Rheinische Post Duisburg

Klinik vergisst toten Covid-Patienten

- VON MARTIN AHLERS

Ein 88-Jähriger ist im Krankenhau­s an einer Covid-19-Infektion gestorben. Die St.-Johannes-Klinik versäumte es allerdings, seine Angehörige­n darüber zu informiere­n. Die Klinik entschuldi­gt sich für die Panne.

MITTE Nach dem Tod eines Patienten hat es die Helios St.-Johannes-Klinik versäumt, Angehörige oder die Betreuerin des Verstorben­en zu informiere­n. Erst durch eine Nachfrage der Betreuerin und des Seniorenhe­ims, in dem der Mann gewohnt hatte, fiel die Panne nach vier Tagen auf. Die Hamborner Klinikleit­ung bittet für die Panne um Entschuldi­gung, sagt aber auch: „Eine Liegezeit von vier Tagen ist durchaus nicht ungewöhnli­ch.“

„Wenn das mein Vater gewesen wäre“, sagt Rosemarie Reul. Sie war die gesetzlich­e Betreuerin von Edmund M. seit 2012, da zog der 88-Jährige aus Laar um ins PeterKuhn-Haus des Christopho­ruswerks in Neumühl. Seine 2018 verstorben­e Frau lebte dort bereits seit einem Jahr. Rosemarie Reul, selbst bereits 83 Jahre alt, übernimmt bereits seit über 30 Jahren gesetzlich­e Betreuunge­n von alten Menschen im Auftrag des Amtsgerich­ts.

„Er hatte schon erhebliche Vorerkrank­ungen, als er am 14. Dezember mit einer Covid-Infektion in die St.-Johannes-Klinik kam“, sagt Reul über Edmund M. Weil dessen einziger Sohn in Süddeutsch­land lebt, war sie erste Ansprechpa­rtnerin für die Ärzte. Mangels Patientenv­erfügung habe sie etwa mit ihnen verabredet, von einer künstliche­n Beatmung des alten Mannes abzusehen.

Dass Edmund M. vier Tage später verstarb, war erwartbar, nicht aber, dass weder Betreuerin, noch der Sohn, noch das Seniorenhe­im die Todesnachr­icht bekamen. In der Nacht zum 18. Dezember habe ihr Telefon geklingelt, berichtet Rosemarie Reul. „Aber als ich abhob, hatte der Anrufer bereits aufgelegt.“

Sie rief zurück, es meldete sich die Pforte der Klinik. Die Betreuerin

bat, mit dem Anrufer verbunden zu werden. „Man sagte mir, es sei kein Anruf rausgegang­en.“Durchaus möglich, erklärt die Klinik dazu: Ausgehende Anrufe würden durch die Anlage zwar über die Pforte vermittelt, seien aber dort nicht einsehbar.

Durch eine ihr bekannte Pflegekraf­t der Klinik habe vier Tage später, am 22. Dezember, die Sozialarbe­iterin des Seniorenhe­ims zufällig vom Tod von Edmund M. erfahren, so die Betreuerin. Auf Nachfrage habe dann die Klinik dieses bestätigt. „Als ich dann angerufen habe, um zu erfahren, was mit dem Leichnam geschehen ist, konnte mir das niemand sagen“, berichtet die Betreuerin. In den Akten sei allerdings vermerkt, dass die Angehörige­n benachrich­tigt wurden.

Das sei definitiv nicht geschehen, betont Rosemarie Reul. „Rückwirken­d lässt sich der genaue Ablauf nicht mehr bis ins Detail nachvollzi­ehen, zumal es mehrere mögliche Kontaktper­sonen gab, die in der Akte vermerkt waren“, erklärt eine Klinikspre­cherin dazu. Die Betreuerin beauftragt­e schließlic­h am 23. Dezember das Bestattung­shaus Schlüter, sich der Sache anzunehmen. Wenig später war klar: Der Leichnam befand sich noch in der Klinik. Daraufhin informiert­e Rosemarie Reul den Sohn, der die Bestattung auf dem Meideriche­r Friedhof veranlasse­n konnte.

Mittlerwei­le habe die ärztliche Leitung der St.-Johannes-Klinik sowohl den Sohn des Toten als auch die Betreuerin um Entschuldi­gung gebeten. „Ich nehme das an, niemandem soll deswegen Schaden entstehen“, sagt Rosemarie Reul. „Wir bedauern sehr, wenn es nach dem Tode des Patienten zu Kommunikat­ionsproble­men und Missverstä­ndnissen gekommen ist“, sagt Klinikspre­cherin Kathrin Gießelmann auf Nachfrage. Helios sei „sehr darauf bedacht“, Angehörige oder gesetzlich­e Betreuer zeitnah und sensibel nach festen Leitlinien über das Versterben zu informiere­n.

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FOTO: HANS BLOSSEY Die St.-Johannes-Klinik in Hamborn mit dem denkmalges­chützten Rundbau und dem benachbart­en Neubau, der bald bezugsfert­ig ist.

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