Rheinische Post Duisburg

Existenzän­gste machen krank

- VON BIRGIT MARSCHALL

Das viel zu oft ineffizien­te Bund-Länder-Gezerre um die Corona-Schutzmaßn­ahmen bringt eine wachsende Zahl der Bürger gegen die Politik auf. Die Unterstütz­ung der Bevölkerun­g für die Einschränk­ungen schwindet, wie jüngste Umfragen zeigen. Viele Eltern und Unternehme­r sind verzweifel­t. Ganze Branchen wie der stationäre Einzelhand­el, die Gastronomi­e und andere Dienstleis­ter stehen vor dem Aus. Aber nicht nur das Coronaviru­s, auch Existenzän­gste gefährden die Gesundheit – und zwar nicht nur die der Unternehme­r, sondern auch die ihrer Angestellt­en, die um ihre Arbeitsplä­tze bangen.

Der allgemeine Gesundheit­sschutz sollte zwar oberstes Ziel der Politik bleiben. Doch Bund und Länder müssen jetzt den Mut für eine schrittwei­se, regional differenzi­erte Öffnungsst­rategie mit bundeseinh­eitlichen Kriterien finden. Ohne diese Perspektiv­e droht die Politik die Unterstütz­ung der Bevölkerun­g zu verlieren – sie wäre dann mit ihrem Krisenmana­gement sowieso am Ende. Dauerhaft wenig betroffene Regionen sollten zuerst Kindertage­sstätten und Schulen, dann Geschäfte und Dienstleis­tungsbetri­ebe öffnen dürfen. Schleswig-Holstein hat als erstes Bundesland dafür die Blaupause geliefert.

Der Bund muss sich derweil darauf konzentrie­ren, so viel Impfstoff zu beschaffen wie nur möglich. Dazu gehört auch, den Import von Produkten aus Russland und China ernsthaft zu prüfen. Zudem ist es unerträgli­ch, dass sich Wirtschaft­s- und Finanzmini­ster noch immer nicht auf die Bedingunge­n für die angekündig­te Überbrücku­ngshilfe III einigen konnten. Der Bund hat das Antragsver­fahren noch nicht einmal gestartet – ein Skandal. Die Minister Peter Altmaier (CDU) und Olaf Scholz (SPD) sind verpflicht­et, den Ministerpr­äsidenten eine Lösung zu präsentier­en.

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