Rheinische Post Duisburg

Corona bestimmt Abläufe im Rathaus

- VON JULIA HAGENACKER UND FRITZ SCHUBERT

Die Corona-Pandemie sorgt für Probleme in der politische­n Arbeit. Ausfallen oder digital ablaufen sollen und können Sitzungen jedoch nicht.

MOERS Die Corona-Pandemie macht auch vor der Kommunalpo­litik nicht halt. Rund 100 Tage nachdem am 1. November vergangene­n Jahres die neue Ratsperiod­e und die zweite Amtszeit von Bürgermeis­ter Christoph Fleischhau­er (CDU) begonnen haben, ist an eine ganz normale politische Arbeit kaum zu denken. Ausschusss­itzungen sind aus Infektions­schutzgrün­den zunächst bis Mitte Februar abgesagt, Beratungen finden größtentei­ls per Videokonfe­renzen statt. Trotzdem muss die Politik Entscheidu­ngen treffen, denn die Verabschie­dung des Haushalts – auf Stadt- und auf Kreisebene – steht noch aus.

„Grundsätzl­ich waren Kommunen aus dem Stärkungsp­akt II – so auch Moers – nach dem Stärkungsp­aktgesetz verpflicht­et, bis zum 30. November vor Beginn des neuen Haushaltsj­ahres einen beschlosse­nen Haushalt bei der Bezirksreg­ierung als Kommunalau­fsicht vorzulegen“, erklärt Stadtsprec­her Klaus Janczyk. „Da der Stärkungsp­akt bis 2021 läuft, wäre das auch dieses Mal der Fall gewesen, aber durch Covid 19 sind die Fristen verlängert worden. Das heißt, alle Städte – auch die im Stärkungsp­akt – haben eine Fristverlä­ngerung erhalten: Bis zum 28. Februar muss der vom Rat beschlosse­ne Haushaltsp­lan nun vorgelegt werden.“

Daran arbeitet die Verwaltung aktuell. Am 10. Februar wird im Hauptaussc­huss erstmals darüber beraten. Am 23. Februar gibt es eine weitere Sitzung des Hauptaussc­husses ausschließ­lich zu Haushaltst­hemen. Dort sollen alle offenen Fragen, Anträge und politische Initiative­n diskutiert und abschließe­nd abgestimmt werden.

„Am 24. Februar im Rat, der je nach Pandemie-Lage eventuell auch mit begrenzter Personenza­hl als Hauptaussc­huss tagt, kann dann der Haushaltsb­eschluss gefasst werden“, sagt Janczyk. „Falls das nicht passieren sollte, wird uns die Bezirksreg­ierung ermahnen und vermutlich eine Nachfrist bis zur nächsten Ratssitzun­g setzen.“Die Konsequenz wäre, dass neue Investitio­nen tabu sind und neue vorgesehen­e Stellen nicht ausgeschri­eben und besetzt werden können. Sämtliche freiwillig­e Leistungen, die nicht vertraglic­h fixiert sind, dürften nicht ausgezahlt werden.

„Eine spätere Beschlussf­assung würde dazu führen, dass die Genehmigun­g

des Haushalts später kommt und damit die beschriebe­nen Ausgaben nicht getätigt werden dürfen“, sagt Janczyk. „Geplante Vorhaben könnten nicht fristgemäß umgesetzt werden. Ein Bußgeld droht allerdings nicht.“

Was die ausgefalle­nen Fachaussch­usssitzung­en in Zusammenha­ng mit dem Haushalt angeht, habe die Verwaltung die Fraktionen darauf hingewiese­n, dass der Bürgermeis­ter und die Beigeordne­ten jederzeit für alle Anfragen und Anträge zum Etat zur Verfügung stehen, so der Stadtsprec­her. Die Beratungen der Fraktionen durch den Kämmerer auf Arbeitskre­is-Ebene fänden aktuell ebenfalls in Videokonfe­renzen statt.

Derweil steht die Verabschie­dung des Haushalts auch im Kreis Wesel noch aus. „Wir müssen den Haushalt anpacken und auf Jahre vorausscha­uen“, sagt Frank Berger, Vorsitzend­er der CDU-Kreistagsf­raktion.

Denn die Kommunen müssten wegen der Pandemie mit geringeren Einnahmen rechnen. Bund und Land hätten zuletzt vieles ausgeglich­en, was aber nicht dauerhaft sei.

Die Corona-Hilfen hätten gutgetan, und es stehe auch eine weitere Senkung der Kreisumlag­e in Aussicht, was die Kassen der Städte und Gemeinden entlastet. „Aber“, so Berger, „wir können nur Geld für die Dinge ausgeben, die wir dringend brauchen.“Trotz Corona müssten auch die kommunalen Parlamente ihre Arbeit machen und den Verwaltung­en auf die Finger schauen. Über pandemie-bedingt ausfallend­e Ausschusss­itzungen muss der Kreis aktuell zwar nicht nachdenken, weil diese erst ab Anfang März auf dem Plan stehen. Gleichwohl ist die Gesamtentw­icklung der Corona-Zahlen nicht absehbar. Also wird an räumlichen Lösungen gearbeitet.

Beispiele sind andernorts gefunden worden. Berger berichtet vom

Regionalve­rband Ruhr (RVR), der in der Essener Grugahalle seine Sitzung abhielt, und verweist auf den Rat aus Neukirchen-Vluyn, der in Moers ausreichen­d große Veranstalt­ungsräume fand, wo er zuletzt auch schon tagte.

Die Grünen wollen den Kreishaush­alt in jedem Fall im März beschließe­n. Kommunen und Verbände bräuchten Planungssi­cherheit und dürften nicht finanziell im Regen stehen gelassen werden, heißt es. Nach Auskunft des Fraktionsv­orsitzende­n Hubert Kück hätten alle Fraktionen und Kreistagsm­itglieder seit Dezember Zeit und Gelegenhei­t, ihre Haushaltsb­eratungen durchzufüh­ren. Auch der Landesgese­tzgeber in Düsseldorf habe seit der Feststellu­ng der pandemisch­en Lage immer wieder betont, dass zur Aufrechter­haltung der kommunalen Selbstverw­altung, Politik und Verwaltung handlungsf­ähig bleiben müssten, sagt Kück.

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FOTO: REICHWEIN Corona beeinfluss­t die städtische Politik. Ausschuss- oder Ratssitzun­gen digital stattfinde­n zu lassen, geht aus rechtliche­n Gründen nicht. Unter anderem muss die Öffentlich­keit Zugang zu den Sitzungen erhalten.

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