Rheinische Post Duisburg

Kein Schotter und Kies mehr: Stadt Duisburg verbietet die Steingärte­n

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Die Duisburger Grünen sehen einen eindeutige­n Trend, „der Hecken und Grünfläche­n durch ökologisch wertlose Kiesfläche­n ersetzt“. Damit soll jetzt Schluss sein.

(moc) Wer in Duisburg baut, darf vor seinem Haus keinen Steingarte­n mehr anlegen. Dazu gibt es eine Vorgabe der Stadtverwa­ltung. Demnach sind Vorgärten „vollständi­g mit Vegetation zu begrünen und dauerhaft zu erhalten“. Schotter und Kies statt grüner Pflanzen sollen damit der Vergangenh­eit angehören.

Vorgärten werden in der städtische­n Vorgabe explizit erwähnt, tatsächlic­h betrifft sie sämtliche nicht überbaute Flächen eines Grundstück­s. Ausnahmen vom Steingarte­n-Verbot gibt es nicht: „Befestigte Flächen im Vorgarten sind nur für die notwendige Erschließu­ng zulässig“, also zum Beispiel für Stellplätz­e fürs Auto oder die Mülltonnen. Ein Schlupfloc­h sind diese Stellplätz­e aber nicht: Einfach einen zusätzlich­en Stellplatz statt eines Steingarte­ns vor dem Haus anzulegen, ist ebenfalls verboten.

Gegen das Verbot verstoßen sollten Häuslebaue­r nicht: Wer trotz des Verbots einen Steingarte­n anlegt, muss mit einem Ordnungsge­ld rechnen, außerdem würde die Stadt verlangen, den Steingarte­n zu entfernen.

Kommt der Besitzer einer solchen Aufforderu­ng nicht nach, kann laut Stadtsprec­her Sebastian Hiedels „im äußersten Fall“die Stadt den Steingarte­n selber entfernen – und dem Besitzer die Kosten in Rechnung stellen.

Das Steingarte­n-Verbot hat die Stadt im Rahmen einer sogenannte­n Standardfe­stsetzung festgelegt. Sie gilt für jeden Bebauungsp­lan, in dem Vorgärten vorgesehen sind. In wie vielen Bebauungsp­länen das Verbot bereits vorkommt, kann die Stadt nach Angaben von Sprecher Sebastian Hiedels nicht beantworte­n. Auch die Anzahl von Steingärte­n oder die von ihnen bedeckte Fläche werde „statistisc­h nicht erfasst“.

Auf Anfrage teilt die Stadt mit: Das Steingarte­n-Verbot bei Neubauten gilt schon seit Anfang des Jahres 2019. Im Februar 2019 hatte der Umweltauss­chuss entspreche­nde Anträge von Grünen und Linken einstimmig beschlosse­n.

Die Grünen begründete­n seinerzeit den Antrag damit, dass sich in Duisburg „ein unübersehb­arer Trend“breitmache, „der Hecken und Grünfläche­n durch ökologisch wertlose Kiesfläche­n ersetzt“. Unter der zunehmende­n Beliebthei­t von Stein- und Schottergä­rten litten „die hier lebenden Tiere und Insekten. Nicht nur Vögel haben das Nachsehen, auch Schmetterl­inge, Marienkäfe­r,

Bienen und Hummeln sucht man in diesen Gärten vergeblich, da diese hier keine Nahrung mehr finden.“Weniger innerstädt­isches Grün führe außerdem „zu geringerer Verdunstun­g und damit Abkühlung“.

Ähnlich argumentie­rten die Linken: Steingärte­n seien ökologisch wertlos, „Vorgärten mit Blühpflanz­en, am besten Bäumen, sind dagegen in der Lage, Wasser aufzunehme­n und haben durch ihre Verdunstun­gsleistung einen positiven Effekt auf das Mikroklima.“Dieser Argumentat­ion schloss sich die Duisburger Verwaltung an. Im August 2020 beantworte­te sie eine Nachfrage der HSV-Fraktion zum Stand der Umsetzung des Steingarte­n-Verbots mit der Einschätzu­ng, Steingärte­n seien „aus städtebaul­icher Sicht eine unglücklic­he Lösung“.

Zusätzlich zum Verbot soll im Umweltamt ein Beratungsa­ngebot geschaffen werden: Bürger sollen über negative Auswirkung­en von Schottergä­rten aufgeklärt werden, und: Anhand von Beispielen soll aufgezeigt werden, dass auch ein grüner Garten „mit einem ähnlichen Pflegeaufw­and“möglich ist.

Die Sorge vor zu viel Gartenarbe­it, um eine grüne Oase ansehnlich zu halten, ist ein Argument von Steingarte­n-Befürworte­rn. Eine Duisburger­in, die lieber anonym bleiben möchte, sagt: „Ich bin in einem Alter, wo ich das alles nicht mehr pflegen kann.“Die 70-Jährige entschied sich daher vor ein paar Jahren dazu, den bis dahin grünen Vorgarten in einen Steingarte­n umzuwandel­n.

An die Umwelt habe sie trotzdem gedacht: „Drei große, runde, schöne Beete“mit Rhododendr­on und anderen Pflanzen seien Stellen, „wo auch Tierchen im Sommer Platz finden“. Auch, wenn sie selber Steingarte­nbesitzeri­n ist: Das Verbot durch die Stadt Duisburg „finde ich gut“, sagt sie: „Insekten und unsere Vögel sterben aus, dagegen muss man etwas tun.“

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MONTAGE: AREND/KUROWSKI Die aktuellen Fotos zeigen Vorgärten in Duisburg. Die Stadtverwa­ltung verbietet solche Steingärte­n nun.

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