Denkt auch an die Wohnungslosen!
Weite Teile Deutschlands sind eingeschneit, es ist frostig wie seit Jahren nicht. Eine defekte Heizung kann in diesen Tagen zur größten Sorge werden. Während im Homeoffice jederzeit ein heißer Tee Herz und Hände wärmt, verbringen viele Menschen ihr Leben draußen, bei zweistelligen Minustemperaturen. Tag und Nacht. Das müssten sie ja nicht, ist ein gern vorgebrachtes Argument. Wie kann man denn hier durch alle Netze fallen, außer wenn man Drogen nimmt? Das aber ist wohlfeil. Es steht niemandem zu, von außen Einzelschicksale zu bewerten, Entscheidungen zu verurteilen. Die Realität ist häufig komplizierter als das Hartz-IV-System. Manch einen hält schon sein treuester Begleiter, der Hund, davon ab, in eine Notunterkunft einzukehren – weil Tiere dort eben nicht erlaubt sind. Auch Paare sind es meist nicht. Hinzu kommen Corona-Auflagen: Angebote wurden massiv begrenzt oder ganz eingestellt.
Jetzt treiben Kälte Corona die Menschen von der Straße. 17 Menschen ohne festen Wohnsitz sind in diesem Winter bereits draußen gestorben – in Bonn, Berlin, Hamburg, München, Mainz, Köln und Leipzig. Die Dunkelziffer kennt niemand. Wer immer in diesen Tagen regungslose Schlafsäcke in verwaisten Großstadtecken sieht, kann den „Kältebus“rufen – die Nummern der Anbieter werden in sozialen Netzwerken gerade wieder geteilt. Wer selbst keinen Rat weiß oder Hemmungen hat, kann so unkompliziert helfen.
Ein erster Schritt zurück in die Zivilgesellschaft kann klappen, wenn auch die Gesellschaft einen Schritt auf ihre Ränder zu macht. Eine Hotelmanagerin aus Hamburg, die im Frühjahr 2020 ihr Haus geöffnet hatte, um Obdachlose zu beherbergen, berichtete neulich: Es habe in all den Monaten weder Beschwerden noch gravierend schlechte Erfahrungen gegeben. Die Menschen seien vor allem dankbar gewesen.