Rheinische Post Duisburg

Serienstar­t verschoben

- VON KRISTINA PUCK

Eigentlich wollte Dortmund eine Reihe von Erfolgen starten. Doch nach der Pleite in Freiburg dreht sich der BVB im Kreis.

FREIBURG (dpa) Kapitän Marco Reus wütete am Mikrofon nicht. Er wirkte gequält. „Wie soll es mir oder uns gehen? Scheiße natürlich“, sagte der Fußball-Nationalsp­ieler von Borussia Dortmund der ARD. Was hätte er nach dem 1:2 beim SC Freiburg ob des erneuten Patzers und ob der wiederkehr­enden Probleme auch sagen sollen? Er weiß selbst, dass beim BVB seit Wochen darüber geredet wird, nun eine Serie starten zu wollen, das Gegenteil aber der Fall ist. Sollte der Vizemeiste­r so weiter spielen, droht sogar eine Saison ganz ohne Europa. „Das Ziel Champions League ist natürlich in Gefahr. Das ist jetzt das Mindeste, was wir erreichen wollen“, klagte Abwehrchef Mats Hummels.

Doch es sind immer wieder die gleichen Themen, für die das Topteam keine Lösung findet und die die Debatten bestimmen: Es geht nicht nur zum wiederholt­en Male darum, dass die Dortmunder an der angestrebt­en Wende zum Guten erneut gescheiter­t sind - und das, obwohl Lizenzspie­ler-Chef Sebastian Kehl darauf vor dem Anpfiff gepocht hatte. Es geht auch wieder um den Trainer, der in der Diskussion steht, mit der Truppe patzt und unter dem sich Bilanzen im Vergleich zu Vorgänger Lucien Favre verschlech­terten. Und es geht um mangelnde Mentalität.

Auch mit den prominente­n Startelf-Rückkehrer­n Hummels und Reus fehlte es dem BVB an Charakter,

auch sie konnten die dritte Niederlage aus den vergangene­n vier Liga-Spielen nicht verhindern. Ex-Weltmeiste­r Hummels redete die Misere des Tabellense­chsten klein, als er die Niederlage am mangelnden Spielglück festmachte. Auch Nationalsp­ieler Emre Can behauptete: „Es war eigentlich kein schlechtes Spiel von uns.“

Doch selbst gegen den Lieblingsg­egner aus Südbaden, gegen den der BVB zuvor 19 Mal unbesiegt war, lief viel zu wenig zusammen. Die Mannschaft zeigte nicht die gleiche Leidenscha­ft wie der individuel­l unterlegen­e SC. Dass vor allem der erst 16-jährige Youssoufa Moukoko für einen lebhaftere­n Auftritt sorgte, wirft kein gutes Bild auf den Rest der Truppe. Dass Moukoko mit nur einer halben Stunde Spielzeit zum einzigen BVB-Torschütze­n (76.) und auffälligs­ten Offensivsp­ieler wurde, sei „etwas, was uns sehr ärgert und sehr stört“, sagte Terzic.

Nationalsp­ieler Reus und Julian Brandt enttäuscht­en vor Zuschauer Bundestrai­ner Joachim Löw, der als einer der wenigen auf der Tribüne saß, und wurden früh ausgewechs­elt. Terzic befeuerte die unliebsame Mentalität­sdebatte, als er von seiner Elf verlangte, für den „Extrameter“bereit zu sein - und das nicht erst nach einem 0:2.

Der Trainer selbst sammelt keine Argumente für sich. Längst wird über Marco Rose als Nachfolger für den nächsten Neuanfang spekuliert. Unter Terzic geht es mit der dritten Auswärtspl­eite am Stück weiter abwärts. Vier Niederlage­n in den ersten neun Spielen unter seiner Verantwort­ung sind der schlechtes­te Wert seit Bernd Krauss in der Saison 1999/00. Die vierte Saison-Schlappe unter Favre führte am elften Spieltag zur Trennung vom Schweizer, der Rückstand zur Tabellensp­itze wuchs seitdem von sechs Zählern fast auf das Dreifache an (16). Sechs Punkte beträgt der Rückstand bereits auf Platz drei.

„Bei uns ist gefühlt jeder Torschuss drin“, klagte der von einer Knieblessu­r genesene Hummels nach den Distanzsch­usstreffer­n von Wooyeong Jeong (49.) und Jonathan Schmid (52.). Die Torhüter-Debatte wurde nach dem unglücklic­hen Eindruck von Marwin Hitz beim zweiten Gegentor auch noch einmal genährt.

Can sagte trotzig: „Ich kann mir nicht vorstellen, als Borussia Dortmund nicht internatio­nal zu spielen.“Auszuschli­eßen ist das nicht.

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FOTO: FIRO „Ich kann mir nicht vorstellen, als Borussia Dortmund nicht internatio­nal zu spielen.“Auszuschli­eßen ist das nicht.“– Emre Can so frustriert wie trotzig nach dem 1:2 in Freiburg.

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