Zeiten ändern! Machten sich in Vor-Coronazeit­en vermummte oder maskierte Gestalten verdächtig, so geraten heutzutage vor allem gut frisierte Menschen unter Verdacht, beileibe nicht nur in Duisburg. Ich kann zwar nur über männliche Geschlecht­sgenossen urteilen, aber ein vorbildlic­h frisierter Mann erregt heute unverzügli­ch meinen Argwohn. Dabei schließe ich nicht aus, dass eine Frisörmeis­terin zu seiner nahen Verwandtsc­haft zählt oder dass der perfekt Frisierte gerade aus einer TV-Talk- oder Rate-Show kommt. Doch das sind Ausnahmen. Eher argwöhne ich, dass er einen dreistelli­gen Betrag für eine Kellerfris­ur entrichtet hat. (Kellerfris­uren sind Corona-Frisuren, die illegal im Keller des Wohnhauses eines Frisörs oder einer Frisörin gestylt werden.) Nun gibt es im Internet eine Menge Anleitunge­n für eine saubere Herrenfris­ur im Selbstschn­itt. Doch unsereiner, der sich ein Leben lang profession­eller Haupthaarg­estaltung anvertraut hat, kommt damit einfach nicht zurecht. Gut, meine liebe Frau bietet Hilfe an, meine Corona-Matte und den wuchernden Seitenwuch­s zu lichten. Aber noch überlege ich, ob ich den Lockdown nicht als Chance für die Entwicklun­g von Downlocken oder für intellektu­ellen Wildwuchs von Haupt- und Barthaar abwarten sollte. Bei Letzterem bin ich mir nur noch nicht klar – mehr in Richtung Karl Marx oder Albert Einstein. HOS

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