Zukunft des Weißen Hauses wieder Thema
Weil die Stadt bis heute keine passende Fördermöglichkeit für die Sanierung gefunden hat, drängt das denkmalgeschützte Gebäude erneut auf die politische Tagesordnung. An anderer Stelle des Kastellplatzes kommen die Pläne hingegen in Gang.
MOERS Eigentlich schien eine Lösung gefunden. Die Entscheidung, dass das Schlosstheater (STM) ins Weiße Haus ziehen soll, ist Teil eines großen, 2019 fraktionsübergreifend (ohne FDP) geschlossenen Kastellplatz-Kompromisses, der unter anderem besagt: Das Weiße Haus wird, wie seinerzeit von SPD, Grünen und Grafschaftern gefordert, im Eigentum der Stadt bleiben und – unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit und im Idealfall mit Fördermitteln – für die Belange des Schlosstheaters saniert und umgebaut. Weil die Verwaltung aber bis heute keine passende Fördermöglichkeit für das Projekt gefunden hat, drängt das Thema jetzt wieder aufs politische Tableau.
„Wenn es keine Förderung gibt, bleiben zwei Möglichkeiten“, sagt Stadtsprecher Thorsten Schröder. „Entweder die Politik entscheidet sich doch zum Verkauf, oder die Stadt springt selber als Investor ein. Passiert weiter nichts, verfällt das Weiße Haus und wird zum Schandfleck im neu gestalteten Schlossumfeld.“Der Verwaltungsvorstand berate derzeit zwar noch über das Thema, sagt Schröder. „Es ist aber gut möglich, dass die Politik in den nächsten zwei, drei Wochen einen entsprechenden Vorschlag vorgelegt bekommt. In jedem Fall wird man sich erneut mit der Situation befassen müssen.“
Die gesamte Stadtentwicklung rund um den Kastellplatz war und ist ein Politikum. Jahrelang wurde über die Zukunft des denkmalgeschützten Weißen Hauses und des benachbarten Terheydenhauses, in dem das Schlosstheater derzeit unter anderem Verwaltung und die Studio-Bühne untergebracht hat, gestritten.
Kaufangebote für das Weiße Haus gab es genug. Drei Investoren wollten 2018 das historische Gebäude (Baujahr 1841/42) erwerben. Das Konzept des Rheurdter Architekten Jochem Bellinger sah unter anderem ein Restaurant mit Außengastronomie, Büros und Kulturräumen vor. Investor Peter Werle schlug eine Wohnnutzung zum Schlosspark hin vor, während die Marketing- und Management-GmbH i-consult aus Viersen mit dem „Deutschen Messingmuseum“
einen neuen Ausstellungsort mit Strahlkraft schaffen wollte.
Verwaltung und CDU befürworteten seinerzeit einen Verkauf. Das Bündnis für Moers aus SPD, Grünen und Grafschaftern wollte, dass das Gebäude-Ensemble mit Schloss, Weißem Haus, Terheydenhaus und ehemaligem Landratsamt in jedem Fall in städtischem Eigentum bleibt. Am Ende stand der Kompromiss.
Teil dessen ist auch die Verabredung, dass das Terheydenhaus verkauft wird. Bereits im vergangenen Jahr hatte die katholische Kirchengemeinde St. Josef Interesse bekundet. Wegen der unmittelbaren Nähe des Gebäudes zu Kirche, Kindergarten und Gemeindeamt will sie das Terheydenhaus zum neuen Pfarrzentrum umbauen – und zwar am liebsten so schnell wie möglich. Nicht geklärt ist bislang aber die Frage: Wohin dann mit dem Schlosstheater? Das von der Kirchengemeinde ins Spiel gebrachte Don-Bosco-Heim an der Filder Straße lehnt STM-Intendant Ulrich Greb als Ausweichquartier ab.
Auf der anderen Seite des Kastellplatzes – im künftigen Quartier Haagstraße – hat sich hingegen jetzt etwas getan. Wie Pfarrer Torsten Maes auf Anfrage bestätigt, hat die Evangelische Kirchengemeinde ihre Gebäude wie angekündigt an einen Investor verkauft. Konkret geht es um das Pfarramt an der Haagstraße 11, das dahinter liegende CVJMHaus und den Kindergarten an der Kleinen Allee. Die Kirchengemeinde will ein neues Gemeindehaus bauen, das neben der Stadtkirche entstehen soll.
Kritik kommt diesbezüglich vom CVJM, der um seinen bisherigen Standort bangt und den Rückzug der Kirchengemeinde aus der aktiven Unterstützung von Jugendarbeit in der Moerser Innenstadt anprangert. Maes hingegen weist die Vorwürfe zurück. „Im Gespräch mit anderen Gemeinden schauen wir derzeit, wie wir die lokale Jugendarbeit neu aufstellen können“, sagt er. Und was den CVJM betreffe, sei keineswegs ausgeschlossen, dass der Verein am Standort bleiben kann. „Ich weiß in jedem Fall, dass sich der neue Eigentümer sehr intensiv mit den Ergebnissen des Werkstattverfahrens auseinandersetzt“, so Maes. Zur Erklärung: 2018 hatte die Stadt in einem sogenannten Werkstattverfahren für Architekten nach Ideen zur Gestaltung des Areals gesucht. Der Bereich zwischen Haag- und Hanckwitzstraße soll zu einem neuen Stadtquartier umgebaut werden. Für die Realisierung müssen Investoren drei Schlüsselgrundstücke erwerben: die Liegenschaften der evangelischen Kirchengemeinde, die Arbeitsagentur an der Hanckwitzstraße und das ehemalige Hafthaus.
Bei der Arbeitsagentur ist bislang noch keine Entscheidung gefallen. Die bisherigen Planungen umfassten sowohl die Möglichkeit der Renovierung des Gebäudes als auch einen Verkauf, heißt es. Pandemiebedingt würden aktuell zusätzliche Räumlichkeiten benötigt, die nach dem Auszug des Jobcenters an die Mühlenstraße für die Bearbeitung von Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld genutzt werden, sagt eine Sprecherin. Eine Sanierung oder ein Verkauf stünden somit aktuell nicht an.
Eigentümer des alten Hafthauses ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW. Dieser hatte die unter Denkmalschutz stehende Immobilie im April 2020 in einem Bieterverfahren zum Mindestpreis von 500.000 Euro angeboten. Konstruktive Vertragsgespräche mit dem Höchstbietenden liefen, heißt es.