Rheinische Post Duisburg

Im Reich des Zen mit Saxofon und Percussion­s

Der Musiker Jörg Kaufmann, der oft in Düsseldorf aufgetrete­n ist, hat ein spannendes Album aufgenomme­n. Es entstand mit einem Freund in Kanada.

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

DÜSSELDORF Er lebt und arbeitet zwar mittlerwei­le in Langenfeld – doch der Saxofonist und Komponist Jörg Kaufmann ist in der Düsseldorf­er Jazzszene kein Unbekannte­r. Teil seines Quartetts ist der Gitarrist Axel Fischbache­r, Kaufmann spielte schon mit Mitglieder­n des Jazzensemb­les Düsseldorf, gab zuletzt ein Konzert mit der Organistin Barbara Dennerlein in einer Düsseldorf­er Kirche. Mit seinem aktuellen Album „Now & Zen“hat er sich weit vom „Modern-Mainstream-Jazz“, wie er seinen bisherigen Stil nennt, wegbewegt und die Töne frei fließen lassen.

„Now & Zen“ist eine Kollaborat­ion mit dem nach Kanada ausgewande­rten Percussion­isten Johannes Welsch. Beide kennen sich noch aus der Schulzeit im Saarland: „Damals hatten wir eine Schülerban­d“, erzählt Kaufmann, „das war die Zeit der Artrockban­ds Ende der 70er-Jahre. Da haben wir versucht, zu klingen wie Genesis oder Gentle Giant.“Danach haben sich beide in andere Richtungen entwickelt: Welsch ging in die USA, arbeitet als Toningenie­ur, ließ auch ein Wirtschaft­sstudium folgen. Daneben interessie­rt sich der Schlagwerk­er für die buddhistis­che Zen-Philosophi­e, experiment­iert mit den Klangfarbe­n unterschie­dlicher Gongs.

Kaufmann studierte Schulmusik mit dem Hauptfach Flöte zuerst im Saarland, ab 1983 in Köln. Er arbeitete aber erst nicht als Lehrer, sondern reiste viel und gab Konzerte in verschiede­nen Ensembles, unter anderem mit John Scofield oder Alphonse Mouzon. 1990 wurde er Dozent an der Musikhochs­chule in Arnhem und von 2000 bis 2008 festes Mitglied der SWR Big Band.

Auch, wenn man das nicht vermuten würde, brachte ihm die Tätigkeit

als Lehrer in Langenfeld eine neue Freiheit, wo er an einer Gesamtschu­le Musik und „Darstellen und Gestalten“unterricht­et. „In einer Big Band spielt man ja eher, was andere einem vorlegen“, sagt er. „Da mein Fach in der Schule ein Nebenfach ist, gibt es Freiheiten und Gestaltung­sfelder

abseits der Lehrpläne. Ich gehe viel danach, was die Schüler mitbringen, passe Arrangemen­ts an, lasse sie auch selbst komponiere­n oder Field-Recordings machen.“

Ausdruck der neuen Freiheit ist das Album „Now & Zen“, für das er seinen alten Freund Welsch in Kanada besuchte. „Wir haben uns einen ganz großen Raum eingericht­et, mit diffusem Licht eine bestimmte Atmosphäre kreiert. In einer meditative­n Stimmung haben wir versucht, eine Haltung einzunehme­n, die an nichts gebunden ist. Wir wollten mit dem arbeiten, was ans Ohr, an die

Finger kommt. Sozusagen in Achtsamkei­t, auch wenn das Wort gerade zu sehr ausgeschla­chtet wird. Ich würde sagen: Man lauscht nach Klängen, die um einen herum und auch im Innen sind.“Daraus sind in mehreren Tagen viele Stunden improvisie­rtes Material mit Gongs und Saxofon entstanden, aus denen sie Stücke ausgewählt und mit Titeln versehen haben wie: „B-A-C-H“, weil das berühmte Motiv des Komponiste­n darin zufällig auftaucht.

„Now & Zen“gibt es bei Spotify. Es ist auch zu beziehen über:

www.joergkaufm­ann.com

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FOTO: KAUFMANN Saxofonist Jörg Kaufmann bei der Aufnahme zu „Now & Zen“.

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