Laien wollen Woelki jetzt beim Wort nehmen
Die Debatte um das Missbrauchsgutachten habe verheerende Wirkung für die Kirche, so das ZdK.
KÖLN Mit seiner Wortmeldung hat Kardinal Rainer Maria Woelki auf der Synodalversammlung sein Schweigen gebrochen, die Sorge um weitere Vertrauensverluste der katholischen Kirche aber nicht kleiner werden lassen. Am Sonntag versicherte der Kardinal in seinem wöchentlichen „Wort des Bischofs“noch einmal, dass er Missbrauchsfälle nicht vertuscht habe. Er könne aber das anhaltende Misstrauen verstehen; das sei „angesichts der vielen Verbrechen von Amtsträgern an Kindern nur verständlich“.
Für die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Karin Kortmann, war es wichtig, dass Köln auf der jüngsten Synodalversammlung nicht verschwiegen wurde und Kardinal Woelki „für eine vollständige Aufklärung der Vorgänge im Erzbistum sein Wort gegeben“habe. „An diesem Wort werde ich ihn messen“, so Kortmann im Gespräch mit unserer Zeitung. Kortmann, die als einzige Frau im Präsidium des Synodalen Reformwegs sitzt, betonte auch: „Es ist für ihn die allerletzte Chance, Aufklärung zu betreiben. Wenn es vielleicht nicht schon zu spät ist.“
Die „regionalen Probleme im Erzbistum Köln“hätten nach ihren Worten „eine verheerende Auswirkung auf die Wahrnehmung von Kirche insgesamt“. Zumal die Klärung – ob ein pflichtwidriges Verhalten des Erzbischofs oder eines anderen Vertreters der Bistumsleitung vorliegt – für die Kirche selbst von grundlegender Bedeutung sei. Zwar müsse sich Kardinal Woelki den kirchenrechtlichen und moralischen Fragen, die mit seinem Amt verbunden sind, in jeder Hinsicht stellen. Neben möglichen personellen Veränderungen aber gehört dazu auch die Frage, welche strukturellen Veränderungen in der Kirche über den 18. März hinaus notwendig sein werden.
Viele schauen nun auf den Termin der Veröffentlichung. Also abwarten? „Der Weg bis zum 18. März scheint mir angesichts der Lage sehr lang, wohl zu lang zu sein. Der Kardinal wird in jedem Fall genau beim Wort genommen“, betonte am Sonntag Professor Thomas Sternberg. Der ZdK-Präsident glaubt aber nicht, dass von den Vorgängen in Köln die Reformschritte des Synodalen Weges betroffen sein werden. „Die 230 Synodenmitglieder sind weiterhin zur Zusammenarbeit entschlossen“, betonte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Bemerkenswert empfand auch Thomas Sternberg den Auftritt des Erzbischofs auf der Synodalversammlung: „Der Kardinal hat zum ersten Mal wirklich persönlich gesprochen und Fehler eingeräumt. Die Frage ist, ob das nicht jetzt schon zu spät ist, weil die Verärgerung im Bistum größte Ausmaße erreicht hat.“
Unterdessen geht die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in den insgesamt 27 deutschen Diözesen weiter. Einer Umfrage des Evangelischen Pressdienstes zufolge haben die Bistümer in Deutschland bis Ende des vergangenen Jahres mehr als 19 Millionen Euro an Betroffene von Missbrauch in der Kirche gezahlt.
Das Bistum Regensburg zahlte mit mehr als 9,6 Millionen Euro die höchste Summe unter den Diözesen. Grund hierfür ist die hohe Zahl der Fälle beim Knabenchor Regensburger Domspatzen. Insgesamt gingen mehr als 2600 Anträge auf Anerkennungsleistungen bei den Bistümern ein, wie die Umfrage ergab.