Die Corona-Bilanz für die Stadtteile
Die Infektionsrate variiert im Stadtgebiet. Besonders betroffen sind Altstadt, Lichtenbroich und Hassels, gut stehen Kalkum, Angermund und Carlstadt da.
DÜSSELDORF Mehr als 16.000 Düsseldorfer haben sich seit dem letzten März mit dem Coronavirus infiziert. Eine gewaltige Zahl. Düsseldorf hatte zum Jahresende 2019 knapp 646.000 Einwohner, die Zahl der Corona-Infizierten ist so groß wie ein veritabler Stadtteil, Benrath etwa hat rund 16.500 Einwohner. Wie sieht es insgesamt mit der Pandemie in Düsseldorf aus? Wie verteilen sich die Zahlen der Infizierten und Toten auf die Stadtteile? Und welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen?
Gerade beim letztgenannten Punkt ist Vorsicht angesagt. Die Statistik zeigt, wie viele Corona-Infektionen bekannt sind. Dass es ein großes Dunkelfeld gibt, hat gerade die Antikörper-Studie von Stadt und Heinrich-Heine-Universität gezeigt. Nicht mal die Hälfte der Infizierten wusste etwas von der eigenen Infektion.
Auch zeigt die Verortung nur, wo ein Infizierter gemeldet ist – und nicht, wo er sich angesteckt hat. Außerdem ist bei einer Ansteckung das individuelle Verhalten zu berücksichtigen, von dem Statistiker in der Regel wenig wissen. Beim Blick auf die Todeszahlen kann auch eine Rolle spielen, wie viele Altenheime es in einem Stadtteil gibt und ob es dort einen Ausbruch gab. Bei auffälligen Todeszahlen hat uns die Stadtverwaltung Auskunft gegeben. Ausgewertet wurden die Daten zu Infektionen und Todesfällen (an und mit Corona) des Zeitraums 1. März 2020 bis 19. Januar 2021.
Insgesamt gilt die Aussage, dass ein prozentualer Anteil von mehr als drei Prozent an Corona-Infizierten in der Bevölkerung eines Stadtteils als hoch einzuschätzen ist, die niedrigen Werte liegen bei 1,5 Prozent. Unter einem Anteil von einem Prozent liegt nur ein einzelner Stadtteil: Kalkum. An dieser Stelle seien die beiden Enden der Skala genannt. Vergleichsweise hohe Infektionszahlen sind danach festzustellen in der Altstadt, in Flingern-Süd, Hassels, Lichtenbroich und Wersten. Dort hat sich jeder 30. bis 33. Einwohner mit dem Corona-Virus infiziert. Demgegenüber stehen Angermund, Carlstadt, Kalkum, Ludenberg und Vennhausen. Dort hat sich jeder 62. bis 71. Einwohner infiziert, in Kalkum war es nur jeder 115. Insgesamt sind dort im Untersuchungszeitraum lediglich 17 Infektionen aktenkundig geworden.
Die Aussagen, die sich einer sozialräumlichen Gliederung der Stadt ablesen lassen, gelten auch für die Verbreitung des Coronavirus. So haben Flingern-Süd (14,6 Prozent), Hassels (13,9 Prozent ) und Lichtenbroich (10,1 Prozent) relativ hohe Arbeitslosenzahlen und einen Ausländeranteil, der grob gesagt zwischen 30 und 40 Prozent liegt. In zweien der Stadtteile liegt der Anteil an Einfamilienhäusern im einstelligen Bereich, in Hassels bei 37 Prozent.
In Angermund, Carlstadt, Kalkum und Ludenberg steht bei den Arbeitslosenzahlen eine 5 vor dem Komma. Die Ausländerquote liegt bei maximal 18,9 Prozent, der Anteil der Einfamilienhäuser erreicht Raten zwischen 62 und 75 Prozent. Ausnahme ist die dicht bebaute Carlstadt mit knapp neun Prozent. Dass das Leben dort eher mehr als wenig kostet, ahnen die meisten Düsseldorfer. Unter dem Strich lässt sich sagen, dass bei sozial nicht auf der Sonnenseite lebenden Menschen (Einkommen, Wohnverhältnisse etc) die Wahrscheinlichkeit höher ist, sich zu infizieren.
Ob die Stadt darauf reagiert, etwa mit besonderen Informationsangeboten in bestimmten Stadtteilen oder dem Einsatz von Sozialarbeitern, war nicht zu erfahren. Die Verwaltung spricht unter dem Strich von einem diffusen Infektionsgeschehen, die Gründe für Ansteckungen und somit für die Ausbreitung des Virus seien vielschichtig, heißt es in einer Stellungnahme. Aus den Corona-Zahlen in den Stadtteilen könne keine Kausalität zu einzelnen Parametern hergeleitet werden.
Im Untersuchungszeitraum starben 198 Menschen in Düsseldorf an Covid-19 (inzwischen sind es über 30 mehr). Zehn oder mehr Personen starben in Bilk (22 Tote), Eller (14), Heerdt und Gerresheim (je 12), Benrath (11) und Lörick (10). Die Zahlen sind teilweise durch Ausbrüche in Altenzentren beeinflusst. So lebten in Bilk, wo es vier Altenheime gibt, 15 Verstorbene in diesen Einrichtungen. In Eller gilt dies für zehn der 14 Todesfälle. In Lörick wiederum, wo es drei Seniorenzentren gibt und sogar das größte der Stadt, war unter den zehn Corona-Todesfällen des Stadtteils nur ein Bewohner einer Alteneinrichtung.