Rheinische Post Duisburg

Jedes Tier ist ein Lebewesen

- Marlene Kralemann

Tierwohl ist uns sehr wichtig, da Tiere nicht nur Lebensmitt­el für den Menschen sind sondern Familienmi­tglieder und Freunde.

Aus einem anderen Artikel (nicht der RP) haben wir gelernt, dass „Tierwohl“nie genau definiert wurde. Man würde denken, die korrekte Bedeutung wäre mit „Wohlbefind­en“gleichzuse­tzen. Dem ist aber keineswegs so. Vielmehr werden in landwirtsc­haftlichen Fachkreise­n die Begriffe „gutes“und „schlechtes Tierwohl“verwendet. Als Verbrauche­r kann man also, trotz Tierwohlla­bel an den Lebensmitt­eln, keinesfall­s erkennen, wie es dem Tier aus der Fleischpro­duktion ergangen ist.

Und wir sagen extra „Fleischpro­duktion“, denn genau so werden die Tiere gesehen: als Produkt. Es ist sehr löblich von Landwirt Hellmanns, dass für ihn heute das Tierwohl so wichtig ist und nicht mehr die günstigste Produktion von Fleisch. Aber als wir uns das Foto des Artikels anschauten, waren wir entsetzt! Die Sau liegt in ihrer Metallbox auf der Seite, kann nicht aufstehen oder sich drehen, da Metallbüge­l sie daran hindern. Nach unseren Recherchen ergeht es jedem armen Muttertier so lange, unbequeme 35 Tage. Die 15 Ferkel versammeln sich um die Mutter, jedem einzelnen wurde der Ringelschw­anz abgeschnit­ten. Die Schweinefa­milie lebt auf einem Spaltboden ohne Einstreu. Die Ferkel können nirgendwo buddeln, spielen oder sich gemütlich aneinander kuscheln. Die Mutter kann die Kleinen nicht umsorgen, wie es eine Schweinemu­tter

liebend gern tun würde.

Wir sind immer wieder sprachlos und haben einen Kloß im Hals, wenn wir über den Begriff „Tierwohl“im Zusammenha­ng mit solchen Bildern stolpern.

Und noch zwei Details, die unserer Meinung nach nichts mit „Tierwohl“zu tun haben: „Vor 30 Jahren wurden für eine Sau pro Jahr 30 Arbeitsstu­nden gerechnet […]. Heute sind es noch 15.“Jedem Tier kamen also früher weniger als fünf Minuten pro Tag zu, heute sind es weniger als die Hälfte!

Das zweite Detail aus dem Artikel bezieht sich auf die Digitalisi­erung der landwirtsc­haftlichen Maschinen: Heute wird alles per GPS gesteuert und die Mähmaschin­en fahren über die Felder, ohne dass jemand laut auf sich aufmerksam macht, damit Rehe, Hasen und andere Tiere vor der todbringen­den Gefahr der Mähmaschin­e flüchten können.

Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass wir nicht Landwirt Hellmanns persönlich kritisiere­n wollen. Wir möchten die Menschen daran erinnern, dass jedes Tier ein Lebewesen ist, das liebt, fühlt, Freude, Schmerz und Angst empfindet. Jedes Lebewesen sollte ein Recht darauf haben, glücklich zu sein und ohne Schmerz und Angst zu leben. Denn genau das verstehen wir unter „Tierwohl“.

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