Lieferdienste kämpfen gegen Paketflut
Um die Rekordmengen an Paketen zu stemmen, hat die Deutsche Post in der Stadt mehr als 80 neue Boten eingestellt. Die Paketdienste rechnen weiterhin mit viel Arbeit.
ASTERLAGEN Die Duisburger haben im Corona-Jahr 2020 besonders viele Pakete zu sich nach Hause bestellt, und in der Vorweihnachtszeit nahmen die Bestellungen noch einmal zu. Dies hält weiterhin an, da viele Menschen im Lockdown auf Schaufensterbummel verzichten müssen und sich ihre Waren im Internet bestellen. Für die Versanddienstleister wie DHL, Hermes und DPD ist dies eine große Herausforderung. So stemmen sie die Paketflut in Duisburg.
„Gerade Duisburg ist extrem stark, was Pakete anbelangt“, sagt Britta Töllner, Sprecherin der Deutschen Post. Deren Tochter DHL hat demnach vor Weihnachten täglich 30.000 Pakete durch die Stadt bewegt, doppelt so viele wie an normalen Tagen vor der Pandemie. Derzeit seien es immer noch täglich 25.000 DHL-Lieferungen. „Dieser Trend setzt sich fest, das wird der neue Normalzustand, gerade im Lockdown“, ist Britta Töllner überzeugt. „Diese Sendungsmenge schaffen wir nur mit mehr Personal.“So habe die Post seit dem ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr bundesweit rund 14.000 neue Paketboten eingestellt, davon 80 für Duisburg. Demnach arbeiten hier inzwischen 180 reine Paketboten neben weiteren 480 Brief- und Verbundzustellern. Letztere tragen zusammen mit Briefen auch kleinere Päckchen aus.
Außerdem sind zusätzliche Fahrzeuge im Einsatz, die Mitarbeiter laden sie inzwischen durchaus mit 200 statt 160 Paketen täglich und machen mehr Lieferstopps. Darüber hinaus gibt es weitere Maßnahmen, damit die Duisburger nicht länger als sonst auf ihre Waren warten müssen, wie die Postsprecherin mitteilt. Damit der Lieferweg für Pakete nicht verstopft, werden Päckchen und andere sogenannte kleinformatige Sendungen nun von Briefzustellern und nicht über die DHL-Boten ausgetragen, was auch das Briefzentrum in Asterlagen besonders in der Weihnachtszeit vor Herausforderungen stellte.
Der Eindruck, dass Tag und Nacht, die Lieferwagen in Duisburg unterwegs sind, ist ebenfalls nicht gänzlich falsch: Denn seit Dezember hat die DHL ihre üblichen zwei Morgenschichten durch eine Abendschicht von 16 bis 21 ergänzt. Trotz neuer Kollegen und dieser zusätzlichen Schicht bleibt der Job eines Paketboten aber schwer, denn die Autos sind voll und die Arbeitszeit begrenzt. Außerdem ist es harte, körperliche
Arbeit, für die Männer wie Frauen Kraft brauchen; zumal die bis zu 200 Pakete täglich durchschnittlich fast viereinhalb Kilo wiegen, vereinzelt sogar mehr als 30 Kilo. „Wir bringen die Lieferungen grundsätzlich bis zur Wohnungstür, egal in welcher Etage“, sagt Britta Töllner und betont, die Arbeit sei selbst bei Rekordmengen wie im Advent „natürlich kein Spaziergang, aber schaffbar“.
Das Coronavirus bedinge jedoch einige Sondermaßnahmen. So können Boten ihre Sendungen jetzt auch an der Haustür oder im Hausflur abstellen, weil aktuell der Empfang nicht quittiert wird. Nachnahmesendungen werden dagegen derzeit gar nicht mehr an die Haustür gebracht, weil die Boten kein Geld entgegennehmen. Empfänger müssen dafür in eine Filiale kommen.
Die meisten Duisburger, die in der Corona-Krise jedoch vor den Postfilialen anstehen, um Päckchen und Pakete abzuholen, etwa abends nach Feierabend, wollen keine Nachnahme zahlen, sondern haben den Boten verpasst. Nicht selten hört man in solch einer Schlange Beschwerden, dass man zuhause war, der Zusteller aber nach dem Klingeln zu schnell wieder weg war oder erst gar nicht geklingelt, sondern nur die Benachrichtigungskarte in den Briefkasten geworfen hat.
Dem Gerücht, dass dahinter Methode steckt, widerspricht Postsprecherin Britta Töllner jedoch ausdrücklich: „Die Zahl der Benachrichtigungen sind sehr zurückgegangen, weil wir jetzt viele Leute im Homeoffice antreffen.“Am liebsten sei es der Post ohnehin, wenn sie eine Sendung beim ersten Versuch zustellen könne, ob zum Empfänger, einem Nachbarn oder zu einer Packstation. Ein Paket vom Bestimmungsort zur Filiale zu fahren und vielleicht sogar einen erneuten Zustellungsversuch zu unternehmen sei „unwirtschaftlich“.
Doch nicht nur die Posttochter DHL verzeichnete während der Pandemie – insbesondere im Advent – Rekordzahlen beim Paketaufkommen, auch bei Hermes und DPD zeigt sich dieser Trend.
Bis zu zweieinhalb Millionen Pakete in ganz Deutschland hat DPD laut Sprecher Sebastian Zeh an diversen Tagen vor Weihnachten täglich zugestellt und auch im Januar bliebe das Aufkommen weiterhin hoch. Kunden verschicken demnach aktuell gut zwölf Prozent mehr nach Duisburg als im Vorjahresmonat, weshalb zehn Prozent mehr Personal am hiesigen Standort eingesetzt würden.
„Die Zusteller von DPD zeigen großen Einsatz, um trotz erhöhter Paketmengen ein hohes Maß an Zuverlässigkeit sicherzustellen“, lobt Sebastian Zeh seine Kollegen und betont auch eine „hohe Zufriedenheit bei Paketempfängern“, von denen er durch direkte Rückmeldungen oder durch Bewertungen in der DPD-App wisse. „Dass im Einzelfall mal was schiefgeht“, bleibe angesichts von deutschlandweit bis zu zwei Millionen Sendungen jedoch nicht aus.
Deutlich zugenommen haben zuletzt auch Lieferaufträge von Hermes, wie Sprecher Sebastian Kaltofen bestätigt. So seien in der Stadt Duisburg im vergangenen November insgesamt mehr als 586.000 Sendungen zugestellt worden und im Dezember 632.000, eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahreszeitraum (November: 481.000; Dezember: 518.000). „Wie überall im Bundesgebiet haben wir auch in Duisburg unser Personal und den Fuhrpark aufgestockt“, so Kalofen. Doch genaue Mitarbeiterzahlen geben weder Hermes noch DPD bekannt.
Einig sind sich alle drei Lieferdienste darin, dass sich die Duisburger auch künftig, selbst nach der Corona-Pandemie, stetig mehr Pakete nach Hause liefern lassen werden. Ein Grund dafür sei, dass der Online-Handel stetig wachse und aktuell boome. Bereits zu Ostern erwartet die die Deutsche Post erfahrungsgemäß erneut einen merklichen Anstieg. Dennoch sei dieser „Mini-Starkverkehr“nicht vergleichbar mit dem Weihnachtsgeschäft, weshalb bereits ab Februar die dritte Lieferschicht am Abend wieder eingestellt werde. Die zusätzlichen Paketboten will das Unternehmen dagegen behalten, wie Sprecherin Britta Töllner sagt: „Der Großteil möchte bei uns bleiben und kann bei uns bleiben.“