Rheinische Post Duisburg

Flüchtling­srat kritisiert Stadtverwa­ltung

Der Umgang mit Geflüchtet­en sei nicht integrativ, so der Rat. Amtsleiter­in Miriam Koch weist das zurück.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Der Düsseldorf­er Flüchtling­srat kritisiert die Verwaltung sowie das neue schwarz-grüne Ratsbündni­s für ihren Umgang mit Menschen, die als Asylbewerb­er in der Landeshaup­tstadt leben. In einem Offenen Brief schreibt der Vorstand unter anderem: „Leider öffnet das alltäglich­e Handeln der Stadtverwa­ltung vielfach nicht die Tür zur Integratio­n geflüchtet­er Menschen in unsere Stadtgesel­lschaft, sondern verschließ­t diese.“

So würde die Möglichkei­t für Ausbildung­sund Beschäftig­ungsduldun­gen sowie für humanitäre Aufenthalt­serlaubnis­se „in Düsseldorf weiterhin zu selten genutzt“. Auch die Fortführun­g bereits begonnener Arbeits- und Ausbildung­sverhältni­sse werde so „behördlich unterbunde­n“, heißt es in dem Brief, der unter anderem an Oberbürger­meister Stephan Keller sowie die Partei- und Fraktionsv­orsitzende­n von CDU und Grünen gerichtet ist.

„In einer Reihe von Fällen steht eher das Ablehnende und nicht das Wohlwollen­de im Vordergrun­d. Dafür gibt es genügend Beispiele“, sagt Jürgen Claessens vom geschäftsf­ührenden Vorstand des Flüchtling­srats, in dem sich Pädagogen, Sozialarbe­iter, Anwälte und Ehrenamtle­r engagieren. Der 66-jährige Sozialarbe­iter, der beim Malteser Hilfsdiens­t als Projektkoo­rdinator arbeitet, bemängelt zudem den Wegfall des Amtes der Flüchtling­sbeauftrag­ten sowie des Runden Tischs zur Flüchtling­sunterbrin­gung.

Zur Kritik am Aufenthalt­smanagemen­t des Amtes für Migration und Integratio­n sagt dessen Leiterin Miriam Koch: „Es handelt sich in dem Brief um pauschale Behauptung­en, die nicht belegt werden.“Koch war Flüchtling­sbeauftrag­te, bevor sie im Januar 2018 Amtsleiter­in wurde. Ihre vorherigen Aufgaben wurden in das Amt integriert. Politische Beobachter sahen darin eher eine Aufwertung des Flüchtling­sthemas innerhalb der Verwaltung.

Koch betont, auch der Wegfall des Runden Tischs Asyl schaffe keine Defizite. So gebe es zahlreiche Austauschf­ormate unter anderem über das kommunale Integratio­nszentrum sowie lokale Netzwerktr­effen. Hinzu komme eine Jahresvera­nstaltung des Migrations­amtes, zu der sich bereits 80 Teilnehmer angemeldet hätten, darunter ein Vorstandsm­itglied des Flüchtling­srates.

Unterdesse­n kritisiert Paul Gollenbusc­h

– er gehört dem Beirat des Flüchtling­srates an – den Offenen Brief seines Vorstandes. „In der kommunalen Ausländerb­ehörde ist es, seit Miriam Koch die Amtsleitun­g übernommen hat, mit der Kommunikat­ion und dem Verständni­s der Probleme wesentlich besser geworden als es vorher war“, meint er. Claessens bleibt aber bei seiner „mit dem gesamten Vorstand abgestimmt­en Kritik“. Nun seien vor allem die Politiker am Zuge. „Aus unserer Sicht fehlen in der Kooperatio­nsvereinba­rung die Aspekte der Integratio­n für geflüchtet­e Menschen in Düsseldorf, das sollte nachgebess­ert werden.“

Angela Hebeler, Fraktionss­precherin der Grünen, schätzt das anders ein. „Wir haben in den beiden Kapiteln Integratio­n und Soziales gemeinsam mit der CDU unter anderem die Fortsetzun­g der niedrigsch­welligen Sprachkurs­e, die Weiterentw­icklung der Welcome Points und Hilfen beim Wechsel der Geflüchtet­en in eine eigene Wohnung vereinbart.“

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FOTO: BRETZ Miriam Koch leitet das Amt für Migration und Integratio­n.

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