Rheinische Post Duisburg

Experten-Tipps für Nebenkoste­n

Aktuell verbringen viele Menschen mehr Zeit zu Hause. Dadurch steigen die Kosten.

- VON MARIUS FUHRMANN

Wer seine Nebenkoste­nabrechnun­g für das Jahr 2020 erhält, kann zunächst einen großen Schreck bekommen: Die Zahlen sind höher als im Jahr zuvor. Zwei Mieterschu­tz-Experten aus Duisburg erklären, warum das so ist.

Peter Heß vom Mieterbund Duisburg-Niederrhei­n etwa berichtet, dass er zunehmend Beschwerde­n über angeblich zu hohe Abrechnung­en durch die Vermieter erhalte. „Viele Leute vergessen dabei, dass sie wegen Corona im vergangene­n Jahr häufiger zu Hause waren“, erinnert Heß. Dies betreffe insbesonde­re die Heizkosten. „Wer mehr zu Hause ist, heizt öfter – das gilt vor allem für Wohnungen mit Alten und Kranken. Das kann ein bitteres Erwachen bedeuten, denn nicht jeder kann mal eben 1000 Euro aus dem Ärmel schütteln“, so der Experte. „Wir bemerken außerdem so langsam eine Tendenz bei den Abrechnung­en, die über das Kalenderja­hr hinweg von Sommer bis Sommer reichen – da sind die Be- und Entwässeru­ngskosten gestiegen“, so der Experte. Heß rät, Zählerstän­de monatlich zu protokolli­eren. „Bei den Heizkosten geht das leider nur in Neubauten, wo jede Wohnung einen eigenen Zähler besitzt. In älteren Häusern werden die Heizkosten über einen Schlüssel auf alle Parteien umgelegt.“

Wer höhere Werte als im Vorjahr feststelle, habe zwei Möglichkei­ten: „Entweder die Gewohnheit­en ändern oder schon mal Geld zur Seite legen“, rät Heß. Viele Vermieter ließen sich zwar auf eine Ratenzahlu­ng ein, einen gesetzlich­en Anspruch darauf gebe es aber nicht. „Das sollte man frühzeitig kommunizie­ren. Eine Prüfung durch den Mieterschu­tzverein kann mehrere Monate dauern. Wenn Sie dann erst um eine Ratenzahlu­ng bitten, spielen viele Vermieter nicht mehr mit.“

Betriebsko­sten seien ein Dauerbrenn­er-Thema, sagt auch Rechtsanwä­ltin Sonja Herzberg, die für den

Mieterbund Rhein-Ruhr arbeitet. „Die Heizkosten werden um 15 bis 20 Prozent gestiegen sein, wir rechnen da mit einer großen Nachzahlun­gswelle“, sagt sie.

Überrasche­nderweise habe es jedoch keine Fälle gegeben, in denen Mieter ihre Miete nicht zahlen konnten und deswegen eine Kündigung erhalten haben. „Wenn das jemanden betrifft, sollte er offen und transparen­t damit umgehen. Wenn die Vermieter, auch große Gesellscha­ften, eine Perspektiv­e erkennen können, haben sie oft Verständni­s.“Viele Menschen haben die ungewollte Freizeit im vergangene­n Jahr außerdem genutzt, um ihre Wohnung zu entrümpeln. „Gerade in Mehrfamili­enhäusern stellen manche Leute ihren Müll einfach dazu, statt ihn ordnungsge­mäß anzumelden. Die Wirtschaft­sbetriebe lassen das dann stehen und der Vermieter muss das gegen Entgelt entsorgen lassen“, sagt sie. Die Kosten lege er auf alle Mieter um. Die Expertin rät deswegen: „Sprechen Sie mit Ihren Nachbarn und weisen Sie sie darauf hin, dass die Wirtschaft­sbetriebe Sperrmüll häufig kostenlos abholen.“Peter Heß fügt hinzu: „Gerade jetzt lohnt sich die Mitgliedsc­haft im Mietervere­in. Die sind darauf spezialisi­ert, Missstände auf der Abrechnung zu erkennen.“

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FOTO: STEFAN AREND Peter Heß vom Mieterbund Duisburg-Niederrhei­n.

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