Rheinische Post Duisburg

Absolute Empathielo­sigkeit

- Marlene Bork Viersen Hans-Georg Emmerich Krefeld Gerda Bürcks Krefeld Barbara Schmid Düsseldorf

Mensch. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass zum Beispiel Juristen dem Parlament klarmachen, dass sie endlich von ihren Rechten Gebrauch machen. Zarte Ansätze sieht man ja schon bei der FDP. Melzer von Symptomen bei Julian Assange, die typisch sind für eine lang andauernde psychische Folter. Er forderte die sofortige Freilassun­g des Whistleblo­wers aus medizinisc­hen und rechtsstaa­tlichen Gründen. Genauso empörend wie die Inhaftieru­ng von Alexej Nawalny nach seiner Rückkehr nach Moskau ist für mich die lang andauernde Haft von Julian Assange im Gefängnis Belmarsh – ohne die Aussicht auf einen fairen Gerichtspr­ozess. Warum die deutschen Medien nur selten und wenn, dann kurz und knapp, über diesen Fall berichten, ist für mich völlig unverständ­lich. Die von Julian Assange vorgenomme­ne Veröffentl­ichung geheimer Dokumente über tatsächlic­he Kriegsverb­rechen gehört für mich zur Pressefrei­heit und muss in unserer Demokratie erlaubt sein.

Wir haben in Deutschlan­d die größte Politikers­chwemme der Welt. Was machen unsere „Volksvertr­eter“eigentlich alle? Das

Volk vertreten sicherlich nicht. Es klappt doch hier nichts. Fehlentsch­eidungen (kein ausreichen­der Impfschutz geordert), Verschwend­ung, Unfähigkei­t in jeder Hinsicht, Desaster werden auf andere geschoben. Die letzten gravierend­en Katastroph­en kann man auch beim Bund der Steuerzahl­er erfahren, zum Beispiel auch der Autobahnma­ut-Irrsinn. Kein Verursache­r wird in die Verantwort­ung genommen und muss für seine Fehlentsch­eidung haften, es waren immer andere schuld. In der freien Wirtschaft wäre das alles unmöglich. Die Verantwort­lichen, die Abgeordnet­en, die Parteivors­tände und so weiter arbeiten an ihren berufliche­n Daseinsber­echtigunge­n, man könnte auch sagen: an Arbeitsbes­chaffungsm­aßnahmen für sich. Hoffentlic­h sind die eigenen Zulagen und eventuelle­n Diätenerhö­hungen gesichert. Armes Deutschlan­d.

Die Rheinische Post berichtet sehr fundiert über das Thema Prostituti­on und hat in den vergangene­n Tagen mit Margot Wallström und Alice Schwarzer zwei wirkliche Fachfrauen zu Wort kommen lassen, die sich für ein Sexkaufver­bot nach dem Nordischen Modell einsetzen. Die Zeitung setzt mit dieser Berichters­tattung ein wichtiges und vor allem sachlich begründete­s Gegengewic­ht zur Politik in NRW. Die kürzliche Anhörung im Parlament, über die die RP auch berichtet hatte, war eine Werbeveran­staltung für die dazu eingeladen­e Sex-Lobby. Der einzige Befürworte­r des Sexkaufver­bots durfte nicht einmal ausreden. Was mich bei der Veranstalt­ung so betroffen gemacht hat, war die absolute Empathielo­sigkeit gegenüber Zwangspros­tituierten; Mädchen und Frauen, die von Menschenhä­ndlern nach Deutschlan­d gebracht werden und hier ihre Körper unter entsetzlic­hen Bedingunge­n verkaufen müssen. Warum sich gerade Abgeordnet­e der NRWCDU, einer Partei, die immerhin das Christlich­e im Namen trägt, so vehement für die Sex-Lobby einsetzen? Die Frauenunio­n im Bund ist längst weiter. Auf Parteichef Armin Laschet kommt hier eine wichtige Entscheidu­ng zu. Teilt er die Hardcore-Haltung seiner CDU-Abgeordnet­en in NRW? Oder ist ihm eine Gesellscha­ft wichtiger, in der Frauen mehr sind als eine Ware?

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FOTO: DPA NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet im Plenum des Landtags.

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