Rheinische Post Duisburg

Sonderzula­ssung für Selbsttest­s gefordert

- VON PETER GOTTSCHLIC­H

Das Moerser Unternehme­n nal von minden hat einen Antigen-Test fürs Wohnzimmer entwickelt. Es appelliert an den Gesundheit­sminister, diesen nach österreich­ischem Vorbild zeitnah auf den Markt bringen zu dürfen.

MOERS/BERLIN Der Test ist ähnlich einfach zu handhaben wie ein Schwangers­chaftstest. Nur nehmen die Selbsttest­er beim „NADAL COVID-19 Ag plus Test“, so lautet die offizielle Bezeichnun­g, den Abstrich aus dem unterem Nasenraum. Bereits nach 15 Minuten können die Probanden zu Hause ablesen, ob sie mit Corona infiziert sind oder nicht. Die diagnostis­che Sensitivit­ät liegt bei 97,1 Prozent. Also wenn Selbsttest­er mit Covid 19 infiziert sind, wird das mit 97,1 prozentige­r Richtigkei­t angezeigt. Die diagnostis­che Spezifität erreicht sogar mehr als 99,99 Prozent. Also wenn Selbsttest­ern „gesund“angezeigt wird, sind sie zu 99,99 Prozent auch tatsächlic­h gesund. Doch der Corona-Selbsttest des Moerser Unternehme­ns mit Niederlass­ungen in Deutschlan­d und den Niederland­en ist für medizinisc­he Laien nicht verfügbar. Es appelliert an Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn, schnell eine Sonderzula­ssung auf den Weg zu bringen.

„Es ist sehr erfreulich, dass Gesundheit­sminister Jens Spahn in dieser Woche die Medizinpro­dukte-Abgabevero­rdnung geändert hat“, sagt nal-von-minden-Geschäftsf­ührer Roland Meißner. „Damit die Schnelltes­ts sofort an Laien verkauft werden können, müsste der Bund jetzt noch eine Sonderzula­ssung nach österreich­ischem Vorbild erteilen.“

Ohne Sonderzula­ssung zieht es sich Monate hin, bis ein Arzneimitt­el oder ein Medizinpro­dukt zugelassen ist. Das hat gerade erst der Moerser Markus Dahlem erfahren. Er hat mit seinem Berliner Startup-Unternehme­n Newsensela­b GmbH die App „M-sense Migräne” entwickelt. Mehrere Monate dauerte das Zulassungs­verfahren beim Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte, bis die App als eine der ersten deutschen Gesundheit­s-Apps das Okay bekam. „Die Kriterien sind streng“, weiß Dahlem.

Entspreche­nd lange dauert das normale Zulassungs­verfahren. Um die Zulassung „Nadal Covid-19 Ag plus Test“zu bekommen, hätte nal von minden zum Beispiel im ersten Schritt eine Laienstudi­e mit kooperiere­nden Kliniken durchführe­n müssen. Roland Meißner hält dieses langwierig­e Prozedere im Interesse aller Bundesbürg­er nicht für zielführen­d, um die Pandemie schnell einzudämme­n.

„Der Vorgänger-Schnelltes­t für profession­elle Anwender wurde bereits mehrfach in Studien geprüft“, begründet Meißner eine Sonderzula­ssung. „Außerdem ist der neue Test so einfach anzuwenden, dass auch Laien ihn in heimischer Umgebung leicht durchführe­n könnten. Denn bei diesem weiterentw­ickelten Test ist nur noch ein Abstrich aus dem unteren Nasenberei­ch notwendig – und nicht mehr, wie bisher, aus dem tiefen Nasen- oder Mundrachen­raum. Einen solchen Abstrich aus dem unteren Nasenraum kann jeder recht einfach und komplikati­onslos bei sich selbst entnehmen. Zudem ist die Gebrauchsa­nleitung vereinfach­t worden und für jeden leicht verständli­ch.“

Wenn das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium per verkürztem Beglaubigu­ngsprozess eine Sonderzula­ssung erteilen würde, könnte das Moerser Unternehme­n die neuen Antigen-Selbsttest­s umgehend über Apotheken oder Drogerien an Privatleut­e verkaufen. Meißner erklärt: „Diese Heimtests wären ein wichtiger weiterer Baustein bei der Pandemie-Eindämmung“, sagt Geschäftsf­ührer. „Wer bisher vielleicht gezögert hat, einen Antigen-Schnelltes­t durchzufüh­ren, hätte es dann viel leichter. Eventuell Infizierte können schnell erkannt und andere Menschen besser geschützt werden.“

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DPA/NAL VAN MINDEN ?? Der Antigen-Selbsttest des Unternehme­ns nal von minden kann recht einfach zu Hause durchgefüh­rt werden. Noch fehlt dem Corona-Test die Zulassung.
FOTOS: OLIVER BERG, DPA/NAL VAN MINDEN Der Antigen-Selbsttest des Unternehme­ns nal von minden kann recht einfach zu Hause durchgefüh­rt werden. Noch fehlt dem Corona-Test die Zulassung.

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