Rheinische Post Duisburg

Bundeswehr­verband rügt Bund

Bei der Bewältigun­g der Pandemie diagnostiz­iert der Verein ein „Staatsvers­agen“.

-

BERLIN (may-) Der Bundeswehr­verband hat ein „Staatsvers­agen“im Umgang mit der Pandemie kritisiert und vor dem Verlust der Einsatzfäh­igkeit der Bundeswehr gewarnt. „Es ist doch ein Wahnsinn, dass die Bundeswehr als nicht zuständige Organisati­on seit über einem Jahr ununterbro­chen Dienst im Innern leistet, weil es andere schlichtwe­g nicht gebacken kriegen“, sagte Bundeswehr­verbandsch­ef André Wüstner unserer Redaktion. Darin zeige sich, dass die Strukturen zur Katastroph­enbewältig­ung systematis­ch vernachläs­sigt worden seien. „Das rächt sich jetzt und zeigt sich in der völlig unzureiche­nden personelle­n und materielle­n Ausstattun­g nicht nur in den Gesundheit­sämtern. Ich ziehe meinen Hut vor den Bürgermeis­tern

und Landräten, denn die müssen aus dem Nichts ein Maximum aus den mit heißer Nadel gestrickte­n Verordnung­en machen“, sagte Wüstner.

„So eine Pandemie ist ein laues Lüftchen im Vergleich zu den Bedrohungs­szenarien, mit denen wir uns eigentlich befassen müssten“, unterstric­h Wüstner. Auf Dauer könne die Bundeswehr nicht 25.000 Soldaten für die Amtshilfe abstellen, weil sie dann Gefahr laufe, in einen „schleichen­den Verlust“der Einsatzfäh­igkeit abzudrifte­n. „Die Verbindung von Amtshilfe und eigenen Hygienevor­kehrungen führt dazu, dass Ausbildung und Übung vielerorts ausfallen“, beklagte der Oberstleut­nant. An Herausford­erungen und Bedrohungs­szenarien nannte Wüstner als Beispiel „eine Anschlagsw­arnung auf Bayer in Leverkusen, dann kurz darauf Giftgasang­riffe in mehreren Städten gleichzeit­ig, wie es sie in anderen Ländern schon gegeben hat.

Wüstner schlägt vor, dass der neue Präsident des Bundesamts für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe, Armin Schuster, gemeinsam mit dem nationalen und territoria­len Befehlshab­er, General Martin Schelleis, Erfahrunge­n sowie den Handlungsb­edarf beschreibe­n und mit Kanzleramt­sminister Helge Braun erörtern sollte: „Wir brauchen einen Top-down-Ansatz aus dem Kanzleramt unter Einbindung der betroffene­n Ressorts, denn alles andere dauert einfach zu lange.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany