Kompetenz muss her – im Zweifel mit Geld
Ingo Wald, Präsident des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg, denkt darüber nach, die vakante Stelle des Sportvorstands durch eine Dotierung attraktiver zu machen. Ihn ärgert die Art, wie Ex-Profi Ferry Schmidt seine Kritik geäußert hat.
Die aktuelle Misere beim Drittligisten MSV Duisburg zeigt es einmal mehr: Der Spielverein braucht mehr Fußball-Wissen in der Führungsetage. MSV-Präsident Ingo Wald ist offenbar bereit, das notwendige Know-how einzukaufen. Auf die Frage, wann der Verein den vakanten Posten des Sportvorstands besetzen werde, sagte Wald am Mittwoch: „Wir müssen ernsthaft darüber nachdenken, ob wir uns insgesamt strukturell anders aufstellen müssen. Laut Satzung ist der Vorstand ehrenamtlich. Da muss man einfach überlegen, dass man einen Sportvorstand hauptamtlich macht.“
Dazu, so Wald, sei es unter Umständen notwendig eine Satzungsänderung herbeizuführen. Das Ziel wäre, diese Spezialaufgabe finanziell zu entgelten. „Denn es ist derzeit schwierig, jemanden zu finden, der sich die Aufgabe ehrenamtlich antut“, so der MSV-Präsident. Denkbar wäre auch eine andere Konstellation innerhalb des Wirtschaftsbetriebs MSV Duisburg, der sogenannten KGaA. Der Posten des Sportvorstands bei den Zebras ist inzwischen seit mehr als anderthalb Jahren vakant. Damals hatte Bernard Dietz aus Verärgerung über das „Weiter so“nach dem Zweitliga-Abstieg die Brocken hingeworfen.
Eine echte Aufsicht über Sportdirektor Ivica Grlic gibt es nicht. Der leitende Angestellte hatte sich nach dem Abstieg 2019 und dem verpassten Aufstieg 2020 dafür stark gemacht, mit Torsten Lieberknecht als Trainer weiterzuarbeiten. Im November musste der Coach dann gehen. Grlic hatte sich mit seiner Entscheidung für Lieberknecht offenbar geirrt. Nach dem 1:3 in Zwickau trennte sich der MSV nach 73 Tagen von dem stets umstrittenen Nachfolger Gino Lettieri. Am Mittwoch bei der Vorstellung von Pavel Dotchev entschuldigte sich der Sportdirektor offiziell für den Fehler, den ehemaligen Aufstiegstrainer zurückgeholt zu haben.
Eine fachliche Kontrolle ist nach wie vor nur bedingt möglich. Das Führungsgremium besteht derzeit neben Ingo Wald noch aus Udo Steinke und Robert Philipps. Keiner der drei würde für sich reklamieren wollen, Fußball als Hauptfach an einer Profi-Akademie belegt zu haben.
Im Aufsichtsrat der KGaA findet
sich viel wirtschaftlicher Sachverstand. Einen ausgewiesenen Fußball-Kenner vermisst man auch hier. Das Nachwuchsleistungszentrum wird von Uwe Schubert geführt. Dieser Geschäftszweig fällt aber ebenfalls in das Aufgabengebiet von Ivica Grlic. Er ist mithin der Vorgesetzte von Schubert. Eine Neubesetzung der Aufgabe des Sportvorstands
kann nur über die Mitgliederversammlung erfolgen. Das Gremium wählt den Vorstand. Aufgrund der Corona-Krise fand 2020 keine Mitgliederversammlung statt. Entsprechend musste der Verein auch keinen Nachfolger für Dietz nominieren.
Hinter den Kulissen hat Ingo Wald Ausschau nach geeigneten Kandidaten
gehalten. Doch der Blick ging ins Leere. Entsprechend hofft der MSV-Chef offenbar, mit Hilfe von Geld einen geeigneten Kandidaten zu finden. Bislang sind das aber nur Gedankenspiele. Und die Hürden, den Willen zur Tat werden zu lassen, sind hoch. Vorläufig bleibt es also bei der gewohnten Konstellation. Die Pressekonferenz am Mittwoch nutzte Ingo Wald ebenfalls, um auf die Kritik des ehemaligen Profis Ferry Schmidt einzugehen.
Schmidt hatte der Zebra-Führung unter anderem Arroganz und Inkompetenz vorgeworfen. „Ich tue mich schwer mit Kritik, die nur über die Öffentlichkeit an uns herangetragen wird. Seitdem ich seit 2013 beim MSV in der Verantwortung stehe, habe ich nicht mit Ferry Schmidt gesprochen. Er geht an mir im Stadion wortlos vorbei. Da frage ich mich, wo meine Beratungsresistenz ist, wenn ich nicht mit ihm gesprochen habe“, so Wald. Der MSV-Präsident schiebt nach: Er telefoniere mit Ewald Lienen, Joachim Hopp und Didi Schacht. „Man muss nicht einer Meinung sein, aber es wird miteinander gesprochen“, sagt der MSV-Chef. Ferry Schmidt habe diesen Weg nicht gesucht.
Deutlich zu spüren war: Das hat Wald geärgert. Öffentliche Kritik an Ivica Grlic hatten auch die ehemaligen MSV-Profis Tomasz Hajto und Didi Schacht geäußert.