Schatzkammer der weiblichen Lyrik
Lyrik In der dritten Auflage liegt der Band „Frauen Lyrik“vor, der mehr als 500 Gedichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart versammelt. Herausgeberin Anna Bers hat die Texte chronologisch geordnet und unkommentiert nebeneinandergestellt. So sollen sich Kontraste und Brüche auftun und Dialoge ergeben. Durch Punktsymbole hat sie die Gedichte vier Perspektiven zugeordnet: Kanon, Literaturgeschichte, Emanzipation und weibliche Stimmen. Was kompliziert klingt, wird für den Leser zu einem Entdecker-Vergnügen, wenn Ann Cotten auf Elfriede Gerstl und Judith Holofernes folgt. Auch Liedtexte von Hildegard Knef und Rap-Lyrics von Lady Bitch Ray werden in diesem Band als Gedichte geführt. Das Nachwort erklärt das Prinzip des Bandes und warum etwa auch Ernst Jandl aufgenommen wurde. Zudem gibt es Biogramme zu jeder Autorin. hols
Konzeptalbum Die alten Götter waren bekanntlich schlimme Finger. Nicht nur Zeus konnte die seinen fast nie bei sich halten, auch die Kollegen nahmen sich gern, was sie bekamen. Manchmal half ihnen allerdings der Zufall. Beispielsweise beim Hirtengott Pan, welcher der sagenhaft schönen Nymphe Syrinx nachjagte, sie aber nicht erwischte, weil sie sich – so steht’s in den „Metamorphosen“des Ovid – in Schilfrohr verwandelt hatte. Nun Ovid weiter: „Doch wie er tief aufseufzt, bewegte sein Atem die Halme, / Und es erscholl eine zarte Musik, einer Klage vergleichbar.“Sogleich schnitzte sich Pan ein Pfeiflein aus der verschilften Nymphe und trug sie fortan als klingende Beute mit sich.
An diese Geschichte muss man jetzt denken, wenn man die bezaubernde neue CD von Syrinx Call rund um den Blockflötisten Volker Kuinke hört. Sie heißt „Mirrorneuron“(Spiegelneuron), ist beim Label Flat Earth Music erschienen und handelt von einer emotionalen Eigenschaft, die dem Gott Pan abging: Empathie.
Dieses Konzeptalbum umkreist die folgenreich schwingende Begegnung eines humanoiden Roboters mit einer Psychotherapeutin. Zwischen
Bildband Sie liegt praktisch vor der Haustür und zählt zu den schönsten Landschaften Deutschlands: die Eifel. Sogar unterirdisch warten spektakuläre Überraschungen – Steinzeithöhlen, alte Erz- und Basaltbergwerke, aus denen sich schon die Römer bedienten, Eisenbahntunnel und Weltkriegsbunker, Bier- und Weinkeller. Um sie zu entdecken, muss man nicht unbedingt selbst hinabsteigen. Achim Konejung, in Krefeld geborener Autor, Musiker und Kabarettist, hat sich in die Eifeler Unterwelt begeben und ist mit jeder Menge großformatiger Bilder und spannender Geschichten wieder aufgetaucht. Etwa von den Mühlsteinen aus der Vulkaneifel, die von Andernach aus in die ganze Welt verschifft wurden. Oder von den Resten der römischen Wasserleitung, die teils unterirdisch aus der Nordeifel nach Köln führte. Vieles lässt sich natürlich auch live erleben – als Teil eines Museums oder sogar frei zugänglich. w.g.
beiden beginnt Ungeahntes zu atmen, und dieses Atmen spiegelt die Musik beeindruckend und mitunter auf fast symphonische Weise. Mal treibt sie den Hörer nach Artrock-Art vor sich her, mal verhaucht sie in Ambient-Sphären, mal leiht sie sich schmeichelnde, von Streichern umflorte Balladen-Melodien.
Suppig oder nach Art eines Allerlei
ist „Mirrorneuron“freilich nicht, denn Stimmen und Instrumente von Syrinx Call sortieren sich zu einem sehr individuellen Klang, der zum einen fetzig und handgreiflich wirkt, zum anderen in diskreter Höhe über uns zu schweben scheint. Ohne Luft funktioniert diese Musik nicht.
Und so tun die Spiegelneuronen sogar beim Hörer ihr Werk: Er nimmt Anteil an einer faszinierenden Musik, die sich scheinbar bereitwillig öffnet, doch Geheimnisse für sich behält, die es erst zu ergründen gilt. Wolfram Goertz