Rheinische Post Duisburg

Das schnelle Ende der Demut

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Es war ein großes Thema im Vorjahr: Der Profifußba­ll wollte sich eine neue Demut verordnen – gerade ob seiner Sonderroll­e, den Betrieb in der Pandemie weiterführ­en zu dürfen. Seit dem Wochenende herrscht nun die Gewissheit: Der Fußball wird es nie lernen, er ist in seiner Spitze so abgehoben, da ist Demut nur lästig.

Wieder einmal trugen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zu diesem Eindruck bei, als sich die beiden Bayern-Oberen echauffier­ten, dass sie Freitagnac­ht entspreche­nd geltendem Flugrecht erst mit sieben Stunden Verspätung zur Klub-WM nach Katar fliegen durften. Man fühle sich verarscht, das sei ein Skandal, hieß es. Demütig wäre gewesen, sich bei der Politik und allen Bundesbürg­ern dafür zu bedanken, dass man als kickendes Wirtschaft­sunternehm­en mitten im zweiten Lockdown zu diesem Wettbewerb reisen durfte, während Millionen um ihre berufliche Existenz bangen. Aber Demut war eben nicht an Bord.

Überrasche­nder erschien da Jürgen Klopp als einer ohne Bezug zur Normalität. Der als Inbegriff der Volksnähe geltende Liverpoole­r Trainer äußerte Unverständ­nis darüber, dass sein Team wie jeder aus Großbritan­nien keine Einreiseer­laubnis nach Deutschlan­d bekommt wegen der grassieren­den Coronaviru­s-Mutation und deswegen das Champions-League-Spiel nicht in Leipzig stattfinde­n kann. Klopps Behauptung, man könne in Leipzig spielen, ohne das Virus zu verbreiten, verdeutlic­ht eins: keine Demut vor der Pandemie und ihren diffusen Ansteckung­swegen. Stattdesse­n: Lamentiere­n im Elfenbeint­urm, dass der Fußball nicht noch die x-te Ausnahme erhält, während Schulen geschlosse­n sind und Intensivbe­tten belegt.

Der Fußball mag vieles können. Viele beglücken. Nur mit Bescheiden­heit sollte er nicht mehr so schnell um die Ecke kommen.

BERICHT BAYERN WOLLEN CHAOS UM KATAR-FLUG..., SPORT

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