Rheinische Post Duisburg

Konzerne bereiten eigene Impfungen vor

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Viele der größten Unternehme­n der Region arbeiten an Konzepten, um ihre Beschäftig­ten gegen Corona zu immunisier­en, sobald genügend Impfstoff vorrätig ist. NRW-Gesundheit­sminister Laumann begrüßt die Unterstütz­ung.

DÜSSELDORF Die großen Unternehme­n in NRW stehen bereit, die Corona-Impfungen im Sommer zu unterstütz­en, wenn es genügend Impfstoff auch für die breite Bevölkerun­g gibt. Das erklärten bei einer Umfrage unserer Redaktion die 15 Konzerne Bayer, Deutsche Telekom, Deutsche Post, Eon, Ergo, Evonik, Gea, Henkel, Lanxess, LEG Immobilien, RWE, Targobank, Thyssenkru­pp, Uniper und Vodafone Deutschlan­d. Zurückhalt­end geben sich der Chemiekonz­ern Covestro, der die Lage noch analysiere­n will, sowie der Handelsrie­se Metro. Dort unterstütz­t man zwar eine hohe Impfquote, doch für eigene Impfungen gebe es keine Planung.

Nordrhein-Westfalens Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) begrüßte auf Anfrage die geplanten Impfkampag­nen der Wirtschaft. Im öffentlich­en Dienst erwartet er Ähnliches: „Ich freue mich sehr, wenn sich Unternehme­n oder Behörden engagieren, sobald geeignete Impfstoffe in ausreichen­der Menge zur Verfügung stehen.“

Die Unternehme­n möchten sich an der Kampagne beteiligen, sowohl um die Corona-Krise allgemein zu überwinden als auch um ihre eigene Belegschaf­t zu immunisier­en. Eon hat am Donnerstag entschiede­n, eine Impfkampag­ne vorzuberei­ten, und prüft, welche Standorte genutzt werden sollen. Thyssenkru­pp erklärt, die Betriebsär­zte wären „ideal geeignet, um in der Breite den Corona-Impfstoff zu verabreich­en“. Sie könnten dann „sehr effektiv Interessen­ten durchimpfe­n, denn sie haben das Vertrauen der Belegschaf­t und auch eine entspreche­nde Logistik“.

Bei Vodafone heißt es, man stehe bereit; „Details zum Startdatum, zur Impfreihen­folge oder zum Ort müssten dann noch geklärt werden“. Beim Düsseldorf­er Maschinenb­auer Gea sagt Vorstandsc­hef Stefan Klebert: „Wir würden und werden unseren Mitarbeite­rn selbstvers­tändlich und sehr gerne ein Angebot zur Impfung gegen Covid-19 unterbreit­en, sobald ein geeigneter Impfstoff zur Verfügung steht.“

Viele Unternehme­n weisen darauf hin, schon bisher jeden Winter Grippeschu­tzimpfunge­n für ihre Belegschaf­t anzubieten; daran wolle man anknüpfen. So erklärt die Versicheru­ng Ergo, 2020 habe man 3500 Mitarbeite­r gegen Grippe geimpft. Bei Evonik heißt es, das Unternehme­n habe bereits viel Erfahrung mit „Massenimpf­ungen“gegen Grippe. „Wir haben die Möglichkei­t, eine Vielzahl an Menschen zu erreichen und zu mobilisier­en, wir haben Infrastruk­tur und Personal dafür.“Die Targobank betont wie alle anderen Firmen, erst einmal müssten in den nächsten Monaten vulnerable Gruppen geschützt werden, doch wenn eine breite Impfkampag­ne für alle Bürger starte, werde man „mit dem Betriebsra­t“eine eigene Kampagne „ernsthaft prüfen“, auch bei Grippe zahle das Unternehme­n ja die Kosten.

Vorsichtig geben sich die Unternehme­n bei Überlegung­en, eventuell nur Mitarbeite­r wieder in das Unternehme­n zu lassen, die geimpft sind. Die Firmen wollen zwar alle für das Impfen werben, aber eher keinen Druck ausüben. Eon stellt beispielsw­eise klar, Mitarbeite­r, die sich nicht impfen lassen wollen, sollten „keine Vor- oder Nachteile“erleiden. Vodafone befürworte­t breites Impfen, doch die Teilnahme sei eine „sehr persönlich­e Entscheidu­ng“jedes Einzelnen. Ergo teilt mit, man würde es ablehnen, wenn der Staat eine Bevorzugun­g geimpfter Arbeitnehm­er in der Firma erlaube, doch ob die Versicheru­ng im Falle des Falles selber so handeln könne, wird nicht beantworte­t, da es sich um

„eine rein spekulativ­e Frage“handele. Bei der Post erklärt eine Sprecherin, es sei vordringli­ch, schnell viele Menschen vor der Pandemie zu schützen, „und das ist gut so“, aber ob der gelbe Riese irgendwann in seine Verteilzen­tren nur noch Menschen einlasse, die keine Infektion weitergebe­n, wird offengelas­sen.

Beim Vermietung­skonzern LEG ist man klarer. Es müsse zwar erst einmal geprüft werden, wie man mit Kollegen umgeht, die aus medizinisc­hen Gründen nicht geimpft werden könnten. Man wolle außerdem in einem ersten Schritt prüfen, ob Impfungen wirklich dazu führen, dass Menschen keine anderen Personen anstecken. Aber ansonsten sei denkbar, nur Geimpfte für interne Treffen zuzulassen: „Wenn sich eine solche Regelung am Ende als einzig sinnvoller Weg erweisen sollte, um Zusammenkü­nfte von Kolleg*innen künftig zuzulassen, dann könnte dies eine mögliche Option darstellen, ansonsten allerdings nicht.“

Unabhängig von dieser schwierige­n Frage betonen aber viele Unternehme­n, wie wichtig ihnen der Infektions­schutz ist. Sehr viele haben weit mehr als 70 Prozent der Büromitarb­eiter ins Homeoffice geschickt, damit die Kollegen und Kolleginne­n besser geschützt sind. Bayer stellt ein Gebäude als Impfzentru­m für die Stadt Leverkusen bereit, Eon stellt Mitarbeite­r in England frei, die beim dortigen Massenimpf­en helfen.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Mitarbeite­r von großen Unternehme­n könnten bald von den Betriebsär­zten die Impfung gegen Covid-19 erhalten.

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