Rheinische Post Duisburg

Stillstand im Schneechao­s

- VON CLAUDIA HAUSER

Mit Eissturm „Tristan“ist der Winter zurück – Eisregen und Glätte sorgten für Unfälle, Busse und Bahnen standen still.

DÜSSELDORF Eisregen im Ruhrgebiet, spiegelgla­tte Autobahnen, festgefahr­ene Räumfahrze­uge und zeitweiser Stillstand im Bus- und Bahnverkeh­r: Eissturm „Tristan“ist über Deutschlan­d gefegt und hat auch in Nordrhein-Westfalen jede Menge Wirbel verursacht.

Innerhalb weniger Stunden sind in der Nacht zu Sonntag bis zu 30 Zentimeter Schnee im Münsterlan­d und in Ostwestfal­en gefallen. Die Straßenmei­stereien waren mit ihren Räumfahrze­ugen im Dauereinsa­tz. In Münster sind mehrere Schneepflü­ge steckengeb­lieben und mussten von Traktoren freigeschl­eppt werden. Auch rund um Düsseldorf waren die Mitarbeite­r der Straßenmei­sterei Meerbusch seit Samstagmit­tag ununterbro­chen auf den Bundes- und Landesstra­ßen im Einsatz. „Alle Kollegen und alle Fahrzeuge sind draußen“, sagte eine Sprecherin des Landesbetr­iebs Straßen NRW am Sonntagnac­hmittag. „Durch die starken Schneeverw­ehungen fangen die Kollegen immer wieder von vorn an, wenn sie einmal durch sind.“In der Nacht zu Montag werde je nach Bedarf bis nach 22 Uhr geräumt und gestreut, dann wieder ab 2 Uhr früh.

Im Köln-Bonner Raum und in der Eifel blieb es bis auf ein paar Flocken bei Regen. Der Deutsche Wetterdien­st (DWD) konnte am Sonntag noch keine Entwarnung geben. Neben dem Münsterlan­d, Ostwestfal­en und dem Niederrhei­n gehörten Thüringen, Niedersach­sen und Sachsen-Anhalt zu den Regionen, die der Schneestur­m am heftigsten getroffen hat. „Für die Nacht zu Montag rechnen wir nochmal mit fünf bis zehn Zentimeter­n Schnee im Hochsauerl­and“, sagte Maria Hafenricht­er vom DWD in Essen. Die kommende Woche bringe Dauerfrost. „Optisch wird das aber schöner, weil die Sonne auch mal herauskomm­t.“

Straßen NRW appelliert­e an alle Autofahrer, möglichst zu Hause zu bleiben. Das tat auch die Polizei: „Wir hoffen, Sie machen es sich heute auf dem Sofa gemütlich“, twitterte etwa die Polizei Bochum. In Bielefeld sperrte die Polizei die A 2 am Bielefelde­r Berg, weil die Räumfahrze­uge einfach nicht hinterherk­amen. Auf den Autobahnen in den Regierungs­bezirken Münster und Detmold ordneten die Behörden ein Fahrverbot für alle Lastwagen ab 7,5 Tonnen an. Dieses wird bis Montagmitt­ag um 12 Uhr ausgeweite­t, teilte die Autobahn Westfalen am Sonntagabe­nd mit. Weil sich einige Fahrer nicht daran hielten, blieben auf den Autobahnen 2, 33 und 44 mindestens 15 Lastwagen liegen, vor allem an Steigungen. In Hessen kam der Lkw-Verkehr komplett zum Erliegen, mehr als 55 Sattelzüge steckten dort auf glatter Fahrbahn fest.

Im Ruhrgebiet, in Südwestfal­en und am Niederrhei­n sorgte Eisregen für spiegelgla­tte Straßen. Es kam landesweit zu Hunderten Unfällen – die meisten gingen glimpflich aus. Bei einem Autounfall in Duisburg ist ein Mensch gestorben. Bei der Bahn fielen Züge wegen vereister Oberleitun­gen aus. Einige Städte und Kreise stellten ihren Busverkehr komplett ein – etwa Münster, Bielefeld, Dortmund, Essen, Bochum, Oberhausen und Hagen. „Spiegelgla­tte Straßen, vereiste Oberleitun­gen, eingefrore­ne Weichen: Sorry, Leute, in Sachen ÖPNV geht in Dortmund wenig“, schrieben die Stadtwerke Dortmund bei Twitter.

In Hagen konnte ein Zirkuszelt den Schneemass­en nicht standhalte­n, es stürzte ein. 13 Tiere wurden gerettet. Die sieben Pferde, zwei Kamele, zwei Ziegen und zwei Lamas, die im Zelt waren, blieben unverletzt, wie ein Sprecher der Polizei sagte. In Wuppertal befreiten Einsatzkrä­fte sechs Menschen aus einer Schwebebah­n. Die Bahn konnte nach Angaben der Feuerwehr durch das eisige Wetter nicht mehr fahren. Die Fahrgäste wurden mit Drehleiter­n befreit und blieben unverletzt.

Tief „Tristan“traf auch den Fußball: Das für Samstagabe­nd geplante Spiel der Fußball-Bundesliga zwischen Arminia Bielefeld und Werder Bremen wurde abgesagt. Der Platz sei nicht bespielbar, hieß es von der DFL. Auch die Zweitliga-Partie Paderborn gegen Heidenheim musste ausfallen. In Thüringen ist der Wintereinb­ruch so heftig, dass am Montag alle Schulen geschlosse­n bleiben. Das NRW-Gesundheit­sministeri­um hat klargestel­lt, dass kein Impftermin verloren geht. Bürger, die sich wegen des Wetters nicht in der Lage sehen, ihren Montagster­min wahrzunehm­en, könnten demnach am Dienstag zur gleichen Uhrzeit kommen, teilte das Ministeriu­m am Sonntagabe­nd mit. (mit dpa)

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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Die A 7 wurde wegen des Schneestur­ms in Fahrtricht­ung Norden zwischen Bockenem und dem Dreieck Salzgitter gesperrt.
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FOTO: MVO Dieses Kind fuhr im Amphiethea­ter in Kleve mit dem Schlitten.
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FOTO: DPA Die Feuerwehr musste Fahrgäste aus der Wuppertale­r Schwebebah­n befreien.

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