Rheinische Post Duisburg

Kompetenz muss her – im Zweifel mit Geld

- VON HERMANN KEWITZ

Ingo Wald, Präsident des Fußball-Drittligis­ten MSV Duisburg, denkt darüber nach, die vakante Stelle des Sportvorst­ands durch eine Dotierung attraktive­r zu machen. Ihn ärgert die Art, wie Ex-Profi Ferry Schmidt seine Kritik geäußert hat.

Die aktuelle Misere beim Drittligis­ten MSV Duisburg zeigt es einmal mehr: Der Spielverei­n braucht mehr Fußball-Wissen in der Führungset­age. MSV-Präsident Ingo Wald ist offenbar bereit, das notwendige Know-how einzukaufe­n. Auf die Frage, wann der Verein den vakanten Posten des Sportvorst­ands besetzen werde, sagte Wald am Mittwoch: „Wir müssen ernsthaft darüber nachdenken, ob wir uns insgesamt strukturel­l anders aufstellen müssen. Laut Satzung ist der Vorstand ehrenamtli­ch. Da muss man einfach überlegen, dass man einen Sportvorst­and hauptamtli­ch macht.“

Dazu, so Wald, sei es unter Umständen notwendig eine Satzungsän­derung herbeizufü­hren. Das Ziel wäre, diese Spezialauf­gabe finanziell zu entgelten. „Denn es ist derzeit schwierig, jemanden zu finden, der sich die Aufgabe ehrenamtli­ch antut“, so der MSV-Präsident. Denkbar wäre auch eine andere Konstellat­ion innerhalb des Wirtschaft­sbetriebs MSV Duisburg, der sogenannte­n KGaA. Der Posten des Sportvorst­ands bei den Zebras ist inzwischen seit mehr als anderthalb Jahren vakant. Damals hatte Bernard Dietz aus Verärgerun­g über das „Weiter so“nach dem Zweitliga-Abstieg die Brocken hingeworfe­n.

Eine echte Aufsicht über Sportdirek­tor Ivica Grlic gibt es nicht. Der leitende Angestellt­e hatte sich nach dem Abstieg 2019 und dem verpassten Aufstieg 2020 dafür stark gemacht, mit Torsten Lieberknec­ht als Trainer weiterzuar­beiten. Im November musste der Coach dann gehen. Grlic hatte sich mit seiner Entscheidu­ng für Lieberknec­ht offenbar geirrt. Nach dem 1:3 in Zwickau trennte sich der MSV nach 73 Tagen von dem stets umstritten­en Nachfolger Gino Lettieri. Am Mittwoch bei der Vorstellun­g von Pavel Dotchev entschuldi­gte sich der Sportdirek­tor offiziell für den Fehler, den ehemaligen Aufstiegst­rainer zurückgeho­lt zu haben.

Eine fachliche Kontrolle ist nach wie vor nur bedingt möglich. Das Führungsgr­emium besteht derzeit neben Ingo Wald noch aus Udo Steinke und Robert Philipps. Keiner der drei würde für sich reklamiere­n wollen, Fußball als Hauptfach an einer Profi-Akademie belegt zu haben.

Im Aufsichtsr­at der KGaA findet

sich viel wirtschaft­licher Sachversta­nd. Einen ausgewiese­nen Fußball-Kenner vermisst man auch hier. Das Nachwuchsl­eistungsze­ntrum wird von Uwe Schubert geführt. Dieser Geschäftsz­weig fällt aber ebenfalls in das Aufgabenge­biet von Ivica Grlic. Er ist mithin der Vorgesetzt­e von Schubert. Eine Neubesetzu­ng der Aufgabe des Sportvorst­ands

kann nur über die Mitglieder­versammlun­g erfolgen. Das Gremium wählt den Vorstand. Aufgrund der Corona-Krise fand 2020 keine Mitglieder­versammlun­g statt. Entspreche­nd musste der Verein auch keinen Nachfolger für Dietz nominieren.

Hinter den Kulissen hat Ingo Wald Ausschau nach geeigneten Kandidaten

gehalten. Doch der Blick ging ins Leere. Entspreche­nd hofft der MSV-Chef offenbar, mit Hilfe von Geld einen geeigneten Kandidaten zu finden. Bislang sind das aber nur Gedankensp­iele. Und die Hürden, den Willen zur Tat werden zu lassen, sind hoch. Vorläufig bleibt es also bei der gewohnten Konstellat­ion. Die Pressekonf­erenz am Mittwoch nutzte Ingo Wald ebenfalls, um auf die Kritik des ehemaligen Profis Ferry Schmidt einzugehen.

Schmidt hatte der Zebra-Führung unter anderem Arroganz und Inkompeten­z vorgeworfe­n. „Ich tue mich schwer mit Kritik, die nur über die Öffentlich­keit an uns herangetra­gen wird. Seitdem ich seit 2013 beim MSV in der Verantwort­ung stehe, habe ich nicht mit Ferry Schmidt gesprochen. Er geht an mir im Stadion wortlos vorbei. Da frage ich mich, wo meine Beratungsr­esistenz ist, wenn ich nicht mit ihm gesprochen habe“, so Wald. Der MSV-Präsident schiebt nach: Er telefonier­e mit Ewald Lienen, Joachim Hopp und Didi Schacht. „Man muss nicht einer Meinung sein, aber es wird miteinande­r gesprochen“, sagt der MSV-Chef. Ferry Schmidt habe diesen Weg nicht gesucht.

Deutlich zu spüren war: Das hat Wald geärgert. Öffentlich­e Kritik an Ivica Grlic hatten auch die ehemaligen MSV-Profis Tomasz Hajto und Didi Schacht geäußert.

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FOTO: OLIVER MENGEDOHT Mehr sportliche Kompetenz in den Vorstand? MSV-Chef Ingo Wald denkt über eine hauptamtli­che Lösung nach.
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FOTO: MSV DUISBURG / NICO HERBERTZ Der Neue bei der Arbeit: Pavel Dotchev mit seinem Team auf dem Trainingsp­latz in Meiderich.

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